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15
September
Storypattern
Ein großer Teil aller Geschichten wurde erzählt als Geschichte eines Individuums gegen das Establishment. Rebellion oder auch nur sich missverstanden fühlen von einem unterdrückerischem System oder auch nur den eigenen Eltern. Diese Struktur von Geschichten kommt zumindest im postmodernen Westen an ihr Ende, weil sich jeder als Rebell empfindet und weill Eltern und System das Gegenteil von unterdrückend sind, sie sind wertschätzend, offen etc. Das stimmt natürlich nur für bestimmte Milieus, aber im postmodernen Westen sind es prägende Milieus. Doch sind diese Erzählstrukturen wirklich am Ende? Noch in den 80er Jahren konnte Monty Python mit ihrem bösen Ohrwurm "Every Sperm is sacred" für Aufregung bei Kirche und Gesellschaft sorgen. Heute gibt es einfach andere Tabus. Es sind nicht mehr die alten Institutionen, gegen die man sich auflehnt, es sind oft neue Gepflogenheiten, die zum Gegner gemacht werden, wie die Gendersprache. Wo Rebellentum früher das prägende Erzählelement linker oder aufklärerischer Auflehnung war, können jetzt rechte oder konservative das gleiche Muster für sich benutzen und dankbar sein, dass dieses Muster so gut zieht. Niemand würde einen Film vom Muster "Ein Mensch folgt allen Regeln und gewinnt dadurch" sehen wollen.
"Niemand würde einen Film vom Muster "Ein Mensch folgt allen Regeln und gewinnt dadurch" sehen wollen.": Ich schon.
Seit ich die Pubertät hinter mir habe, find ich die Rebellenromantik der 68er albern - und ihre Wiederauferstehung von rechts nur scheußlich. In einer Zeit, wo die Menschheit aufpassen sollte, dass ihr der Laden nicht auseinanderfliegt, gibts wirklich zeitgemäßere Erzählmuster. Ich mag solche Filme ja tatsächlich auch, Filme in denen nichts passiert oder einfach alles gut geht.
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