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31
August
Lang Lang, früh früh
Was viele Menschen vom Kinderkriegen abhält, könnte auch die Sorge davor sein, langweilig zu werden. Deshalb könnte ein gängiges Modell sein, so lange wild und jung und kinderlos bleiben zu wollen, wie es nur geht und dann, wenn es wirklich knapp wird, bei den Frauen so um die vierzig rum, ernsthaft über Kinder nachzudenken und sich dann diesem Projekt zu widmen und es eben achselzuckend zu akzeptieren, jetzt langweilig zu sein.
Da ist zunächst die Frage, wie das Streben nach der Vermeidung von Langweiligkeit (Langeweile im Sinne von nicht-zu-wissen-was-man-tun-soll hat man mit Kindern wohl eher nicht mehr) zu bewerten ist. Meine Meinung (und meine Meinung zählt): Grundsätzlich fein, wenn man sich mit Langweiligkeit nicht abfinden mag, aber ganz schön hohl und abstoßend, sogar kontraproduktiv, wenn man immer strebend sich bemüht, ja nicht langweilig zu werden und daher die Nido zu kaufen. Wenn's geht, also lieber früh die Kinder kriegen, da sieht man noch knackig genug für das ein oder andere Instagram-Selfie ohne Kind aus und die Kinder kriegt man in sein Leben ohne Kind, das man dann notgedrungen noch hat, weil ja alles noch nicht fertig ist, schon irgendwie unter. Das ist bestimmt mitunter anstrengend, aber möglicherweise eine feine Investition. Man könnte aber auch früh anfangen auf die Rente zu sparen, I see you've got a point there.

Dieser Post wurde nicht von ihren Stöber-Trends, sondern von Amanda Palmer inspiriert, das Dilemma zwischen Kind oder Kunst spitzt die obigen Fragen hübsch zu.

 
Nicht dass ich in dem Lebensjahrzehnt vor Heirat und Vaterschaft (also in meinen Dreißigern) permanent ein aufregendes Leben geführt hätte, erfüllt mit kulturellem Engagement, inspirierenden Reisen und anderen Lebensgenussexzessen. Da war dann, als es auf die 40 zuging, eher schon ein gerüttelt Maß an Langeweile und Überdruß im Spiel, insofern fürchtete ich den neuen Lebensabschnitt mit Frau und Kind nicht als Beginn der Langeweile, sondern als einen neuen, spannenden Abschnitt mit neuen Herausforderungen.

Dass mich dieser Wechsel der Lebenssituation womöglich für andere zum Langweiler macht, habe ich billigend in Kauf genommen. Meine beiden älteren Brüder, die sich schon Jahrzehnte vor mir fortgepflanzt hatten, sind irgendwann auch wieder interessanter geworden, von daher sehe ich elternschaftsbedingtes Langweilertum nicht als unabänderlichen Dauerzustand, der einem ewig anhängt.

Und überhaupt: Dieses krampfige Bemühen, auch als Eltern irgendwie cool bleiben zu wollen (und deswegen ein Käseblatt wie "Nido" zu kaufen), erscheint mir nachgerade lächerlich - liegt doch wahre coolness nach meinem Dafürhalten eher darin, einen gepflegten Schiss drauf zu geben, ob man cool ist oder nicht.
Ja, genau wie ich schrub:

"Ganz schön hohl und abstoßend, sogar kontraproduktiv, wenn man immer strebend sich bemüht, ja nicht langweilig zu werden und daher die Nido zu kaufen."
 
Ja, da sind wir uns völlig einig. Weniger sicher bin ich mir in der Frage, ob das alles nun eher für frühe Elternschaft spricht oder dafür, die Sache hinauszuzögern. Für beide Varianten lassen sich gute Argumente finden...
 
Der Coolness-Faktor eines Paares bleibt bei früher Elternschaft wohl konstanter, die späten Eltern landen möglicherweise härter. Wie immer gilt: Jeder, wie er mag.
 
 
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Last update: 21. Dez, 10:14
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