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10
November
Moral und Eigennutz
Es könnte sein, dass die Mehrheit doch genau anders moralisch gepolt ist, als es in der Ökonomik und bei David Hume gemeinhin angenommen wird: Moralisch handelten wir nur dann, wenn sich langfristig für uns daraus irgendein Vorteil ergeben könnte. Die freiwillige Selbstbeschränkung bringt den meisten gesunden Menschen unter 60 fast nichts, außer vielleicht moralischer Signalwirkung mit der Hoffnung, das möge sich auf spätere Transaktionsmöglichkeiten auswirken. Andererseits könnte es sein, dass die Mehrheit das Risiko überschätzt und diese Krankheit wirklich nicht umgeimpft durchmachen will. Geraucht und Autogefahren wird aber natürlich trotzdem.
Bei mir scheint es so zu sein: Wenn es um mein eigenes Risiko geht, gehe ich gerne ein höheres als der Durchschnitt ein, wenn die Gesamtheit betroffen ist, wie bei Corona, verhalte ich mich vorsichtig, vermutlich weil mir an meinem Selbstbild als moralischer Mensch etwas liegt, nicht weil ich mir davon Reichtum erhoffe.
Das ist wirklich interessant,
denn gerade habe ich mir den Predigttext für nächsten Sonntag angesehen (will morgen dazu eine Andacht halten) und war bass erstaunt, was da zu lesen war. (Lukas 16,1-9) Es handelt sich um ein Gleichnis, in dem ein betrügerischer Vermögensverwalter, der aufgeflogen ist und gefeuert werden soll, schnell noch eben die Schuldscheine derer fälscht, die seinem Noch-Boss noch etwas schulden, damit sie ihm helfen, wenn er künftig arbeitslos ist. Und es heißt in dem Text, dass er es genau richtig macht, dass es klüger ist, schmutzig erworbenes Geld ratz fatz unter den Bedürftigen zu verteilen, selbst wenn man es aus Eigennutz tut, als einem reichen Ausbeuter die Treue zu halten.
Das Gleichnis ist allerdings nur ein Bild und eigentlich geht es noch um ganz andere Dinge, abr ich musste es mehrmals in mehreren Übersetzungen lesen, bevor ich das Gefühl hatte, es verstanden zu haben. Wirklich interessant, diese Bibel! Oft unterschätzt, von mir zumindest.
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