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10
April
Kulturlos
Ich habe ein Experiment hinter mir: Zwei Nächte wurden im Büro verbracht, um zu sehen, ob sich das aushalten ließe. Nun, es lässt sich. Und zwar sehr gut. Wenn ich telefoniere, lese oder schreibe, blende ich den Raum um mich herum völlig aus. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, ob mir ein schöner Raum 300 Euro im Monat wert sein soll, wenn ich ihn nur für acht Nächte benutze, dann entscheide ich mich dagegen. Manche halten gerade das für kulturlos und treffen mich damit natürlich an der empfindlichsten Stelle. Aushalten kann man drei Tage auch, ohne sich zu waschen - trotzdem sollte man das nicht anstreben. Falls ich mich also dazu entschlösse, tatsächlich für zwei Nächte auf ein Zimmer zu verzichten, um dann fünf Nächte eine umso schönere Wohnung zu haben, ist das auch kulturlos? Oder ist es gerade ein Dienst an der Wohnkultur? Das Argument mit der gesellschaflichen Normalität ist jedenfalls keines, besonders nicht, wenn es um Fragen der Kultur geht. Eher müsste man ein Argument bringen, dass Kultur auch über Mindeststandards definiert und außerdem gerade diese Art der Abwägung, wie ich sie betreibe verdammt.
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