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29
April
Mystizismus, Rationalismus und deren Vereinbarkeit
Aus einer Laune heraus ging ich in die „Bayreuther Raumklang Manufaktur Stereofone“. Boxenbau hat immer mit Mystik zu tun, das war mir klar. Bayreuth auch. (Die Uni hier ist das Gegenteil von Bayreuth.) Peter Zirker ist Boxenbauer, Diplom-Ingenieur, aber Vollmystiker. Seine Boxen darf man nur anhören, wenn man sich wenigstens eine Stunde Zeit nimmt. Der Mann ist verkörperte Leidenschaft. Messungen sind ihm egal. Seine Boxen sollen verzaubern. Er steckt die Mystik des grünen Hügels in seine Holzschachteln und Membranen. Und glaubt daran.
Wahrscheinlich muss man Boxen so bauen und vor allem so verkaufen. Ab einer bestimmten Preisklasse klingen alle recht gut. Der Boxenbauer muss aber glauben, dass seine Boxen die besten sind. Dann schafft er es vielleicht über Hypnose, Telepathie oder irgendwelche Para-Techniken (bewusst oder unbewusst eingesetzt!), beim Hörer Eindruck zu machen. Das ist alles irgendwie interessant. Und nur so kann echte, irrationale Leidenschaft entstehen. Ich kann maximal ahnen, was Leidenschaft sein könnte. Muss mich anstrengen um die Meta-Ebene rauszukriegen. Wahrscheinlich muss man gelitten haben um solche Leidenschaft wirklich in sich zu fühlen und nicht willentlich herbeiholen zu müssen. Nur dann aber kann man Leute damit anstecken. Was Boxen angeht, ist mir Nubert lieber. Die Ingenieursphilosophie, die der Bayreuther so verachtet. Er glaubt tatsächlich, dass man unmessbare Klangunterschiede hören kann. Und ist Ingenieur und baut Boxen! Mystizismus, Rationalismus und deren Vereinbarkeit. Mein Lebensthema. Und ich bin damit schon mal weiter als „die Deutsche“ im Foucaultschen Pendel. [Weiß Eco alles?]
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