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27
Juni
Verschulung
Alles jammert über die Verschulung der universitären Curricula. Auch mein Seminar wurde schon als "total verschult" bezeichnet. Dabei ist das einzige, was ich von den Teilnehmern verlange, dass sie die Texte gelesen haben. Dies stelle ich sicher, indem ich die Teilnehmer zwinge, mir vor der Sitzung kurze Antworten zu ein paar Leitfragen abzugeben oder zuzumailen. Ich verlange keine Anwesenheit und ich bin sehr kulant, was die Themen für Hausarbeiten angeht. Wenn "Verschulung" nur bedeutet, dass gewisse Mindesstandards eingehalten werden sollen, ist sie auch an Unis richtig. Nicht jedoch, wenn Wahlfreiheit und selbständiges Arbeiten abgeschafft werden, was hoffentlich nirgends passiert.

 
Dürfte ich Ihnen in diesem Kontext mal diesen Link [via] zuwerfen? Danke.
Gefangen! Erstaunlicherweise ist mir dieser Artikel vor 6 Tagen sogar auf Papier in die Hand gedrückt worden und hat mich nicht überzeugt. Es gibt im Bolognaprozess keinen Zwang zur Anwendungsorientierung, zumindest nicht bei Masterprogrammen. Ein bisschen erzwungener Kanon im ersten Bachelorjahr schadet der Philosophie bestimmt nicht. Man bedenke, dass an deutschen Gymnasien die Philosophie fast vollständig vermieden werden kann! Völlige Reglementierung des Studiums wäre bestimmt falsch, aber die Sicherung von Mindestkenntnissen, z.B. über benotete Einführungsvorlesungen halte ich für einen Fortschritt gegenüber dem völlig offenen Magister. Gefährlich an dem Bolognaprozess ist eher, dass er weitergeht und daher immer mehr Reglementierung beschlossen werden muss.
Also noch einmal, mit Bezug auf den SZ-Artikel:
Verschulung ist eine gute Sache, wenn sie nicht übertrieben wird.
Die Separierung von Forschung und Lehre hat nichts mit dem Bolognaprozess zu tun, sondern mit dem Faktum der Massenuniversität.
Bleibt das Argument der Außen- statt Innensteuerung. Hier sehe ich für neue Bachelorprogramme in der Tat eine Gefahr, da die Reglementierung ansteigt. Konzepte für Studiengänge, die schon um die Jahrtausendwende entstanden sind, wurden dagegen meist nicht von außen übernommen, sondern freiwillig und intern entworfen.
Das viel grundlegendere Problem sind die Mittelkürzungen für staatliche Unis, darunter haben die "Suchenden und Irrenden" in exotischen Fächern wohl wesentlich mehr zu leiden, als unter dem Bolognaprozess.