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21
September
Länge oder Technik?
Es soll heute mal so richtig unprätentiös werden, dafür länger. Was ist wichtiger: Länge oder Technik? Auf jeden Fall Formulierungskunst und die kann bei mangelnder Länge gar nicht zum Tragen kommen. Unprätentiös kann dagegen gar nichts sein, denn das Wort ist selbst wohl eines der prätentiösesten. Schon wieder verknappe ich schonungslos anstatt wortgewaltig auszuschmücken, feine Stickvorlagen für Sentenzen zu liefern, die noch Generationen als Mitgift mitgegeben werden werden. Apropos „werden werden“: Noch vor der Rechtschreibreform durften wir in der Schule zwei schöne Sätze lernen, die ein Wort rekordverdächtig oft wiederholen. Der erste ist selbsterklärend: Ich weiß, daß das „daß“, das das Kind schreibt, mit scharfem ß geschrieben wird. Der zweite benötigt eine Hintergrundgeschichte, die wir im Stil von Witzen formulieren wollen: Stehen zwei vor einem Bäckerei-und-Konditorei-Schild. Sagt der eine: Zwischen Bäckerei und „und“ und „und“ und Konditorei muss mehr Platz gelassen werden. Sagt der andere gar nichts, denn es ist ja kein Witz.
Flugs sind wir ohne Technik aber mit einiger Länge bei einer Bastian Sick verdächtigen Nerderei, oder eleganter Nerderie (ie ist immer feiner als ei) gelandet. Das steht der haute Blogure nicht gut zu Gesicht. Viel besser steht ihr ein Kommentar zu einem Autotest, der mich kürzlich zum Schmunzeln brachte: „Neues Thema: Wer macht an einer Gefällstrecke Autobahn von 7 km von ca. 10% den Gang raus (nicht Motor aus) bei Tempo 100 Limit - ich. Sonst ist mir niemand bekannt. Das spart 10mal mehr als Start-Stopp.“ Hier wird aufs Vortrefflichste die Selbstgefälligkeit der kommentierenden Klasse aufs Korn genommen – vermutlich ohne, dass ihr das, wie bei Selbstgefälligen üblich, selbst bewusst ist. Selbstbewusstsein steht, ähnlich wie zyklische Aufbauten von Texten, immer hoch im Kurs, es ist immer gefragt, das Volk giert danach, Mädchen öffnen ihr Haar und werfen eindeutige Blick, wofür sie wiederum prüfend beäugt werden. Ich halte Selbstbewusstsein für überschätzt. Jeder will es, doch erreicht man es letztlich am ehesten durch Selbstvergessenheit und die will ja wohl keiner. Ha, inkonsistente Wünsche haben die Leute! Inkonsistent sind Kinderzimmer häufig auch, wenn man mir erlaubt, „inkonsistent“ als Metapher für „unordentlich“ zu verwenden. Macht aber nichts! Giorgio Armani hatte auch ein unordentliches Kinderzimmer, aus dem ist trotzdem was geworden, im Gegensatz zu diesem Versuch mal was Längeres zu schreiben, was durch bescheidene Phrasen am Schluss aber auch nicht mehr geändert werden kann.
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