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12
November
Zauberberg Finale
Zauberberg durch. Große Literatur, große Kunst, großer Roman, feine Ironie, alles toll, sehr schön lesbar auch der Wikipedia-Eintrag dazu. Ich war faul und hab ihn hauptsächlich auf dem Rad gehört, anstatt mich durchzukämpfen. Bestes Hörbuch ever, Gert Westphal ist der Mann für Mann! Unglaublich wie er den doch oft geschraubten Sätzen durch seine Altmänner-Knorrigkeit eine Leichtigkeit verleiht, als handle es sich um ein Hörspiel, ohne dabei seine Stimme verstellen zu müssen.
Meine einzige lame Kritik bleibt die, dass Thomas Mann nicht weiß, wo er aufhören sollte. Immer noch ein dritter und vierter Anlauf wenn der Punkt längst gemacht ist. Jetzt die Erkenntnis: Im Original ist das noch wilder. Das Hörbuch dauerte über 1000 Minuten und ist dabei aber nicht ungekürzt. Da waren die Hörbuchproduzenten wohl meiner Meinung.
06
November
Oberflächen
Wie ich den Freunden der Oberflächen, der schönen Dinge, gerne Oberflächlichkeit unterstelle. Simple Freude an Schönheit, ja, die darf man schon haben, die ist auch nicht an sich schlecht. Aber was nicht in Sprache formulierbar ist, kann nicht "deep" sein, denke ich - und ahne, dass mir vielleicht nur das Sensorium für die Tiefe der Oberflächen fehlt.
23
Oktober
Qual
Für Castorf Kenner vielleicht ein alter Hut und lockt niemanden hinter dem Ofen vor. Mich hat er aber doch beeindruckt, durch maximale Qual. Permanentes Schreien kombiniert mit Ekelszenen und einer Dauer von 5 Stunden. Das erzeugt notwendigerweise Gefühle und könnte in diesem Sinne produktiv sein. Noch sehe ich es nicht, aber ich fühle es noch.
21
Oktober
Flirr
Die große Frage der Kunst ist die nach der Genauigkeit. Kunst muss genau sein, muss präzise einen Nerv treffen, sonst kann das jeder und was jeder kann, kann keine Kunst sein. Kunst kommt von können. Zu genau darf die Kunst aber auch nicht sein. Dann ist sie Abbildung oder reine Analyse, also bestenfalls eher Wissenschaft als Kunst. Es muss zu der Genauigkeit wieder etwas schwebendes, flirrendes hinzukommen, etwas, das auf abstrakter Ebene berührt, also Seele enthält. Etwas, dass AI per Definitionem nicht können kann.
20
Oktober
Dillet
Das zwingende Dilletieren von Erwachsenen beim Autorentheater. Die Darsteller dürfen nicht zu gut tanzen können, keine zu perfekten Körper haben: Sonst sieht das nach Musical aus, nicht mehr nach Kunst. Ganz schlecht dürfen sie natürlich auch nicht sein, sondern genau so schlecht, dass sie neben der Performance auch noch Seele ausdrücken können. Wie jeder weiß, ist Perfektion der Seele größter Feind.
16
Oktober
Nervöse Energie
Ich war in des Goetzens neuem Stück "Barracke" und sah danach seinen Vortrag. Der Vortrag gefiel, besonders gefällt die irr nervöse Energie des Dr. Rainald Goetz.
Und nach jedem Vortrag höre ich mir an was der Musterschüler Benjamin von Stuckrad Barre über seinen Meister zu sagen hat. Er mokiert sich dabei über soziale Unfähigkeiten des Rainald Goetz und wie der sich bei ihm über soziale Unfähigkeiten beschwert, die er, Stuckiman, doch schriftlich so luzide durchschauen würde. Da haben sich zwei Zwirbel gefunden. Goetz Vortrag hier: https://www.youtube.com/watch?v=0IfBi3yVD2c Stuckis Text zu Goetz hier: https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article163027015/Mir-ist-er-aus-der-Entfernung-sympathischer.html
15
Oktober
Nebenschablonen
Wenn es eines Beweises bedurfte, dass es durchaus in Ordnung geht, wenn Nebenfiguren schablonenhaft gezeichnet sind, dann der Zauberberg von Thomas Mann. Man nehme Peeperkorn. Übertrieben in jeder Hinsicht, dadurch aber kraftvoll und amüsant. Nebenfiguren dürfen plump sein. Das bringt die Hauptfigur zum Leuchten.
08
Oktober
Schluss
Kunstvoll schreiben kann er ja, der Thomas Mann, wahlloses Beispiel
"Und so war es denn kein Wunder, daß Frau Ziemßen die schnellsten Verkehrsmittel in Anspruch nahm, um zu ihrem Sohne zu stoßen: schon drei Tage nach Abgang dieses humanen Alarmbriefes traf sie ein, und Hans Castorp holte sie bei Schneegestöber im Schlitten von Station „Dorf“ ab, – legte, auf dem Bahnsteige stehend, bevor das Züglein einfuhr, seine Miene zurecht, daß sie die Mutter nicht gleich zu sehr erschrecke, daß diese aber auch nichts Falsches, Munteres mit dem ersten Blick darin lese." Aber er weiß nicht, wann Schluss ist. Sein Ausufern tötet selbst des bestwilligesten Wohlwollen. Dagegen ist die verlorene Zeit ja fast noch konzis.
06
Oktober
Legacy
Die Kinder spielen jetzt Hogwarts Legacy, ich schaue zu. Hogwarts Legacy wird von der Kritik sehr gelobt und ist auch wunderhübsch gemacht. Es wirkt mir aber gleichzeitig wie das letzte Spiel alter Schule als auch wie ein Kind seiner Zeit.
Warum alte Schule? Ich hätte viel mehr Veränderungen und Verbesserungen seit den 90er Jahre erwartet. Die Grafik sieht gut aus, aber nicht unglaublich viel besser als z.B. Half-Life. Das Spielprinzip ist auch ähnlich mechanisch wie früher: Man läuft durch eine Welt, bekommt Aufgaben, redet mit Charakteren, sammelt Punkte. Alles schön gescriptet und mechanisch. Da muss doch schon sehr bald sehr viel mehr gehen. Dynamisch durch AI generierte Filme, die wirklich auf meine Handlungen als Spieler eingehen, zum Beispiel. Kind seiner Zeit ist Hogwarts Legacy bei Repräsentation und Humor. Alle Rassen und Geschlechter sind brav vertreten und alle sind vorallem immer sehr nett zueinander. Irony is over! Over and out!
29
September
Goetz is back
Ich sah des Rainald Goetzens neuestes Stück "Barracke", welches mir stellenweise sehr gut gefiel, insgesamt aber zu unklar war. Rainald Goetz' Vorträge und Antworten auf Fragen mag ich dagegen ohne Abstriche, insbesondere diese überspannte Hellwachheit im Alter.
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