letzte Kommentare: / "Um Besitz kümmert... damals / Mit einem freien... klagefall / Frau Fabry gefällt... c. fabry


23
April
Namensmechaniken
Einer der beliebtesten Einträge in diesem Weblog besteht aus einer schlichten Liste aus Namen von ehemaligen Studierenden meines Studiengangs. Eine Wahrheit, die Max Goldt aussprach, ist die Konstruktion bemerkenswerter Namen durch den Austausch eines Konsonanten und die direkt damit zusammenhängende Ausstrahlung der Namensträger. "Natthias Neutert" wird genannt oder "Jonika Jahrs". Solche Namen sind Prädiktoren für Erfolg. Mich erfreut seit einiger Zeit der Name des garantiert äußerst erfolgreichen Ex-Kollegens "Timon von der Thüsen".

 
 
09
April
Sell Out
Die archetypische Geisteshaltung meiner Generation sei es, sich "vom System" in seiner Freiheit als Künstler unterdrückt zu fühlen und jeglichen erwachsenen Lebenslauf als "sell out" an "den Kapitalismus" zu empfinden. Für dieses System zu kämpfen, liege uns fern. Das mag stimmen. Aber ich für meinen Teil, habe den "sell out" stärker in Akademia empfunden, dort war der Normierungsdruck wesentlich höher, die Freiheiten geringer. Insofern, doppelter Bullshit, diese angebliche Geisteshaltung meiner angeblichen Generation.

 
 
16
März
Gang vor die Hunde
Ist Erich Kästners "Fabian" das Buch der Stunde? Das Berlin des Romans wirkt "erschreckend aktuell", aber es gibt doch einen entscheidenden Unterschied: Heute ist niemand mehr so arm, dass er/sie hunger muss. Und arbeitslos ist auch fast niemand mehr. Sorgen, die vor zwanzig Jahren noch aktuell waren haben sie ins Gegenteil verkehrt: Gute Arbeitskräfte sind kaum zu finden. Mehr Automatisierung wirkt nicht mehr wie eine Bedrohung, sondern wie eine Möglichkeit zur Erlösung.

 
 
04
Februar
Übergeneralisierung
Geisteswissenschaftler werden eingestellt, weil sie helfen sollen, über den Tellerrand hinauszublicken. So denken HR Abteilungen, häufig voller Geisteswissenschaftler.
Jedoch: Gebrochene Geisteswissenschaftler, die dankbar für jeden Job sind, sind häufig verängstigte Kreaturen und damit oft weniger visionär, als übersprudelnde Techies, wenn man sie mal sprudeln lässt und nicht nur schnellen Output verlangt.

 
 
31
Januar
Eurozentrismus
Alte europäische Städte sind die besten. Das ist fast schon eine Tautologie: Diese lebenden Museen, angereichert mit Stil und Kultur sind die Definition der guten Stadt. Städte in anderen Kontinenten können versuchen das nachzumachen, aber werden daher maximal als gute Kopie durchgehen - oder sie müssen andere Reize haben, die man aus perversen Gründen geil finden könnte - sowas geht aber nicht als gut durch, sondern als willkommene Abwechslung.

 
 
26
Januar
Ängste
Überall Ängste vor der KI, die uns alle töten wird, die bald schon alles, wirklich alles besser können wird als wir Menschen. Doch niemand zieht daraus, den Schluss, dass Kinder weniger ihre Ratio trainieren sollten. Mathe sollen sie immer noch pauken. Naheliegend wäre doch, die spezifisch menschlichen Dinge zu üben, die Empathie, menschliche Wärme, die Seele, Kunst. Dinge, bei denen es nicht auf Perfektion ankommt, bei denen man gar nicht sagen könnte, ob eine KI sie "besser" kann - weil man sie von einer KI gar nicht haben will.
Aber diesen Schwenk in der Erziehung ihrer Kinder zu machen, davor haben die Ängstlichen zu viel Angst.

 
 
13
Januar
VR und ich
Ich habe die Playstation VR 1, jetzt habe eine neue Meta Quest 3 VR Brille und finde sie geil. Ich warte besessen auf die Apple Vision Pro. VR ist mein Ding, seit ich im Adventurespiel Sam&Max davon gehört habe. Im Jahr 2000 war ich das erste Mal in Berlin und was wollte ich dort finden? Eine VR Station. Es gab noch kein mobiles Internet, ich zog von Bar zu Bar und fragte Leute, wo es denn in Berlin VR geben würde.
Bisher war alles immer langfristig enttäuschend, unpraktisch und asozial. Der Whow-Effekt groß, aber das hat eher zum Herzeigen als zum Selbstnutzen motiviert. Bei der Quest 3 ist das genauso, aber sie zeigt als eine Art Tech Demo, was gutes VR sein könnte. Vielleicht kriegt es Apple wieder hin. (Man muss wissen: Ich bin kein Gamer.)

 
 
18
Oktober
Das Rechte Maß
Das rechte Maß in der Architektur. Rom kennt es nicht. Rom ist derart überdimensional angelegt, derart überwältigend, dass man dem Eindruck nur durch blödes Lachen entkommt. Durchaus genussreich, diese Maßüberschreitung. Wohlabgewogen sind andere Städte.

 
 
30
August
Mein Berlin
Die Kälte Härte Berlins nach dem sengenden Süden. Leben im Klischee: Dort in Italien überquellende Lebenslust, hier Beton, Funktionalismus (der bösen Art, nicht der stilvoll eleganten), Menschen die zur Arbeit hasten oder sich stählen wollen durch grimmiges Joggen. Deutsche Kaulquappengesichter in Funktionswäsche. Blubb. Berlin ist weder der feinsinnig ironische Norden, noch der lebenspralle Süden, sondern dumpfer Schlamm mit Klötzen bebaut, oder noch schlimmer: Klötzchenhäusern. Der Berliner Hedonismus, er scheint in seiner Härte mehr der Unterdrückung von Gefühlen zu dienen, als dem Lustgewinn. Wenn diese coole Härte wenigsten bedeuten würde, dass die Stadt funktioniert wie ein sprichwörtliches Uhrwerk! Tut sie aber angeblich nicht - zum Glück merke ich davon nicht viel. Im Alltag läuft alles perfekt, auf Ämtern ist man ja selten. Und vermutlich finden viele diese stumpfe Techno-Härte cool. Aber cool bin ich ja gar nicht. Was will ich also hier? Naja, leben und arbeiten, das geht schon gut und Berlin ist, so viel muss wohl jeder zugeben, viel mehr als sein Klischee, die Auswahlmöglichkeiten für Lebensstile sind groß. Nur eben nicht auf dem Weg zur Arbeit durch Mitte.
Mir springt dieser Slogan ins Gesicht und scheint mir passend: Wir sägen Beton.

 
 
21
August
Passung
Mailand ist der richtige Ort für hippe Restaurants. In Marokko wirken sie angestrengt und nachgemacht, in Berlin passt die grundsätzlich eher barbarische Kultur der Stadt nicht zu dem von außen hereingetragenen Feinsinn. In Mailand müssen hippe Restaurants sein, genau da gehören sie hin.

 
 
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Last update: 24. Apr, 10:13
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