letzte Kommentare: / "weil Design keinen... damals / Da sind wir uns... froschfilm / Ich dagegen glaube,... c. fabry


11
Juni
Zugnacht
An einer seltsam-gewohnten Grundstimmung bemerke ich, dass jetzt wirklich Sommer ist. Nächtliche Ankunft in einem verspäteten Zug legt einen schärfenden Schleier über die Dinge und lässt sie in südfranzösischem Licht erscheinen. "Kuli mit Kofferpfand" orange beleuchtet und von niemandem beachtet, dass knarrende Anfahren des Zuges und Durchsagen am Bahnhof wie aus einem vergangenen Film. Unsere Spiegelbilder kaleidoskopisch flackernd und grün im vorbeizischenden Zug auf dem anderen Gleis. Eine leichte Müdigkeit, die die Umgebung schärft anstatt sie zu trüben. Das Ausgeliefert-Sein an die Welt, die es aber gut mit einem meint. Südfrankreich, immer wieder. Das Wissen, wie Gras jetzt klingen würde, wenn welches da wäre. Einzelne Stimmen, hörbare Motoren der Wechsel-Werbeplakate an Haltestellen. Unbegründet-wohlige Zufriedenheit außerhalb der dahingeisternden Welt. Das Wissen, diese Stimmung filmisch einfangen zu können und die gleichzeitige Verwunderung darüber. Saarbrücken ist die Nüchternheit und zum Glück vorbei.

 
Joseph Conrad hätte ob solcher Schreibe seine wahre Freude gehabt!