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26
November
Vom Lesen in Gesichtern
Das Schönste daran, Teilnehmer und nicht Dozent eines Seminares zu sein, ist die Möglichkeit, den Blick schweifen zu lassen. Als Dozent fokussiert man und die Blicke werden sofort bemerkt. Als Teilnehmer kann man versuchen in Gesichtern zu lesen. Man kann überhaupt beobachten. Und auch hier gilt: Je fremder und neuer das Objekt, desto spannender.
Der Flaneur
Im Sonnenschein wandere ich, nein eher meine Blicke, durch Berlin. In den Medien hat sich, abgesehen von Style-Magazinen, die Charakterisierung durchgesetzt, der Berliner Style würde nerven, weil einer cooler als die andere wäre, aber nichts dahinter wäre.
Mir fällt es ziemlich schwer, von den schönen und stylishen Berlinerinnen nicht beeindruckt zu sein. Ich versuche mir einzureden, dass die Bremerinnen ungefähr gleich aussähen, aber das klappt nicht. Hier tragen alle neue, schicke Mäntel und sind lässig. Die Medien, die ich so lese, lästern über diese gewollte Lässigkeit. Ich kann sie bis jetzt nur als sehr gekonnt bewundern, genieße es dabei auch ein Fremder zu sein, huschende Blicke zu werfen. Ich bin so unlässig, dass ich damit Aufmerksamkeit erzeuge. Ich bin aber anscheinend nicht abstoßend, denn die Aufmerksamkeiten sind freundliche, huschend Rückblicke und Lächeln. Fast dankbares Lächeln. Vielleicht sind alle Schönen einsam. Schönheit ist jedenfalls überhaupt nicht mit Glück korreliert, las ich neulich und glaubte es. Einsamkeit macht dagegen sehr wahrscheinlich unglücklich. Aber sie macht auch wach und empfindlich. Ein Fremder in der Stadt, der niemanden kennt, beobachtet genau. Er hat Zeit. Alles ist neu und intensiv, was bald schon Gewohnheit sein wird. Umzüge produzieren Intensität. Jetzt verstehe ich, warum D. mich neulich sogar um unser Abenteuer beneidete. Man bleibt ja nicht ewig Fremder. Man ist sehr schnell glücklich, wenn man sich nach einem einsamen Tag dann doch traut und die Frauen nicht nur lächeln, sondern reden und E-mail-Adressen austauschen. Glücklich auch, wieder Menschen in ähnlichen Situationen zu treffen. Menschen die auf der Suche sind und nicht solche, deren Weg klar ist und die einem viel Glück wünschen. Glücklich zu sehen, dass man weder alleine ist, noch so schlecht dasteht. Dafür sind Jobmessen gut - für Jobs wohl eher weniger. Die unbegründete Glücksstimmung wird genutzt, es kommt Musik auf die Ohren (The Raconteurs) und ab in die U-Bahnströme. Auch hier wieder beeindruckende Hauptstädter und Häuser, die es in dieser Größe weder in Hamburg, noch in Köln noch in München gibt. Abends fährt mich mein Bruder mit seiner Vespa durch die Stadt. Leider sind meine Haare ab und können nicht mehr im warmen Nachtwind flattern und mich an Bologna erinnern, als mich coole Italienerinnen mitnahmen. Leider erinnert nur noch der Studentenstreik an "Bologna" - man sollte Eigennamen aus politischen Projekten strikt heraushalten. [Stauneblick]
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