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23
Mai
Ich glaube ich habe meine Unschuld verloren
Berufsanfänger bei uns zu Gast. Jung, viel jünger als ich, nett, fröhlich, klug, gut gelaunt. Allein: Warum stürzen sie sich mit solcher Freude ins Berufsleben? Lassen das Studium ohne ein Schulterzucken hinter sich. Jahreseinkommen und Sofas sind jetzt Themen. Kein Zögern zu erkennen. So, als hätten sie das schon immer gewollt. Und vielleicht ist hier sogar der Konjunktiv fehl am Platze.

 
Die kenne ich!
 
 
Bei mir wäre (!) der Konjunktiv auch fehl am Platze: Das Studium war hart, von studentischer Freiheit keine Spur - dafür gab's viel Angst vor vielen Prüfungen und fast keine Freizeit.
Danach ist man - war ich - endlich mein eigener Herr (auch als Frau) und kann bis heute endlich selber bestimmen, was, wann und wie viel ich wofür tun will.
Mit Sofas hatte es allerdings damals poststudemtisch nichts zu tun.
Es geht ja nicht darum, dass ein Studium locker wäre. Ist es nicht, wenn es gut ist. Aber man hat das Glück für sich selbst etwas lernen zu dürfen. Man muss weder Geld verdienen, noch für andere dumme oder auch kluge Arbeit tun.
 
Das kommt eben sehr auf das Studienfach an: Ich habe NICHTS für mich selber gelernt, sondern nur Zeugs, was ich eben lernen MUSSTE, um den gewünschten Beruf (für den man NICHTS davon braucht) endlich ausüben zu können. Ich musste also permanent kluge überflüssige Arbeit für andere (die Prüfungskommission) tun.
Man musste außerdem Geld verdienen, wenn man halbwegs gut leben wollte...
Freuen Sie sich, wenn es bei Ihnen anders war - offenbar geht es aber vielen netten, klugen, fröhlichen und jungen Leuten ähnlich - oder?
 
Natürlich ist Lernen immer auch Qual und nicht nur Entertainment. Die, die ein klares Berufsziel haben und sich dafür erst quälen und dann glücklich sind, beneide ich. Sie sind mir aber fremd, weil sie anscheinend kein/kaum inhaltliches Interesse kennen.
 
Sie sollten vielleicht kurz klären, wer von Ihnen beiden ein geisteswissenschaftliches Fach studiert hat...
 
Ja. Ich.