letzte Kommentare: / "weil Design keinen... damals / Da sind wir uns... froschfilm / Ich dagegen glaube,... c. fabry


12
Dezember
Sinn 2.0
Ist ja irgendwie klar, dass das Bedürfnis nach Sinn überhand nimmt, wenn man die Möglichkeiten erweitert. Sind die sozialen Normen streng, gibt es ein paar Misfits, die rebellieren und ausbrechen wollen. Wenn sich die Normen, die bestimmen, was man tun soll, auflösen, muss plötzlich jeder nach dem Sinn suchen. Das überfordert viele und macht sie unglücklich, aber das ist wohl der Preis der Aufklärung. Dazu gehört dann auch die Erkenntnis, dass es den Sinn im Leben nicht gibt. Gott ist tot, Sinn muss man sich selbst suchen. Das überhöht die Erwartungen und nur wenige können damit zufrieden sein, ein gut abgewogenes Durchschnittsleben zu führen. Etwas Besonderes muss es sein und das ist hart, hart, hart. Optimistisch gewendet aber auch gut, gut, gut. Vielleicht müssen wir durch die gesellschaftliche Depression und können dann unsere Durchschnittsleben mit neuer Freiheit akzeptieren. Wohlabgewogen, die spezifische Rechte Mitte finden, gutes tun, aber auch seine Pflicht erfüllen: So individuell muss das Leben gar nicht sein, um gut zu sein.

 
 
10
Dezember
Ängste
Wie viele Menschen gehen feiern, dann aber nicht aus sich heraus, lassen sich nicht gehen, feiern gar nicht wirklich, erleben eher soziale Angst? Zwingen sich also zur Feier, sind dann weder dabei noch mittendrin sondern eher neben sich? Nicht wenige, vermutlich. Wie oft führen soziale Koordinationsprobleme dazu, dass Menschen in Gruppen sich zu etwas entscheiden, was keiner von den Gruppenmitgliedern wollte, aber sich alle irgendwie gezwungen fühlen zu tun. Hypersoziale Wesen wir sind und diese Hypersozialität ist unser Segen und Fluch. Sie ermöglicht eine Zusammenarbeit unglaublichen Ausmaßes, aber sie verhindert oft auch die Wahrheit zu sagen.

 
 
04
Dezember
Bastelhass 2
Wenn ich schon mit API-Anbindungs und Kommandozeilenfrickelei keinen Spaß hatte, warum tue ich mir dann freiwillige Microsoft-Probleme an? Irgendwas muss Microsoft ja richtig machen, zweitwertvollste Firma der Welt, aber Excel ist immer noch auf den drei Plattformen Windows, Mac und Web sehr unterschiedlich und Windows bootet nicht, versucht sich selbst zu reparieren und meldet dann nach Stunden, dass es die Probleme nicht lösen konnte und "no changes were made". Argh. Das Beste daran war die Inspiration, mal wieder bei argh.de vorbeizuschauen. Da macht der Wahnsinn wenigstens Freude.

 
 
02
Dezember
EA - aber nicht Electronic Arts
Der effektive Altruismus beschäftigt sich sehr mit Langfristfolgen und rät dazu, möglichst sofort möglichst viel Geld zur Bekämpfung dieser gefährlicher Langfristfolgen einzusetzen, das Lieblingsbeispiel ist AI alignment zur Bekämpfung der Gefahr, dass überlegene künstliche Intelligenz die Menschheit ausrotten, oder eigene uns unverständliche Ziele verfolgen könnte.
Ich meine: Es könnte sehr rational sein, nicht jetzt sofort oder jedes Jahr Geld für die Förderung dieser Zwecke zu spenden, sondern sein ganzes Leben lang zu sparen und erst nach dem Tod einen hohen Anteil des Erbes für solche Zwecke einzusetzen. Die Spende erfolge möglichst anonym, um die moralische Komponente zu erhöhen. Damit kann man sich wunderbar moralisch fühlen und kann gleichzeitig voll bei der persönlichen Gewinnmaximierung mitspielen - perfekt aligned zum Zeitgeist. Dennoch macht niemand diesen Vorschlag. Vermutlich steckt die Annahme dahinter, dass der moralische Hebel des sofortigen Einsatzes von Geld für gute Zwecke höher ist als der erreichbare finanzielle Zins eines sparsamen und ehrgeizigen Lebens.

 
 
29
November
Bastelhass
Dieses wahnhafte Gefrickel, Batchoperationen, Commandline, API-Anbindungen, alles klappt nie so ganz, man macht immer länger als man will, man ist nie zufrieden. Warum macht man das freiwillig? Man sitzt einfach da und kann nicht anders.

 
 
25
November
Noch mehr Energie
Ok, captain obvious, aber in Sachen Energie unschlagbar sind natürlich Kindergeburtstage. Man muss froh sein, wenn sie ohne Verletzungen enden.

 
 
23
November
Energie!
Ich schrieb davon, dass die Luft raus sei, aus Berlin, dass ein fröstelndes Schweigen sich über die Stadt gelegt habe. Doch dies war eine Fehlwarnehmung! Natürlich: Ein Freitagmorgen! Was erwartet man da in einer Stadt mit Energie: Ruhe. Alle, die was wollen, sind noch im Bett! Freitag Abend dagegen, gestern: An der Eberswalder Straße schon bebt die Stadt vor Energie, Kulturbrauerei und Risa schwemmen Menschen auf die kalten Straßen als wäre es Hochsommer. Im "Zu mir oder zu dir" mitten im Wohngebiet spielt eine DJane, junge Menschen tanzen, spielen Karten, rauchen und leben wie es immer war, nur noch voller. Zwei Ecken weiter geraten wir im "Ballhaus Ost" in einer queere Karaokeparty. Keine Tickets, keine Einlasskontrollen. Wir stolpern wie bei der Rocky Horror Picture Show durch die Türe und der Saal bebt vor freundlicher Energie. Dit is Berlin und the kids are alright!


Beleg:
FAZ, Montag, 4. November 2024, S.16. "Alles eine Frage des Alters"

“Auf der einen Seite sind junge
Menschen unter 30 Jahren so optimis-
tisch, wie man es in den vergangenen
Jahrzehnten nur selten gesehen hat.
Der Krieg in der Ukraine raubte auch
jungen Menschen zwischenzeitlich die
Euphorie, die sich nach dem Ende der
Covid-lockdowns breitgemacht hatte.
Doch mittlerweile ist ihre Zuversicht
wieder zurückgekehrt."

 
 
21
November
Besser böse als langweilig
In meiner Familie haben wir meinen Vater verlacht, wegen seiner damaligen Außenseitermeinung von "Bounty" als Lieblingssüßigkeit und "grün" als Lieblingsfarbe.

 
 
20
November
Reden/Handeln
Alle beschweren sich, dass die Technik ihnen Zeit raubt. Dabei schenkt sie Zeit. Alles geht viel schneller. Wenn wir wirklich das Gleiche machen wollten wir vor 30 Jahren, bräuchten wir vermutlich nur noch ein paar Stunden zu arbeiten. Wir wollen aber keine Ruhe, weder als Individuen, noch als Gesellschaft. Wir können Ruhe gar nicht. Als Individuen werden wir davon verrückt und als Gesellschaft müssen wir bei den schnelleren mitziehen. Aber wir jammern gern, das bleibt wohl konstant.

 
 
17
November
Gemeinsinn
Es gibt die Strömung der common sense Philosophie, die mir gut gefällt. Zum ersten Mal erkenne ich, wie antiphilosophisch sie im Grunde ist. Philosophie ist doch dann nötig, wenn man über den common sense hinaus gehen will, nicht ihn bestätigen. Und das widerum bestätigt mich in meiner schon immer vorhandenen Annahme, dass ich kein Philosoph bin. Schon lange nicht mehr. Nie gewesen. Nur das ich darüber nachdenke, macht mich doch des Philosophen verdächtig.

 
 
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