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03
September
Ehrlich?
Es wird gesagt, einen Beruf des Geldes wegen zu wählen, sei ehrlicher, als seinen Idealen zu folgen. Das stimmt zwar deshalb, weil jemand, der zugibt, sich für das Geld entschieden zu haben, keinen Grund hat hierbei zu lügen. Dennoch enthält das Ehrlichkeitsargument implizit die falsche Unterstellung, Idealisten seien unehrlich: Dies wird in den meisten Fällen falsch sein, denn Idealisten tun, was sie tun, weil sie es für richtig halten (und sich dabei gut fühlen) - wenn sie es für Geld täten, wären sie dumm. Sie erzeugen damit bei denjenigen, die ihnen nicht folgen, ein unangenehmes Gefühl der moralischen Unterlegenheit, was zu einer unnötigen Verteidigungshaltung führt. Man muss ja gar kein Idealist sein.
Ein ähnliches Ehrlichkeitsargument wird auch beim Vergleich von München und Berlin gezogen, wenn es um Ausgehkultur geht. München sei ehrlicher, man kauft sich eine Prada-Tasche und ist akzepiert. Berlin gebe sich alternativ und offen, dennoch käme nicht jeder überall rein. Hier könnte ein ähnliches Unterlegenheitsgefühlt am Werk sein: Man ahnt, dass die Berliner Clubkultur angesagter ist und nennt die recht leicht zu durchschauenden Codes "unehrlich". Ganz klar also: Wann immer jemand einen anderen unehrlich nennt, ist er einfach nur neidisch, bä!