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10
Januar
Kinderlied-Exegese
Nicht nur die Beatles verwirren bisweilen mit widersprüchlichen Aussagen, wenn sie z.B. behaupten, etwas acht Tage pro Woche zu tun (eine Woche hat nur sieben Tage). Dies ist nur ein simpler Widerspruch zu bekanntem Alltagswissen. Doch in vermeintlich simplen Kinderliedern tun sich noch wesentlich komplexere Abgründe auf. So heißt es in einer berühmten Weise "Froh zu sein bedarf es wenig und wer froh ist, ist ein König." Dieses Lied enthält mindestens drei Aussagen: 1. Man braucht nicht viel, um froh zu sein. 2. Wenn man froh ist, hat man viel (=ist ein König). 3. König zu sein ist erstrebenswert. Die dritte Aussage ist nur implizit vorhanden, dennoch ist sie nötig, um dem Lied eine stimmige Aussage zu geben. Denn weshalb sollte man froh sein wollen, wenn man kein König sein wollte? Der Nachsatz wird hier eindeutig benutzt, um dem vorhergehenden als erstrebenswert auszuzeichnen. Doch warum sollte man ein König sein wollen, wenn dieser Zustand keine Freude bereitet? Besitz um des Besitzes willen? Das Lied wirft existenzielle Fragen auf und versteckt sich hinter seiner eingängigen Melodie und der Form des Kanons.
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