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06
November
Agenda 2030
Viel fällt mir nicht ein, außer, dass das Blatt sich immer wieder wenden kann, auch sehr unerwartet. Und dass es manchmal richtig schlimm werden muss, bevor es wieder besser wird. Ein "weiter so" wird immer unmöglicher. Also: Abwarten. Von Hoffnung kann ich noch nicht sprechen.
29
September
Sex, Drugs, Rock n Roll
In allen Debatten gewinnt immer die Vorsicht, wer warnt hat Recht: Was könnte nicht alles schiefgehen, wer könnte nicht durch eine Äußerung unabsichtlich getroffen werden? Es gibt immer Gründe gegen alles. Auch in der Sexualität sind es tendenziell die berechtigten Ängste der tendenziell weiblichen Teilnehmer, die bestimmen, was in Ordnung ist und wo die Grenzen verlaufen. Diejenigen, die bestimmen wollen, wohin die Reise gehen soll, können das nur in den engen Grenzen der Vetos aller anderen. Es sei denn, sie sind bereit, Gewalt anzuwenden.
26
September
Indi 3
Letzte Anmerkung, es wird immer dünner, aber ein Rest Wahrheit bleibt hoffentlich: Die Möglichkeit, dass "die Amerikaner" wirklich so sind. Was uns übertrieben und unecht vorkommt. Aber sie sind so, sie empfinden so - weil alles immer viel härter und kritischer ist als im Fluff europäischer Bürgerlichkeit.
24
September
Indi
Dieser ultranervöse, angestrengte hyperndividualismus in "der amerikanischen Literatur". Wie noch unendlich viel wichtiger es im Mutterland des Kapitalismus ist, cool zu wirken, jung zu sein, aktiv zu sein, wie viel Energie auf die sozialen Situationen verwendet wird. Natürlich gibt es das überall, aber nicht in einer deart fundamentalen Form. Es macht die "amerikanische Literatur" stärker, weil sie damit eine ihrer größten Stärken, die Innensicht eines Individuums ausspielen kann.
Die entstehenden Hackordnungen und die Möglichkeit der Inklusion für Misfits und auch innere Anspannung bei dem permanenten Zwang zu performen, im Wortsinn, machen das Leben schwieriger. Darum ist Berlin, wo fast allen alles egal ist, ein Traumort einiger AmerikanerInnen.
15
September
Storypattern
Ein großer Teil aller Geschichten wurde erzählt als Geschichte eines Individuums gegen das Establishment. Rebellion oder auch nur sich missverstanden fühlen von einem unterdrückerischem System oder auch nur den eigenen Eltern. Diese Struktur von Geschichten kommt zumindest im postmodernen Westen an ihr Ende, weil sich jeder als Rebell empfindet und weill Eltern und System das Gegenteil von unterdrückend sind, sie sind wertschätzend, offen etc. Das stimmt natürlich nur für bestimmte Milieus, aber im postmodernen Westen sind es prägende Milieus. Doch sind diese Erzählstrukturen wirklich am Ende? Noch in den 80er Jahren konnte Monty Python mit ihrem bösen Ohrwurm "Every Sperm is sacred" für Aufregung bei Kirche und Gesellschaft sorgen. Heute gibt es einfach andere Tabus. Es sind nicht mehr die alten Institutionen, gegen die man sich auflehnt, es sind oft neue Gepflogenheiten, die zum Gegner gemacht werden, wie die Gendersprache. Wo Rebellentum früher das prägende Erzählelement linker oder aufklärerischer Auflehnung war, können jetzt rechte oder konservative das gleiche Muster für sich benutzen und dankbar sein, dass dieses Muster so gut zieht. Niemand würde einen Film vom Muster "Ein Mensch folgt allen Regeln und gewinnt dadurch" sehen wollen.
04
September
Zustand der Welt
England sei noch kaputter als Deutschland tönt es immer wieder. Doch ich sehe das Drama nicht. Die Tube funktioniert, die Züge auch, manches ist modernern, aber auch hier gibt es schlechtes Handynetz und alberne Papierprozesse. Was ist also der angebliche Verfall? War es früher besser? Vermutlich nicht, aber die Hoffnung auf Verbesserung war tiefer verankert und es ging in vergangenen Jahrzehnten messbar schneller vorwärts, bei Wirtschaftswachstum und Infrastruktur. Dieser Kitt der Hoffnung fehlt jetzt und Menschen malen sich gerne den Zusammenbruch aus, den wir noch gar nicht haben.
02
September
Die großen Fragen
Ich musste 43 Jahre alt werden und noch einmal nach London reisen, bis ich mir die Frage aller Fragen stellen konnte: Warum gibt es Bahnhofshallen? In allen Fällen, insbesondere bei Dampfloks sind überdachte Bahngleise besser als Hallen. Aber man wollte Hallen. Weil man Hallen bauen konnte. Weil Eisenbahnen der heiße Shit waren. Weil Stahlkonstruktionen die Lösung für alles waren. So effektiv war die Angeberei, dass sie heute von allen Menschen außer mir als selbstverständlich angsehen wird. Heute wollen wir alles mit Internet und AI lösen, damals baute man Stahlhallen. Bessere Gründe gibt es nicht für Bahnhofshallen.
24
Juni
Länge und Technik
Qualität von Literatur ist hauptsächlich durch Länge defininiert. Ein paar gute Gedanken hat jeder, ich bin hier der beste Beweis dafür. Doch gute Literatur muss am laufenden Band gute Gedanken produzieren, konsistent gut und ausführlich, nicht nach dem ersten halben Witz aufhören, sondern das Ding weitertreiben und auch noch den großen Bogen spannen, idealerweise sogar die großen Fragen der Menschheit berühren, ohne sie beantworten zu wollen - was der Grundfehler der Philosophie ist. Gute Literatur ist gewissermaßen das Gegenteil guter Philosophie: Die ist klein und genau, darf langweilen, braucht oft nur einen einzigen guten Gedanken, den sie nicht weitertreibt, sonder immer mehr einengt. Große Thesen im kleinen Format - im Sinne dieses Posts nicht gut, machen mir aber immer noch Spaß.
25
Mai
Minderheitsvotum
Wie so Vieles wird Zugfahren besser und billiger. Gesendet aus dem Flixtrain nach Hamburg.
23
April
Namensmechaniken
Einer der beliebtesten Einträge in diesem Weblog besteht aus einer schlichten Liste aus Namen von ehemaligen Studierenden meines Studiengangs. Eine Wahrheit, die Max Goldt aussprach, ist die Konstruktion bemerkenswerter Namen durch den Austausch eines Konsonanten und die direkt damit zusammenhängende Ausstrahlung der Namensträger. "Natthias Neutert" wird genannt oder "Jonika Jahrs". Solche Namen sind Prädiktoren für Erfolg. Mich erfreut seit einiger Zeit der Name des garantiert äußerst erfolgreichen Ex-Kollegens "Timon von der Thüsen".
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