Noch nie was über Stucki geschrieben, hier. Dabei ist er doch der Übervater in Gestalt des Sohnes von Rainald Goetz. Und kann wirklich ernsthaft gut schreiben, sogar in durchaus unterschiedlichen Tonlagen, sehr gefühlvoll und überhaupt nicht kalt, wer immer das in die Welt gesetzt hat. Gefällt mir aktuell besser als Max Goldt, Namensgeber dieser Web-Publikation. Und natürlich schreibt er über weiße Männer der achtziger und neunziger. Weil das eben seine Themen sind. Wer ihm oder seinen Texten das zum Vorwurf macht, sollte mal (zum Glück nicht existierende) Texte lesen müssen, bei denen man Stuckrad-Barre gezwungen hätte, gendergerechte Texte zu schreiben. Oder er/sie soll Texte von schwarzen Frauen lesen. Geht ja auch. Schlimm ist nur, wie ich diesen Ungerechtigkeits-Vorwurf selbst schon mitdenke. Obwohl. Ist ja nicht schlimm, wird nur gute Autoren nie hindern oder motivieren, irgendetwas anders zu schreiben.

Ihre Gedanken zeigen, wie sehr dieser Ungerechtigkeitsvorwurf in die Irre geht. Nicht jeder kann alles, und nicht jeder muss alles können. Ihm das vorzuwerfen, wäre dumm. Die Sachen, die er schreibt. die sind wunderbar: leicht und witzig und machen viel Spaß. Sind genau beobachtet und toll geschrieben. Und als Lindenberg-Texter ist er unschlagbar.
Andererseits: Ich hab mal ein ganzes Buch von ihm gelesen, da wurde mir regelrecht flau im Magen. So wie an diesen Sonntagen, wenn man stundenlang am Frühstückstisch gesessen und alles Leckere durcheinander gefuttert hat, ohne nachzudenken, ohne rauszugehen, ohne solides Mittagessen. "Stucki" - ich finde, dieser Kosename passt: Er ist wie ein Sahnehäubchen.

Das wäre dann die Frage, ob er zu den "ganz Großen" gehört. Vermutlich nicht. Vermutlich will er das nicht mal. Aber was er macht, macht er schon sehr, sehr gut. (Vielleicht stößt auch der gepflegte Snobismus auf die Dauer ab.)