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17
Mai
Seelenleben
Dummheit lässt sich leicht unterstellen, wenn man die Leute so anhört und anschaut. Doch fällt mir es schwer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass andere Leute dümmer sein sollten als ich. Gut, das mag an mir liegen. Doch ähnlich denken bessere, die Besten sind selten arrogant. Sie sind freundlich und können einfach erklären.
Noch gemeiner ist die Unterstellung der Seelenlosigkeit. Ich hörte die Unterstellung, es gäbe Managertypen, die in Konzerte gingen, aber nicht wüssten wie so. Die Unterstellung fühlt sich glaubwürdig an. Die anderen, das sind Robotermenschen, die nur soziale Codes nachahmen und nicht fühlen können. Genauso glaubwürdig, aber weniger identitätsstiftend ist die Ansicht, dass es sowas nicht gibt. Auch Menschen, die unironisch ?ins Gym? gehen, haben eine Seele. Vermutlich ist ihnen nur anderes wichtiger, als die individuelle Besonderheit ihrer Empfindungen, sondern ihr Dazugehören zur Masse. Im Gegensatz zu den Unterstellern der Seelenlosigkeit haben sie vermutlich auch eher die Möglichkeit, dazuzugehören, weil sie der Mehrheit ähnlicher sind. Deshalb tun sie es und mögen die Dinge, die der Mainstream mag. Nicht mit mehr oder weniger Seele, aber qua definitionem weniger besonders. Doch Seelen müssen nicht besonders sein, um zu existieren. Sie müssen sich noch nicht einmal nach außen zeigen. Der beliebteste Fehler ist es vom beobachtbaren Verhalten von Menschen auf ihr Empfinden zu schließen.
Weise Worte. Vielen Dank.
Jemandem ins Gesicht zu sagen, er habe keine Seele, wäre eine provokative, beleidigende Aggression, die unter "Ehrenmännern", "lupenreinen Demokraten", nur durch eine Herausforderung zum Duell, zur Satisfaktion führen kann, oder? |