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11
Februar
Takis Würger
Vorweg: Etwas zu machen, ist zwar nicht immer schwieriger, aber doch mutiger, als etwas zu kritisieren oder sich über etwas lustig zu machen.

Ein paar Dinge wundern mich an der aktuellen Diskussion: Warum treten die Befürworter der Kunstfreiheit nicht selbstbewusster auf? Sind nicht diejenigen Gaga, die fiktionalisierte Romane als Tatsachenbehauptungen lesen und Gebrauchsanweisungen zur Interpretation von Zitaten verlangen? Die nicht wollen, dass man "Nazi-Schnurren" schreibt? Man kann das natürlich als misslungen kritisieren, aber ein Skandal ist das doch hoffentlich nicht. Grundsätzlich sind mir Bücher lieber, die eine innere Notwendigkeit haben im Unterschied zu pathetischen Pflichtübungen über die großen moralischen Themen. Aber diese Themenpräferenz ist ähnlich wie die Frage, ob verknappte Beschreibungen gepaart mit metaphernreicher Sprache nun gut oder schlecht sind, eine ästhetische, die man interessant diskustieren kann, die aber niemals zum Skandal taugen sollte.

[Wer das liest ist doof.]

 
Zunächst: Ich habe den Roman nicht gelesen und nur die Feuilletons dazu verfolgt. Es gibt also eine nicht zu vernachlässigende Chance, daß der folgende Hinweis an der Sache vorbeigeht.

Aber hier, wie auch bei Teilen der Diskussion im Merkur, vermute ich einen Kategoriefehler: Das Frivole ist eine ästhetische Kategorie, und der Skandal ist ein ästhetischer, kein moralischer.

Das Frivole passiert, wo Kunst ein moralisch stark besetztes Thema behandelt, aber keinen rechten Grund dafür hat als daß das reizvoll ist. Das Frivole ist nicht böse, es ist geschmacklos.

Natürlich darf Kunst das, moralisch und juristisch erst recht, und man muß ihre Freiheit gar nicht verteidigen, wenn jemand sagt: Das stößt mich ab. (Wenn jemand klagt, ist es etwas anderes, aber dafür gibt es ja dann ein Gericht.)

Ich vermute, ein Großteil der Aufregung in diesem Fall kam auch daher, daß ein Verleger beteiligt war, dem man Geschmack zutraut, und jetzt muß man sich fragen: Wer irrt? Die Autorität oder wir?
Das ist ja in jedem Fall interessant.
Mal wieder haben Sie recht und mal wieder wirkt es etwas albern, ist aber wahr, wenn ich behaupt, dass mir genau dieser Gedanke die letzten Tage durch den Kopf ging. Ein moralischer/politischer/juristischer Skandal wird ja gar nicht aufgemacht. Obwohl, doch, es wird ja gegen den Autor geklagt. Dagegen sollte man schon offensiv auftreten dürfen, das traut sich der Autor allerdings nicht, er wirkt sehr hasenfüßig, öffentlich.
 
Verleger als ästhetische Autorität, da besteht zumindest ein möglicher Interessenkonflikt.
 
 
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Last update: 17. Mai, 09:46
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