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26
November
Politisch
Es gibt Kunst, die sich politisch nennt, dabei aber nur das Alleroffensichtlichste zeigt, nur ihre Blase bestätigt ohne irgendeinen Twist oder neuen Gedanken. Zum Beispiel wird gezeigt, dass Krieg schlecht ist, oder dass Rassismus existiert. Vielleicht bin ich bei so etwas auf dem ästhetischen Auge blind, was schade ist, denn um Ästhetik sollte es bei Kunst ja gehen. Es fällt mir aber schwer, mich empfänglich für möglicherweise feine Ästhetik zu machen, wenn die Botschaft so holzhammersimpel ist.

 
 
20
November
Große Literatur
Dem Roman "Der Liebhaber" von Maguerite Duras wurde vom Literaturpodcast meines Vertrauens höchstes Lob zu Teil. Selten waren sich die beiden so einige, dass es sich bei einem Buch um große Literatur handeln würde - und dazu noch im Kurzformat, nicht mehr als 120 Seiten. Nach dem Zauberberg also genau das Richtige!
Und es ist wirklich ein großes kleines Buch!
Doch ganz so heiß wie Anselm und Nefeli kann ich den Liebhaber leider nicht lieben.
Was fehlt mir zur großen Liebe?
Entscheidend ist wohl das Ende. Es wird mir zu traumartig meditativ. Das ist immer sehr konsequent und stimmig, aber dieser dauerhaft melancholisch-meditative Tonfall, besonders im letzten Drittel, klang mir doch zu sehr nach besinnlichem Kunstwollen. Gekonntes Kunstwollen zwar, aber ich bin da etwas allergisch oder habe eine zu geringe Aufmerksamkeitsspanne und dürste nach mehr Abwechslung oder Pointierung: das langsame Ausgleiten in Gedanken passt vielleicht zum Leben der Autorin und auch zum Inhalt, aber nicht zu mir. Sehr subjektive Kritik also. Objektiveres Urteil: Große Literatur, insbesondere in der Komplexität der Figuren und ihrer Darstellung mit wenigen klaren Pinselstrichen.

 
 
15
November
Warum Kunst?
Bei Musik stellt sich die Frage nicht. Aber warum gehe ich ins Theater? Die meiste Zeit ist es eher unverständlich und anstrengend. Warum betrachte ich Kunst, die ich nicht verstehe? Warum lese ich Literatur, die ich nicht durchdringe? Vermutlich, weil ich auf der Suche sein möchte. Wenn es nicht ein stumpfes Bildungsbürger-Über-Ich ist, das mich dazu treibt, dann vielleicht dieses: Ein Teil von mir will keine Klarheit, er sucht nach höherer Unklarheit. Der stets strebende Teil, der sich bemüht, aber nie erreicht, nie versteht. Dafür ist die Kunst da. Nur immer wieder in die gleichen Unklarheiten geworfen zu werden oder auf die gleiche Weise provoziert zu werden, befriedigt diesen Anspruch nicht. Deshalb wende ich mich immer wieder dem Guten, Klaren und Schönen zu - den verlässlichen Klassikern. Die kann ich genießen, aber irgendwann reicht es dann mit dem Genuss und ich will wieder verwirrt werden.

 
 
12
November
Zauberberg Finale
Zauberberg durch. Große Literatur, große Kunst, großer Roman, feine Ironie, alles toll, sehr schön lesbar auch der Wikipedia-Eintrag dazu. Ich war faul und hab ihn hauptsächlich auf dem Rad gehört, anstatt mich durchzukämpfen. Bestes Hörbuch ever, Gert Westphal ist der Mann für Mann! Unglaublich wie er den doch oft geschraubten Sätzen durch seine Altmänner-Knorrigkeit eine Leichtigkeit verleiht, als handle es sich um ein Hörspiel, ohne dabei seine Stimme verstellen zu müssen.
Meine einzige lame Kritik bleibt die, dass Thomas Mann nicht weiß, wo er aufhören sollte. Immer noch ein dritter und vierter Anlauf wenn der Punkt längst gemacht ist. Jetzt die Erkenntnis: Im Original ist das noch wilder. Das Hörbuch dauerte über 1000 Minuten und ist dabei aber nicht ungekürzt. Da waren die Hörbuchproduzenten wohl meiner Meinung.

 
 
06
November
Oberflächen
Wie ich den Freunden der Oberflächen, der schönen Dinge, gerne Oberflächlichkeit unterstelle. Simple Freude an Schönheit, ja, die darf man schon haben, die ist auch nicht an sich schlecht. Aber was nicht in Sprache formulierbar ist, kann nicht "deep" sein, denke ich - und ahne, dass mir vielleicht nur das Sensorium für die Tiefe der Oberflächen fehlt.

 
 
23
Oktober
Qual
Für Castorf Kenner vielleicht ein alter Hut und lockt niemanden hinter dem Ofen vor. Mich hat er aber doch beeindruckt, durch maximale Qual. Permanentes Schreien kombiniert mit Ekelszenen und einer Dauer von 5 Stunden. Das erzeugt notwendigerweise Gefühle und könnte in diesem Sinne produktiv sein. Noch sehe ich es nicht, aber ich fühle es noch.

 
 
21
Oktober
Flirr
Die große Frage der Kunst ist die nach der Genauigkeit. Kunst muss genau sein, muss präzise einen Nerv treffen, sonst kann das jeder und was jeder kann, kann keine Kunst sein. Kunst kommt von können. Zu genau darf die Kunst aber auch nicht sein. Dann ist sie Abbildung oder reine Analyse, also bestenfalls eher Wissenschaft als Kunst. Es muss zu der Genauigkeit wieder etwas schwebendes, flirrendes hinzukommen, etwas, das auf abstrakter Ebene berührt, also Seele enthält. Etwas, dass AI per Definitionem nicht können kann.

 
 
20
Oktober
Dillet
Das zwingende Dilletieren von Erwachsenen beim Autorentheater. Die Darsteller dürfen nicht zu gut tanzen können, keine zu perfekten Körper haben: Sonst sieht das nach Musical aus, nicht mehr nach Kunst. Ganz schlecht dürfen sie natürlich auch nicht sein, sondern genau so schlecht, dass sie neben der Performance auch noch Seele ausdrücken können. Wie jeder weiß, ist Perfektion der Seele größter Feind.

 
 
16
Oktober
Nervöse Energie
Ich war in des Goetzens neuem Stück "Barracke" und sah danach seinen Vortrag. Der Vortrag gefiel, besonders gefällt die irr nervöse Energie des Dr. Rainald Goetz.
Und nach jedem Vortrag höre ich mir an was der Musterschüler Benjamin von Stuckrad Barre über seinen Meister zu sagen hat. Er mokiert sich dabei über soziale Unfähigkeiten des Rainald Goetz und wie der sich bei ihm über soziale Unfähigkeiten beschwert, die er, Stuckiman, doch schriftlich so luzide durchschauen würde. Da haben sich zwei Zwirbel gefunden.
Goetz Vortrag hier:
https://www.youtube.com/watch?v=0IfBi3yVD2c

Stuckis Text zu Goetz hier:
https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article163027015/Mir-ist-er-aus-der-Entfernung-sympathischer.html

 
 
15
Oktober
Nebenschablonen
Wenn es eines Beweises bedurfte, dass es durchaus in Ordnung geht, wenn Nebenfiguren schablonenhaft gezeichnet sind, dann der Zauberberg von Thomas Mann. Man nehme Peeperkorn. Übertrieben in jeder Hinsicht, dadurch aber kraftvoll und amüsant. Nebenfiguren dürfen plump sein. Das bringt die Hauptfigur zum Leuchten.

 
 
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