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03
September
Zuggenuss
Es ist immer leichter zu schimpfen als zu loben. Wer schimpft, macht sich unangreifbar, wer lobt, öffnet sich. Schimpfen schafft auch mehr Gemeinsamkeit, ein geteiltes Übel eint die Menschen. Das liebste Objekt unserer Verdrussbezeugungen ist seit Jahrzehnten die Bahn. In den Neunzigerjahren noch, als Reichsbahn und deutsche Bahn fusionierten, die Bahnreform gerade anlief und die ICEs neu waren und Begeisterung auslösten herrschte noch einmal Optimismus. Eisenbahnfans waren zwar schon damals nur noch die alten Herren. Faszinierend waren die Bahnen nicht mehr. Heute gibt es in Bezug au die Bahn nur noch Hass. Es liegen auch in den Bahnhofsbuchhandlungen keine Bücher mehr aus, die sich der Schönheit des Bahnfahrens widmen. Dabei ist die Grunderfahrung der Bahnfahrt bei allem Ärger, der häufig vorkommt, eine sinnlich sanfte und schöne. Angenehm wiegend surrt man durch die Landschaft, nirgends liest es sich schöner in Büchern oder Magazinen und kein Fortbewegungsmittel ist zeitgemäßer. Von der Romantik paneuroäischer Nachtzugreisen will ich gar nicht reden. Das Jahrzehnt der Bahnen, ich bin voll dafür, auch wenn mindestens die erste Hälfte ein Tal der Tränen ist. Italien (hier muss man anscheinend immer anmerken "ausgerechnet!") ist schon durch.
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