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11
Juni
Das Auratische
Lange hing ich der Ansicht an, ich würde nicht an Dingen hängen. Anstatt Bücher zu behalten, führte ich Listen über die gelesenen Bücher. Kunstwerke photographierte ich, die Photos verwaltete ich ausschließlich digital. Lebenspraktisch keine falsche Wahl, aber ein Kategorienfehler. Das auratische, was ich ja doch einzufangen versuchte, lässt sich so nicht erhalten. Bestes Beispiel: Fotos von meinen alten Legomodellen bringen gar keine Freude, die alten Modelle selbst, bei denen ich die einzelnen zerkauten Steine noch kenne, dagegen sehr viel.

 
So ist es. Eine Aura kann es nur geben, wo auch ein materieller Kern da ist - und Sinnlichkeit nur, wo tatsächlich (möglichst viele) Sinne zum Einsatz kommen. Dass das Grinsen der Grinsekatze da wäre, ohne dass auch die Grinsekatze da ist, das kann sich nur ein verrückter Mathelehrer ausdenken.
 
 
Was aber anstellen mit der Aura der Dinge, die von vornherein gestaltlos waren und sind? Haben Sie keine? Kann eine Idee, ein ausformulierter Gedanke, ein Geschmack vielleicht oder ein erlebter Moment keine solche Wiedersehensfreude erzeugen? Ich glaube doch, denn der Aufhänger und somit Erzeuger dafür, den kann ich an fast beliebige Gegenstände knüpfen. Gern kann ich bei Gelegenheit meine Sammlung von Steinen vorführen, die ich bei allen möglichen Gelegenheiten aufgeklaubt habe.
Hui! Sie wieder hier! Lang ist's her! Natürlich kann eine Idee Wiedersehensfreude erzeugen. Bestes Beispiel hier sind Einträge in diesem Weblog. Aber eben nicht nur, ich lerne das Materielle zu schätzen, seine auratische Qualität die sich eben nicht im Reich der Ideen abbilden lässt.
Aura der Dinge die von vornherein gestaltlos waren? Ich fürchte, ich verstehe nicht. Vielleicht hilft die Steinsammlung, gerne beim nächsten Berlinbesuch vorbeibringen.