Vor Jahrzehnten war es peinlich, sein Mobiltelefon zu zeigen. Jetzt ist es zwar üblich, aber dennoch hoffentlich meist mit einer Spur von Scham belegt, in Gesprächsrunden während des Gesprächs sein Smartphone zu zücken. Selbst, wenn man nur einen Gedanken "mitschreiben" möchte. Zettel und Stift zückt man dagegen mit Stolz.

Diese ganze Zahlenesoterik, der Glaube, man könne da tatsächlich etwas sehen und dann bewirken. Man kann gute Produkte entwickeln, mit denen man selbst zufrieden ist. Der Erfolg stellt sich über die Jahre von selbst ein (wenn man nicht völlig am Markt vorbeibaut). So altmodisch denke ich manchmal, obwohl ich weiß, dass einige der großen Erfolge der letzten Jahre genau NICHT so entstanden sind. Dass die Mehrzahl der Erfolge BWLer-Erfolge sind. Die ganz großen Dinger entstehen so: Am Anfang gegen alle Zahlen und Gründe etwas unglaublich Gutes machen, Erfolg haben und dann die Zahlen kennen und optimieren. Zahlen sind ja ok. Ein Unternehmen ist kein Buch, das man schreibt. Wobei: Data-driven Literature, das wäre auch mal was. (Gibt es, wie bei Filmen, wo der Erfolg an Hand von Schauspielern und Handlungsbestandteilen ökonometrisch geschätzt wird, vermutlich längst).

Wie mich Konzerngeld immer ärgert. Das muss doch alles schlanker gehen, denke ich dann. Bei Städten oder Staaten denke ich erstaunlicherweise nicht so, die sollen irgendwie mehr sein, als nur Effizienz. Dabei nehmen Staaten für ihren Prunk allen Bürgern etwas weg, die Konzerne schaden höchstens ihrer Marge.

"Eltern, die einen Sohn erwarten, sollten einmal über den Vornamen Rezzo nachdenken."

[Inspiriert von ihren Stöber-Trends]

Unter diesem Beitrag fand sich für wenige Stunden ein geradezu poetischer Kommentar, den man wohl als Spam bezeichnen könnte, dessen Spam-Absicht allerdings überaus unklar ist. Er lautete: "There are numbers of great things in the world, however a writhing is not the greatest one. However, a masters buy an essays service can change this situation releasing term papers. Hence, university students will relax." Sehr entspannt und subtil - werden hier Dienste angeboten? Marktschreierich ist das Vorgehen jedenfalls nicht. Ganz oben im Mysteriositäts-Ranking liegt allerdings immer noch der Papier-Post-Spam, der mir erklären wollte, wie ich über Gott zu denken habe.

[Allerdings, schlechterdings]

Das Natürlichkeitsargument ist nicht totzukriegen. Künstliche Brüste sind unnatürlich, raunen die Massen. Ich sage euch, was unnatürlich ist: Haare abschneiden, Deo verwenden, Synthetikklamotten tragen und aus dem Mund nach künstlichem Minzaroma riechen. Jaja, das wissen wir. Es gibt auch ein Buch dazu, mit folgenden "Pluspunkten": "Autor bekanntester Philosoph für das Thema, Thematik hoch aktuell, hervorragend und einführend geschrieben."

Auch sowas, wo ich nicht recht weiß, ob man in irgendeiner Form von Fortschritt sprechen könnte: Küche. Also Restaurantküche. Ein Schild pries ein Restaurant der 80er an. War da alles noch ohne Bio, mit Geschmacksverstärker und Soßenbinder? Und das ist jetzt wieder retro-toll? Jethro Tull ist auch retro-toll.

Sind die meisten Camper deshalb Camper, weil sie Geld sparen wollen? Warum scheinen dann viele extrem teuere Camping-Gerätschaft zu besitzen und dicke Autos zu fahren? Der Sinn von Camping ist doch vermutlich die Freiheit von den zivilisatorischen Mindeststandards Wohnung, Esstisch und Bett. Es geht auch ohne. Es ist alles etwas komplizierter, aber man hat ja Zeit, man kriegt das hin. Nicht ganz Askese, aber doch Verzicht. Und natürlich Natur und Luft und diese Dinge. Aber doch nicht Fernsehen und Luxuswohnmobil. Unverständlich, alles, immer.

War Berlin eigentlich auch mal edel oder wenigstens ähnlich wie andere Städte? Dieser verranzt, verramschte Dreckslook mit dem Uringestank in der Luft - ist der jetzt arm aber sexy? Man kann das alles mögen, sich aber dennoch wundern. Auch die Cafes. In München, Zürich, Wien sind die alten Institutionen prägend. Hier alles neu und bestenfalls liebevoll verramscht. Grandezza: Fehlanzeige.

Wer hat eigentlich das Grillen erfunden? Auch die Wikipedia schweigt sich hier aus. Ich hätte (immer noch) gerne eine Frühgeschichte der Gastronomie oder eher des Kochens. Weinanbau, Bierbraukunst, Brotbacken - das ist alles so unglaublich clever und schon so unendlich lange bekannt.