letzte Kommentare: / "weil Design keinen... damals / Da sind wir uns... froschfilm / Ich dagegen glaube,... c. fabry


11
Juni
Zugnacht
An einer seltsam-gewohnten Grundstimmung bemerke ich, dass jetzt wirklich Sommer ist. Nächtliche Ankunft in einem verspäteten Zug legt einen schärfenden Schleier über die Dinge und lässt sie in südfranzösischem Licht erscheinen. "Kuli mit Kofferpfand" orange beleuchtet und von niemandem beachtet, dass knarrende Anfahren des Zuges und Durchsagen am Bahnhof wie aus einem vergangenen Film. Unsere Spiegelbilder kaleidoskopisch flackernd und grün im vorbeizischenden Zug auf dem anderen Gleis. Eine leichte Müdigkeit, die die Umgebung schärft anstatt sie zu trüben. Das Ausgeliefert-Sein an die Welt, die es aber gut mit einem meint. Südfrankreich, immer wieder. Das Wissen, wie Gras jetzt klingen würde, wenn welches da wäre. Einzelne Stimmen, hörbare Motoren der Wechsel-Werbeplakate an Haltestellen. Unbegründet-wohlige Zufriedenheit außerhalb der dahingeisternden Welt. Das Wissen, diese Stimmung filmisch einfangen zu können und die gleichzeitige Verwunderung darüber. Saarbrücken ist die Nüchternheit und zum Glück vorbei.

 
 
07
Juni
Der beste Spruch ever
Fisherman's Friend rock you. Na, haben Sie's verstanden? Na? Na? Heiteres Schenkelklopfen.

 
 
21
Mai
Abfahrt
Ein Liebevoll-wehmütiger Blick des Abschieds richtet sich auf die Welt und schließt sogar Richtungsanweisungen der U-Bahn ein, die zurück führen würden, die ich aber nicht nehmen darf.

 
 
26
März
In Lähmung
Angenehm müde und steif am ganzen Körper am subjektiv frühen Morgen im Zug ein misanthropisches Buch ausgelesen. Der Zug durchzieht den ersten Frühlingsmorgen, also einen mit rötlicher Morgensonne und nach der Zeitumstellung. Lahme Finger, die keinen Stift halten, stattdessen tippen und unkoordiniert die falschen Tasten treffen oder die richtigen zu schwach drücken, als dass ihre Buchstaben erscheinen würden. Schriftbild! Was ein Wort! Wieder eine Woche Geistlosigkeit, Abwarten, Heise-Newsletter und Geld. Kopenhagen und Italien, die Hoffnung auf den Sommer. Langsames Auftauen. Ein Jahr darf man mit lahmer Hoffnung zubringen. Der Zug kommt an!

 
 
13
März
Geräusche
Dieses sommerliche Brummen von Flugzeugen und die geradezu lieblichen Straßengeräusche, die kein versupptes Rauschen sind, sondern klar getrennt die Bewegungen der Fahrzeuge vermitteln. Akustische Transparenz, jedes Jahr deutlicher.

[memories of a lost summer]

 
 
06
Februar
Lateinbuch-Weisheiten
"Die, die gesund sind, brauchen den Arzt nicht."

"Es ist wichtig, welche Leute man sich täglich anhört".

"Alle Menschen streben nach Freiheit."

 
 
25
November
Das Haptische
Allen wissen es, für mich ist es was Besonderes. Bücher in echten Läden, gar in antiquarischen. Besser noch: In München, in der Amalienstraße. Ein feiner Duft von altem Papier liegt in der Luft, Stühle laden zum Sitzen ein und ich bin, abgesehen von der Verkäuferin allein. Die Straße rauscht leise durch die Einfachverglasung. Bücher auch vor dem Laden. Dann und wann laufen Studenten vorbei. Ein leises Hüsteln einer unsicheren, klickende Schuhe einer, die laufen kann. Eigentlich suchte ich nur eine halbe Stunde Wärme. Jetzt ist "Justine" daraus geworden. Das, geschätztes Amazon, kannst du eben doch nicht.
(und ich will trotzdem ein e-book).

 
 
09
November
Methodologie
"Kuhn and Neurath [...] anticipated the recent naturalistic turn, a turn to which we now, well,...turn."
Wade Hands, Reflection without rules, S.127.

 
 
31
Juli
Kantig
Schafe!

»Das erste Mal, dass er [der Mensch] zum Schafe sagte: »Den Pelz, den du trägst, hat die Natur nicht für dich, sondern für mich gegeben«, ihn abzog und sich selbst anlegte, ward er eines Vorrechts inne, welches er über alle Tiere hatte.«

Außerdem: Über Populismus

Nicht allein daß dieses Verfahren auf das höchst seltene Verdienst einer wahren philosophischen Popularität niemals Anspruch machen kann, indem es gar keine Kunst ist, gemeinverständlich zu sein, wenn man dabei auf alle gründliche Einsicht Verzicht thut, so bringt es einen ekelhaften Mischmasch von zusammengestoppelten Beobachtungen und halbvernünftelnden Principien zum Vorschein, daran sich schale Köpfe laben, weil es doch etwas gar Brauchbares fürs alltägliche Geschwätz ist, wo Einsehende aber Verwirrung fühlen und unzufrieden, ohne sich doch helfen zu können, ihre Augen wegwenden, obgleich Philosophen, die das Blendwerk ganz wohl durchschauen, wenig Gehör finden, wenn sie auf einige Zeit von der vorgeblichen Popularität abrufen, um nur allererst nach erworbener bestimmter Einsicht mit Recht populär sein zu dürfen.

 
 
20
Januar
Abkürzungspoesie
Es passiert mir immer wieder, dass ich "Lebensqualität" mit Lebensqual abkürze. Schön, nicht?

 
 
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Last update: 21. Dez, 10:14
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