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... neuere Stories
23
Januar
Griff nebens Klo
Stuckiman und Suter - die ideale Lektüre für die Morgen-, Mittag-, und Abendtoilette. Als Buch würde ich das nicht unbedingt bezeichnen, aber es funktioniert wunderbar als besserer Zeitschriftenersatz. Immer ein paar leichtfüßige, auch kluge und verrückte Gedanken zu einer schönen Mischung aus Ernst und Belanglosigkeit. Kann man immer schnell weglegen und jederzeit wieder zugreifen. Greifen Sie zu!
21
Januar
Geschmack
Max Goldt sei geschmäcklerisch, hörte ich vor vielen Jahren in einem Radiointerview über ihn, den Interviewverweigerer. Ich nahm das Wort vorsichtig in meinen aktiven Wortschatz auf, aber erst jetzt wird mir klar, wie absurd die Bezeichnung von Max Goldt als "geschmäcklerisch" ist. Er ist ja die Definition davon, Geschmacksurteile auf die Spitze zu treiben. Diese Eigenschaft bei einem humoristischen Stilkolumnisten zu kritisieren hat daher weder Sinn noch Geschmack.
12
Januar
Aus Spaß wurde Ernst
Meine Frau versteht, dass Spaß besser funktioniert, wenn man ihn ernst meint. Deshalb bin ich jetzt ihre Anti-Muse, oder Tiramisuse.
08
Januar
DingDing
Ich war über die Feiertage in meiner Heimat, eine stolze Kleinstadt von 34.000 Einwohnern. Die Stadt ist sehr bemüht, was ihr kulturelles Angebot angeht, das Theater hat Tradition, natürlich kein professionelles Ensemble, aber sehr beeindruckend, wie man jedes Jahr zum Jahreswechsel die beeindruckend große Stadthalle füllt und mit Musik und Technik auf ein Niveau hebt, das gar nicht mal besonders weit von den Großstädten entfernt ist. Schön außerdem: Jeder kann mitmachen - diesmal sah ich zwei entfernte Bekannte aus Schulzeiten in den Hauptrollen. Einziger Nachteil: Das Geltungsbedürfnis ist höher als der Kunstsinn. Man spürt jede Sekunde, wie stolz man auf seine Leistungen ist, wie sehr man sich an den großen Städten messen will und darunter leidet der Kunstgenuss bei aller Sympathie dann doch.
06
Januar
Beste!
Man kann ja weder ein noch aus bei den vielen best of Listen und wrapped Videos zum Jahreswechsel. Es fängt oft schon im Dezember an und ich frage mich immer, wie man da schon zurückschauen kann. Es gibt aber eine Liste, nach der ich sogar aktiv suche, obwohl ich mit der Musik nur mit Mühe etwas anfangen kann. Hier ist sie, die besten Liste von Frank Lachmann. Die wird von mir jetzt durchgearbeitet:
https://argh.de/archives/3646/
05
Januar
Kritikerlob
Nach meiner Kritikkritik (oh wie ich Rekursion liebe!) mal wieder Kritikerlob.
Ich sah Hitchcocks Vertigo, am letzten Abend im Haus meiner Eltern. Metacritic 100%, ein Klassiker sollte es ein, ich kannte ihn noch nicht. Der Film wirkt etwas hölznern, etwas lame und schlecht gealtert, viel schlechter als der völlig unvergleichbare "Manche mögen's heiß", der ein Jahr später rauskam. Dennoch hatte der Film eine mystische Qualität und hielt mich in seinem Bann. Die Kritik im New Yorker tut das, was nur exzellente Kritiken können: Sie überzeugt mich entgegen meines spontanen Eindrucks, warum der Film doch ein Meisterwerk ist. Was vielleicht auf den ersten Blick hölzern und unzeitgemäß und sogar innerhalb der Zeit unglaubwürdig wirkt, das Verhältnis von älteren Männern zu jungen Frauen, ist ein Kernthema des Films, die hölzerne Art hat eine glaubwürdige Begründung in der Handlungsebene und auf der Metaebene. Was auf den ersten Blick nach angestaubten 50er Jahren aussieht, ist ausgefuchst und schlau durchdacht. Zum packenden Reißer wird der Film dadurch natürlich nicht, aber was vorher wie eine mystische und unerklärliche Aura wirkte wird durch diese Kritik zur genial erdachten Kunst.
21
Dezember
DK 2 - Echt jetzt?
Die meistbesungene Band dieser Webpublikation ist Deichkind. Besonders besungen wurden sie hier. Gestern war wieder Konzert und da mir das aktuelle Album sehr gefällt bin ich hin. Doch diesmal scheint mir alles ein großes Missverständis. Deichkind gilt als grandiose Liveband. Doch die stumpfen unterkühlten Rhythmen und das ironische Genöle in Kombination mit Holzhammerpartyzwang funktioniert plötzlich nicht mehr. Vielleicht auch, weil keine Steigerung des Partywahnsinns mehr möglich ist und die Qualität jetzt immer mehr im Text liegt. Den Text kann man leider kaum verstehen, die Max Schmeling Halle ist wohl eher Sport- als Konzertlocation. Vielleicht liegt meine mangelnde Begeisterung aber auch daran, dass technokratische Metamusik ihren Zenit überschritten hat. Ich will wieder Passion, echte Musik, Kunst - und nicht ewiges kluges Unterlaufen und kritisieren. Fast versteige ich mich zu den Thesen von "real und fake culture" - siehe dazu: Ted Gioia. Ja, ich werde älter als ich bin und denke: Der Rock&Roll Circus 1968, das war noch nicht "so ne Musik", das war echt!
15
Dezember
Design oder Nichtsein
Mein zwiegespaltenes Verhältnis zu Mode und Design: Sieht natürlich gut aus, wenn sich Leute damit Mühe geben. Aber es widerspricht meinen egalitaristischen Instinkten und transportiert eine Distinktion vom Plebs, die mir ungut erscheint, weil sie auf nichts anderem als der Distinktion selbst zu beruhen scheint. Eine Elite ohne den Nutzen einer Elite, bzw. nur den Nutzen im Design oder Look. Und für mich als puritanischem Protestanten muss es mehr sein, als nur die Oberfläche. Anders gesehen ist Design der schönste Zweck an sich selbst - und lehrt vielleicht sogar eine Richtung, ohne belehren zu können, weil Design keinen Inhalt hat.
09
Dezember
Bodo
Wir waren bei einem Konzert von Bodo Wartke, der mit Barbaras Rhabarberbar, bekannt durch TikTok und meinen Sohn.
Bodo kann was. Er kann Sprache und Klavier, er kann auch Rhythmus. Sehr gut. Aber nich hervorragend. Er ist zu nett. Er singt über Sachen, bei denen es nicht schaden kann, wenn mein Sohn sie hört, die man mir aber nicht zu erzählen braucht. Zum Beispiel, dass Gewalt gegen Frauen schlecht ist. Da kann man nicht widersprechen. Aber das muss man mir auch nicht sagen. Das Publikum liebt es aber, diese Sachen zu hören und sich bei der Ablehnung von Gewalt gegen Frauen einig zu sein. Ich sage: Bodo bleib lieber bei deinen Sprachzwirbeleien mit Musik.
14
Oktober
Drama
Das was ich mag, das klare, nüchterne, rational-luzide, die Erkenntnis auf den Punkt ist vielleicht gut fürs Leben, aber schlecht für die Kunst. Die braucht schon etwas Idealismus, Drama und Leiden, sonst ist sie lahm, bis auf sehr wenige leuchtende Ausnahmen. In Gedanken erlaube ich mir den Sexismus von männlicher und weiblicher Kunst, von Denken vs. Fühlen zu denken. Denken ist mir näher, nicht weil ich besonders talentiert darin wäre, aber es berührt mich eher als das Fühlen. Den meisten Konsumentinnen von Kunst geht es umgekehrt. Daher funktioniert eine Geschichte über eine junge Person, die "noch nicht leidet" aber auch "noch nicht denkt", zumindest nicht ausgereift, bei niemandem.
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