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11
Juli
Die Müden
Am Tisch sind sie eher lahm und müssen unterhalten werden, womit ich mir gefalle, hoffentlich so, dass es nicht unangenehm auffällt. Man möchte ja gerne anecken bei denen, aber nicht damit, dass man eingebildet wirkt. Gut, dass ich filmen muss und daher oft verschwinden kann - dann ist es ein Leichtes die Runde wieder etwas aufzumischen, wenn man zurückkommt. Das geht zum Beispiel schon alleine dadurch, dass man Themen von vor 20 Minuten noch mal aufgreift. Keine Sachthemen, natürlich. Die darf muss zwar nicht gänzlich vermeiden - man will ja nicht direkt wie ein Freak wirken - aber man muss schnell von ihnen weg.
Tanzen ist erstaunlicherweise auch ein Ausweg, besonders wenn man es nicht kann. Da kann man nicht blasiert wirken, nur amüsant und vielleicht etwas draufgängerisch. Wenn Michael Jackson zu irgendwas gut ist, dann dazu. Er lädt zu Spasmen ein, man muss das nicht können, man muss nur zappeln. Können wäre sogar hinderlich, wie wirkt denn jemand, der Michael Jackson-Moves perfekt drauf hat? Nach Michael Jackson kann gerockt werden und dann trennen sich die harten von den Müden. Im Zug zurück sitzen sie dann mit liebevoll geneigtem Kopf vor ihrem Notebook und lassen ihre Finger über die Tastatur tanzen, freihändig, ohne Handballenauflage. Die Müden handeln aus Liebe, sie brauchen keine Abstützung und auch keine Exzesse. Sie sind zufrieden mit dem, was sie tun. Für sie ist es auch in Ordnung, wenn eine Hochzeit um ein Uhr endet. Sie sind die Guten, ganz bestimmt. Aber was will ich mit denen?
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