letzte Kommentare: / Volle Zustimmung!... damals / Ist bei mir umgekehrt.... damals / Außer Lesen... froschfilm


21
Februar
Kunstverein
Berlinale, der Beitrag von Hong Sangsoo. Ein poetischer Film, es passiert nichts, er lässt sich viel Zeit, aber er langweilt mich kaum, obwohl ich müde bin und wirklich in der ersten Hälfte gar nichts passiert. Aber es werden Menschen gezeigt, die Dialoge und Settings wirken echt und schräg zugleich, es schwingt immer der Abglanz von Seele mit. Schön. Aber warum dieses unnötige Kunstwollen? Wird der Film besser, weil er mit schlechtem Ton und offensichtlich alten Home-Kameras gedreht wurde? Macht sich der Regisseur damit über europäische Kunstfilme lustig? Das Berlinale Publikum findet den Film anscheinend lustig. Es gibt eine Szene, in der der Protagonist nicht weiß, an welcher Türe er klopfen soll. Das ist ein Schenkelklopfer für viele. Ich sehe in diesem Fall nicht die Schöpfungshöhe für eine lustige Szene erreicht, Fremdscham kann bei dieser Szene auch nicht der Grund sein.
Vielleicht ist die Ambitionslosigkeit von Filmtechnik und Handlung auch eine Metapher auf die Schluffigkeit des Protagonisten. Überzeugt hat sie mich aber nur auf der Metaebene - beim Betrachten des Films hat sie eher genervt als unterstützt. Aber ja, wie wusste ich schon in der 9. Klasse: Große Kunst will gar nicht gefallen - Hong Sangsoo hat dieses Ziel erreicht.

 
 
17
Februar
Elternwissen
"Stray Kids" kennt kaum einer, mit dem ich rede, aber sie füllen ganze Stadien. Mainstreamkultur abseits von Taylor Swift gibt es nicht mehr und auch die ist ja nicht wirklich Mainstream, so wie die Beatles es mal waren. Die Subkulturen werden aber immer größer.
Wenn jetzt ein Vater "Stray Kids" nicht kennt und mit der Rockabilly/Punkband "Stray Cats" verwechselt, wie peinlich sollte ihm das sein? Gar nicht. Er muss nicht Experte für die Subkulturpräferenzen seines Sohnes sein - das wäre ja wohl viel peinlicher.

 
 
11
Februar
Brutalinski
"The Brutalist". Brutaler Film. Viel Kunstwollen und auch Können. Gerne auch Meisterwerk. Besonders beeindruckend, der Twist am Schluss - nicht nur in der Handlung, auch im schrägen Abspann. Ja, Spoileralert, die Endcredits scrollen schräg, zu völlig anderer Musik. Seit "Lola rennt", bei dem die Credits von oben scrollen, haben mich keine Endtitel mehr so überzeugt, dass ein Film es ernst meint, mit der Kunst. Jetzt bleibt nur noch horizontales Scrollen, wenn mich noch ein Film beeindrucken will.
Außerdem gut: Die miesen, kaputten Kapitalisten haben sehr oft recht, mit den gemeinen Sätzen, die sie sagen.
Leider ist die Hauptfigur ein eindimensional tiefsinnig, manisch, trauriger und unsympathischer Künstlerklischeetyp und der Handlungstwist ist doch zu unglaubwürdig.

 
 
01
Februar
Wahrheiten
Die Weisheit der sechzehnjährigen: "Klappentexte sind eigentlich immer schlecht. Entweder langweilig, oder unglaubwürdig übertrieben."

 
 
23
Januar
Griff nebens Klo
Stuckiman und Suter - die ideale Lektüre für die Morgen-, Mittag-, und Abendtoilette. Als Buch würde ich das nicht unbedingt bezeichnen, aber es funktioniert wunderbar als besserer Zeitschriftenersatz. Immer ein paar leichtfüßige, auch kluge und verrückte Gedanken zu einer schönen Mischung aus Ernst und Belanglosigkeit. Kann man immer schnell weglegen und jederzeit wieder zugreifen. Greifen Sie zu!

 
 
21
Januar
Geschmack
Max Goldt sei geschmäcklerisch, hörte ich vor vielen Jahren in einem Radiointerview über ihn, den Interviewverweigerer. Ich nahm das Wort vorsichtig in meinen aktiven Wortschatz auf, aber erst jetzt wird mir klar, wie absurd die Bezeichnung von Max Goldt als "geschmäcklerisch" ist. Er ist ja die Definition davon, Geschmacksurteile auf die Spitze zu treiben. Diese Eigenschaft bei einem humoristischen Stilkolumnisten zu kritisieren hat daher weder Sinn noch Geschmack.

 
 
12
Januar
Aus Spaß wurde Ernst
Meine Frau versteht, dass Spaß besser funktioniert, wenn man ihn ernst meint. Deshalb bin ich jetzt ihre Anti-Muse, oder Tiramisuse.

 
 
08
Januar
DingDing
Ich war über die Feiertage in meiner Heimat, eine stolze Kleinstadt von 34.000 Einwohnern. Die Stadt ist sehr bemüht, was ihr kulturelles Angebot angeht, das Theater hat Tradition, natürlich kein professionelles Ensemble, aber sehr beeindruckend, wie man jedes Jahr zum Jahreswechsel die beeindruckend große Stadthalle füllt und mit Musik und Technik auf ein Niveau hebt, das gar nicht mal besonders weit von den Großstädten entfernt ist. Schön außerdem: Jeder kann mitmachen - diesmal sah ich zwei entfernte Bekannte aus Schulzeiten in den Hauptrollen. Einziger Nachteil: Das Geltungsbedürfnis ist höher als der Kunstsinn. Man spürt jede Sekunde, wie stolz man auf seine Leistungen ist, wie sehr man sich an den großen Städten messen will und darunter leidet der Kunstgenuss bei aller Sympathie dann doch.

 
 
06
Januar
Beste!
Man kann ja weder ein noch aus bei den vielen best of Listen und wrapped Videos zum Jahreswechsel. Es fängt oft schon im Dezember an und ich frage mich immer, wie man da schon zurückschauen kann. Es gibt aber eine Liste, nach der ich sogar aktiv suche, obwohl ich mit der Musik nur mit Mühe etwas anfangen kann. Hier ist sie, die besten Liste von Frank Lachmann. Die wird von mir jetzt durchgearbeitet:
https://argh.de/archives/3646/

 
 
05
Januar
Kritikerlob
Nach meiner Kritikkritik (oh wie ich Rekursion liebe!) mal wieder Kritikerlob.
Ich sah Hitchcocks Vertigo, am letzten Abend im Haus meiner Eltern. Metacritic 100%, ein Klassiker sollte es ein, ich kannte ihn noch nicht. Der Film wirkt etwas hölznern, etwas lame und schlecht gealtert, viel schlechter als der völlig unvergleichbare "Manche mögen's heiß", der ein Jahr später rauskam. Dennoch hatte der Film eine mystische Qualität und hielt mich in seinem Bann.
Die Kritik im New Yorker tut das, was nur exzellente Kritiken können: Sie überzeugt mich entgegen meines spontanen Eindrucks, warum der Film doch ein Meisterwerk ist. Was vielleicht auf den ersten Blick hölzern und unzeitgemäß und sogar innerhalb der Zeit unglaubwürdig wirkt, das Verhältnis von älteren Männern zu jungen Frauen, ist ein Kernthema des Films, die hölzerne Art hat eine glaubwürdige Begründung in der Handlungsebene und auf der Metaebene. Was auf den ersten Blick nach angestaubten 50er Jahren aussieht, ist ausgefuchst und schlau durchdacht. Zum packenden Reißer wird der Film dadurch natürlich nicht, aber was vorher wie eine mystische und unerklärliche Aura wirkte wird durch diese Kritik zur genial erdachten Kunst.

 
 
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Last update: 17. Jul, 09:46
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