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30
August
Nicht zweimal
Ich halte meine Taschen zwanghaft leer und schmeiße allen Müll sofort weg. Vor einigen Jahren auch ein Zugticket, welches allerdings auch Rückfahrkarte war, was mir aber erst kurz vor dem Antritt der Rückfahrt auffiel. Da die Rückfahrt von einem Provinzbahnhof starten sollte, hatte ich unglaubliches Glück und fand meine Karte im Müll wieder. Heute eine ähnliche Situation: Nach der U-Bahnfahrt zum Bahnhof kommt die Karte in den Müll. Doch die Kontrolleure sind nicht in der Bahn, sondern erst am Ende der Treppen. Diesmal finde ich die Karte nicht wieder, innerhalb von Sekunden wurde sie vom Großstadtmüll verschluckt. Und Gnade kennen die Kontrolleure diesmal auch nicht. (Zweimal ließen man mich bereits nach einigem Betteln und Erklären gehen!) Zum ersten Mal in meinem Leben muss ich die Strafe wirklich zahlen. Im Zug sehe ich dann die Bild-Zeitung mit folgender Ankündigung auf dem Titel: Dianas letzte Stunden, jetzt als Comic exklusiv in Bild. Nach einigem Grübeln im Zug entschied ich mich, das doch schockierend zu finden - auch die Bild kann sich anscheinend noch unterbieten.
Wilde Kreaturen
Ich fahre mit der Bahn. Als ich an einem unbekannten Ort umsteige, kommt mir ein Bus voll von Gorillas entgegen. Die Tür geht auf, aber die Gorillas bleiben brav auf ihren Plätzen sitzen. Erst beim zweiten Halt in unmittlerbarer Nähe stürzen einige aus dem Bus heraus und umzingeln die anderen umsteigenden Bahngäste. Polizisten versuchen die Gorillas unter Kontrolle zu halten, mir fällt aber auf, dass ihre Uniformen ein Tick zu grün scheinen (sind die in Hamburg nicht neuerdings Dunkelblau?) und die Gorillas sehen auch irgendwie komisch aus. Vielleicht sind das nur verkleidete Witzbolde? Dann haben sie das aber sehr gut hingekriegt, weil man gar nicht sieht, wo das Kostüm anfängt. Diese Dinge gehen mir durch den Kopf, während ich vom Gorillagrüppchen abgedrängt werde, vorbei an einem komischen, überlangen, hellgrünen Schlafsack, der sich mühsam auf dem Boden hin und herwindet- sind da etwa Leute drin? - und ich mich in einer Schulklasse wiederfinde. Dort versucht eine Löwengestalt an meinen Füßen zu nagen. Bei näherer Betrachtung ist es eine ziemlich schlechte Verkleidung. Ins Gesicht ist lediglich eine schwarze Nase geschminkt und auf dem Kopf trägt das Raubtier eine blonde Afro-Perücke, die an ein Missgeschick Angelo Kellys mit einer Steckdose anmutet. In der Hoffnung, der Löwe würde von meinen Beinen ablassen, werfe ich ihm einen Apfel hin, den ich schön vor mir platziert finde. Für ein Eigenlob ob dieses genialen Einfalls bleibt keine Zeit, da schon ein zweiter Löwe vor mir sitzt. Mir wird klar, dass es sich hier um ein Spiel handelt. Ich ziehe also den zweiten Löwen an ein paar Haaren der immernoch faszinierenden Afro-Mähne, worauf dieser aufjault und sich geschlagen gibt. Dann tritt der Spielleiter auf. Es ist ein Mitarbeiter der Bahn. Er meint, er lasse mir das gerade nochmal durchgehen, das mit dem Apfel. Löwen fressen sowas ja bekanntlich nicht, das würde in freier Wildbahn ja niemals so funktionieren. Nun müsse ich nur noch die Station mit der Riesenschlange schaffen und selbst ein Tier werden und dann dürfte ich meine Reise fortsetzen. Ja, ob ich denn nicht gewusst hätte, dass heute "Action-Safari-Tag" bei der Bahn sei? Das hätte doch an den Bahnhöfen ausgehangen, dass an den verschiedensten Orten im Bundesgebiet lustige Tier-Events stattfinden. Das hatten wir auch nicht gewusst, sagen die Löwen in der Schluklasse. Vorne sitzen ein paar jüngere, die das Spiel sichtlich amüsant finden und begeistert Einsatz zeigen. Auf den hinteren Bänken hat sich ein unglückliches Rentner-Grüppchen gebidet, das eigentlich nach Süddeutschland reisen wollte und nun befürchtet, zu spät bei seinen Lieben anzukommen und sowieso nicht versteht, welche seltsamen Dinge in der heutigen Zeit so geschehen. Alle sind froh, wenn die Löwen-Session, um 16 Uhr vorbei ist.
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