letzte Kommentare: / "weil Design keinen... damals / Da sind wir uns... froschfilm / Ich dagegen glaube,... c. fabry | |
21
Dezember
DK 2 - Echt jetzt?
Die meistbesungene Band dieser Webpublikation ist Deichkind. Besonders besungen wurden sie hier. Gestern war wieder Konzert und da mir das aktuelle Album sehr gefällt bin ich hin. Doch diesmal scheint mir alles ein großes Missverständis. Deichkind gilt als grandiose Liveband. Doch die stumpfen unterkühlten Rhythmen und das ironische Genöle in Kombination mit Holzhammerpartyzwang funktioniert plötzlich nicht mehr. Vielleicht auch, weil keine Steigerung des Partywahnsinns mehr möglich ist und die Qualität jetzt immer mehr im Text liegt. Den Text kann leider kaum verstehen, die Max Schmeling Halle ist wohl eher Sport- als Konzertlocation. Vielleicht liegt meine mangelnde Begeisterung aber auch daran, dass technokratische Metamusik ihren Zenit überschritten hat. Ich will wieder Passion, echte Musik, Kunst - und nicht ewiges kluges Unterlaufen und kritisieren. Fast versteige ich mich zu den Thesen von "real und fake culture" - siehe dazu: Ted Gioia. Ja, ich werde älter als ich bin und denke: Der Rock&Roll Circus 1968, das war noch nicht "so ne Musik", das war echt!
15
Dezember
Design oder Nichtsein
Mein zwiegespaltenes Verhältnis zu Mode und Design: Sieht natürlich gut aus, wenn sich Leute damit Mühe geben. Aber es widerspricht meinen egalitaristischen Instinkten und transportiert eine Distinktion vom Plebs, die mir ungut erscheint, weil sie auf nichts anderem als der Distinktion selbst zu beruhen scheint. Eine Elite ohne den Nutzen einer Elite, bzw. nur den Nutzen im Design oder Look. Und für mich als puritanischem Protestanten muss es mehr sein, als nur die Oberfläche. Anders gesehen ist Design der schönste Zweck an sich selbst - und lehrt vielleicht sogar eine Richtung, ohne belehren zu können, weil Design keinen Inhalt hat.
09
Dezember
Bodo
Wir waren bei einem Konzert von Bodo Wartke, der mit Barbaras Rhabarberbar, bekannt durch TikTok und meinen Sohn.
Bodo kann was. Er kann Sprache und Klavier, er kann auch Rhythmus. Sehr gut. Aber nich hervorragend. Er ist zu nett. Er singt über Sachen, bei denen es nicht schaden kann, wenn mein Sohn sie hört, die man mir aber nicht zu erzählen braucht. Zum Beispiel, dass Gewalt gegen Frauen schlecht ist. Da kann man nicht widersprechen. Aber das muss man mir auch nicht sagen. Das Publikum liebt es aber, diese Sachen zu hören und sich bei der Ablehnung von Gewalt gegen Frauen einig zu sein. Ich sage: Bodo bleib lieber bei deinen Sprachzwirbeleien mit Musik.
14
Oktober
Drama
Das was ich mag, das klare, nüchterne, rational-luzide, die Erkenntnis auf den Punkt ist vielleicht gut fürs Leben, aber schlecht für die Kunst. Die braucht schon etwas Idealismus, Drama und Leiden, sonst ist sie lahm, bis auf sehr wenige leuchtende Ausnahmen. In Gedanken erlaube ich mir den Sexismus von männlicher und weiblicher Kunst, von Denken vs. Fühlen zu denken. Denken ist mir näher, nicht weil ich besonders talentiert darin wäre, aber es berührt mich eher als das Fühlen. Den meisten Konsumentinnen von Kunst geht es umgekehrt. Daher funktioniert eine Geschichte über eine junge Person, die "noch nicht leidet" aber auch "noch nicht denkt", zumindest nicht ausgereift, bei niemandem.
01
Oktober
Killn
Bounty und Cocoa, die zwei Berliner Rapperinnen, die meine Töchter sein könnten brüllen zum zweiten Mal energiegeladen und unverständlich auf mich ein. Eine Phrase verstehe ich aber doch: "Mich kann keiner killn! Nur mein Spiegelbild!"
Wollen die beiden jungen Damen vor dem Altern warnen? Oder ist es ein Aufruf zu mehr Selbstbewusstsein? Unklar, wie nur Kunst es ist.
23
September
Länge oder Technik 2
Ein paar Einfälle hat jeder zweite Werber, aber die Ausführlichkeit und Intensität, mit der man ein Thema fruchtbar bearbeiten kann, macht eben auch einen qualitativen Unterschied. Nicht umsonst gibt es den großen Respekt vor dem Buch. Fast niemand hat die intellektuelle Größe, Gedanken über ganze Bücher auszubreiten und immer neue Aspekte zu finden. Natürlich gibt es Trickser, die in Episodenform schreiben oder ein Buch aus Blogbeiträgen bauen. Aber sie sind leicht durchschaut.
Wenn ich mich an Länge versuche, kommt bisher maximal dies heraus: Länge oder Technik?
22
September
Rabbitwhole
Ich bin auch mal introvertiert: Anstatt früher zur Party zu gehen, versuche ich stundenlang die "FM Towns" Version von "Indiana Jones and the Last Crusade" mit den Soundtracks von der CD zum Laufen zu kriegen. Wie es sich gehört, klappt das erst am nächsten Tag und rechtfertigt den Aufwand überhaupt nicht. Genau wie fast alle schönen Dinge den Aufwand nicht rechtfertigen, außer durch: Schönheit.
08
Juli
Kunst können
Ich wäre gerne einer, dem Kunst wirklich so viel wert ist, dass er auf dem Kunstmarkt kaufte. Und dann die Kunst nicht aufhängen, sondern nur Sammeln und gelegentlich betrachten würde. Und mir sicher in meinem Urteil wäre, was gute Kunst sei. Der nicht nur Kunstwollen betreibt, sondern Kunstmüssen fühlt.
30
Mai
Fantasie
Realismus in der Literatur beeindruckt mich mehr als Fantasy. Fantasy ist einerseits komplett unhinged, alles ist möglich, es gibt von außen gar keine Möglichkeit zu beurteilen, ob etwas stimmt oder gut beschrieben ist. Andererseits gibt es extrem starre Genregrenzen. Bei realistischer Literatur ist es umgekehrt: Es werden Dinge oder Szenen beschrieben, die jeder kennen kann. Man merkt also sehr genau, wie gut der Autor in seiner Kunst ist. In der Handlung gibt es aber kaum Grenzen, alles ist möglich, wenn es gut, also genau und glaubwürdig gemacht ist.
26
Mai
Subtilität ohne Sinn
Selten wird ein Film von allen so einhellig gepriesen wie "Past Lives". Besonders werden das Drehbuch und die Dialoge gelobt. Ich verstehe nicht warum. Der Film kommt über Dreiwortsätze kaum hinaus. Meistens wird nur bedeutungsschwanger in die Ferne geblickt. Die Gespräche bleiben komplett an der Oberfläche und sind so beliebig, dass sie ungenau sind. Vermutlich soll das so sein und die Oberfläche deutet Tiefe an, die nicht ausgesprochen werden kann. Wenn das wirklich so gewollt ist, hinkt aber Vergleich mit der von jedem und auch mir verehrten "before" Trilogie von Richard Linklater (bei der nur die ersten beiden Filmtitel mit dem Wort "before" beginnen). Bei Linklater sind die Dialoge auch realistisch, sprudeln aber vor Einfällen. Die Einfälle fehlen mir bei "Past Lives".
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