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14
Mai
Ergebnis eines Staatsempfangs
Vornehme Anlässe sind ok, wenn sie nicht staatstragend sind. Ein Staatsempfang ist das notgedrungen und setzt noch eins drauf, wenn er eine Französin engagiert, die in die verdutzte Menge brüllt, wie sehr ihr Herz Europa liebt. Noch vor ein paar Tagen sagte ich, ich wolle eine anständige Arbeit. Jetzt will ich eine unanständige.
Mehr Mirz Brün!
Ich bin auf einer Konferenz, die schon vom Programm als sinnentleert zu erkennen war. Es fallen alle Schlagworte und keine Inhalte, obwohl Inhalte eigentlich nie fallen, sondern, wenn überhaupt, eher auftauchen oder besser noch: schlichtweg vorhanden sind. Auf derartigen Veranstaltungen bekomme ich immer Lust, ein Punk zu sein. Mit irgendeinem Zwischenruf zu stören, oder wie Jack Nicholoson die Hosen runterzulassen. Herrgottnochmal, wie oft werden schlaue Menschen genötigt völlig belanglosen Grußworten zuzuhören? Ich kann auch keine Minister ernst nehmen, die nicht nur zu solchem Gerede fähig sind, sondern tatsächlich die Zeit haben, auf solchen Konferenzen zu sitzen und dem Gerede zuzuhören. Mobilität für Wissenschaftler in Europa ist wichtig und muss besser werden. So ein Satz wäre noch nicht einmal eine Zeitungsmeldung wert. Warum dann eine ganze Konferenz?
Natürlich wissen die Veranstalter auch, dass man eher wegen der Pausen, als wegen der Inhalte auf Konferenzen geht. Deshalb gibt es für die knapp tausend Teilnehmer viel Zeit, sich kennenzulernen. Ich wollte mir mal wieder beweisen, dass ich doch sozialkompetent bin und lernte pflichtgemäß meinen Nachbarn kennen. Sinnvoller wäre es gewesen, in irgendeine Stadt zu fahren und da jemand anzusprechen, der eine vielversprechende Physiognomie aufweist. Auf inhaltleeren Großkonferenzen sitzen nämlich Menschen, die da hin passen. Und es gibt sie wirklich! Verflucht, es gibt Menschen, die sowas gut finden! Und das aller Verfluchteste ist: Sie sind meistens Geistes- oder Sozialwissenschaftler und ich bin das auch. Hiermit gelobe ich feierlich, dass ich niemals Menschen langweilen will! Und langweilig ist das, was ich langweilig finde. Es war schon schwierig genug, diesen Grundsatz einzuhalten, als ich den Zweitsemestern was über die Relevanz von Praktika erzählen musste. Mehr WITZ, ist die einzig hilfreiche Therapie (oder natürlich Inhalte). Warum bin ich überhaupt auf dieser Konferenz? Nun ja, die Chance auf einen Kurzurlaub im Süden wollte ich mir nicht entgehen lassen. Vielleicht sollte ich ehrlicher/verlogener sein, indem ich die Konferenz einfach verlasse und lese. Nur Lesen (und Leben!) bildet wirklich. Dieses Zeugnis ist wahr. - Mittagspause - Na gut, na gut. Konferenzen sind doch nicht das Schlimmste. Opulente Buffets und großzügige Pausen laden zu ausgiebigen Schlemmereien ein. Wenn dann noch schöne Russinnen in der Buffetschlange stehen, die man mit unoriginellen Lästereien über die Natur von Konferenzen auf holprigem Englisch zwar nicht beeindrucken, ihnen aber immerhin ein wohlwollendes Lächeln aufs Gesicht zaubern kann, ist der Tag gerettet und die Nullreden vom Vormittag verziehen. Die Vorträge sind jetzt zwar nicht besser, eine blondierte Frankfurterin stellt ein x-beliebiges Masterprogramm vor; Inhalte sind jetzt zwar vorhanden, Relevanz fehlt immer noch. Dafür habe ich jetzt einen Tisch vor mir und kann dies tippen, während die Dame vorne langweilt. Hinzu kommt, dass mir wider Erwarten das Zugticket bezahlt wird. Also alles wieder gut? Ja, der Magen ist voll, die Sinne wurden unterhalten, was will ich mehr? Vielleicht den Eindruck, das alles hätte Sinn (=wäre sein Geld wert). Ein Eindruck, den straff organisierte naturwissenschaftliche Konferenzen viel besser erzeugen können. Wo Spione sitzen, da geht es auch um was. Verfluchtes Sehnen nach Straffheit! Warum kann ich den selbstgewählten Pfad der Sinnlosigkeit nicht einmal wenige Jahre mit Genuss gehen? Ich sollte wirklich Buchhalter werden und nicht Philosoph oder Künstler, verdammt! P.S.: Es kam ein externer Engländer und rettete die Veranstaltung endgültig, indem er höflich und bestimmt erklärte, warum es Unsinn ist, sich zu fragen, wie alle netter zueinander sein könnten. Auf externe Engländer ist meist Verlass.
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