letzte Kommentare: / "weil Design keinen... damals / Da sind wir uns... froschfilm / Ich dagegen glaube,... c. fabry | |
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23
November
Deep 2
Halbe Gegenposition zu gestern. Melancholie ist vermutlich doch ein Zeichen von Tiefe. Tiefe nicht im Sinne von besonders guten, wohlüberlegten Gedanken. Aber Tiefe im Sinne von etwas, das unter der Oberfläche liegt. Wer traurig ist, redet meistens weniger, gibt weniger preis, wirkt mysteriöser, hat also mehr Potenzial für Tiefe unter der Oberfläche. Kein Wunder, dass ich gegen diese Verfassung anrede. Mysterien liegen mir nicht, ja, ich lehne sie geradezu ab und bestreite einen Erkenntnisgewinn durch mysteriöses Verschwischen der Dinge. Mir ist die Klarheit der Wissenschaft lieber, als die Unklarheit der Kunst. Wenn Aussagen gemacht werden sollen, dann bitte klar. Gefühle gerne unklar, aber unmittelbar.
Dennoch: Tiefe kann per definitionem nur vorhanden sein, wenn nicht alles schon auf der Oberfläche präsentiert wird.
22
November
Melancholie und Gesellschaft
In meinem kulturellen Gefüge gilt nur Melancholie als richtig deep. Heiterkeit eher als oberflächlich, Witz zumindest verdächtig. Betrübtheit, auch Depression ermöglicht den Anschein von Tiefe, tiefer Verzweiflung, Leiden an der Welt.
Ich will dem Entgegenhalten. Es gibt nichts, was an Heiterkeit oder Witz leichter wäre, oder weniger einsichtsvoll. Ja, eine traurige Grundstimmung erhöht vermutlich die Genauigkeit der Wahrnehmung, die aber oft mit negativen Begleiterscheinungen wie Gedankenschleifen einhergeht und eben nicht zu höheren Erkenntnissen, sondern nur zu noch mehr Trübnis führen. Gute, hilfreiche, tiefe Gedanken benötigen vermutlich sogar stabile, zufriedene Persönlichkeiten als Grundlage. Warum also die Formel Leid ist gleich Tiefe? Eine Idee: Im Leid können sich die Unglücklichen leichter spiegeln und erkannt fühlen. Und vermutlich lesen und schreiben unglückliche Menschen lieber, als dass sie mit anderen Leuten scherzen. Daher zeigen Bücher gerne die Melancholie und weisen sie als Tiefsinn aus, ist Selbstschutz hier der Motor? Ich rede gegen mein eigenen Intuitionen an: Ernst ist wichtig und auch überzeugt mich der Satz seit früher Jugend: "Sempre ridere stultorum est." (Immer zu lachen ist der Dummen). Der melancholische Mensch wirkt nachdenklich. Von Dauerlachen und gegen den Ernst hat aber niemand geredet. Es geht hier um die Wahrscheinlichkeit von geistiger Tiefe und die hängt eben nicht mit Trübsal zusammen, hoffentlich korreliert sie nicht mal damit - ich kenne keine Studien, aber ich muss die Behauptung wagen, solange für das Gegenteil keine Beweise, sondern nur Gefühle vorliegen.
19
November
Primmi
Man kennt ja Weinsorten und lacht allgemein nicht mehr über Namen. "Martin Semmelrogge" findet man nicht mehr lustig, leider. Bei "Hawesko - Best of Primitivo" musste ich trotzdem lachen und freute mich darob. Mehr sillyness, bittschön!
10
November
Stille
Schweigen können. Ist schon unter Freunden schwer, aber die ganz harten Säue schweigen eiskalt bevor alle im Call sind. Ich halte das nicht aus und ich giere nach Smalltalk, Menschlichkeit, ein paar Scherze oder freundliche Fragen müssen doch sein bevor man loslegt, oder? Immerhin: Ich habe erfolgreich geübt nicht immer der erste sein zu müssen, der sich meldet. Über das Stadium der fünften Klasse bin ich also hinaus.
07
November
Schmerz komm raus!
Bei Krankheit oder Schmerzen weiß ich zwar rational, dass sie vergehen werden - das unangenehme Gefühl ist aber oft derart präsent und konstant, dass es unvorstellbar scheint, wie es jemals wieder enden soll. Es endet zum Glück meistens doch und verschwindet so unerklärlich, wie es gekommen ist.
04
November
Kult
Bücher, Möbel, Räume - keine Gadgets. Es zeigt sich Weisheit und Kultur in Kaufentscheidungen.
02
November
Aufgeben
Wild irgendwas "machen" an seinem Geburtstag, irgendetwas, das sich vom Alltag unterscheidet. Der Impuls ist gut. Er ist auch dann gut, wenn das, was man tut gar nicht gefällt. Ich war bei Five Guys, es war sehr schlecht. Ich gab mich dem spontanen Impuls hin und trank einen Frappucino von Starbucks - mir wurde fast schlecht davon. Ich ging in eine Spielhölle und fand eigentlich nur das physische "Pong" für vier Personen richtig gut.
Dennoch: Gelungener Abend. Alles. Immer.
01
November
43
Sonne im Herzen, kann man sie lernen? Erzwingen nicht, aber üben wohl schon, wenn man überzeugt davon ist, dass ein sonniges Gemüt die bessere Lebensweise ermöglicht.
Wetterdeutungen, Aberglaube: Sonnenschein als Zeichen für gute Zeiten, nicht für Klimawandel und Dürre. Eine düster dreimblickende Seniorin neben mir hat ein Protokoll der „Senioren-Arbeitskreisleitung“ in der Hand und schreibt mit dürrem Bleistift „falsch“ neben einen Textblock. Auch bestimmt wichtig, aber nicht mein Job. Danke!
29
Oktober
Klassenfahrten
Ich habe romantische Gründe fürs Nachtzugfahren. Sie erinnern an das aufregende Gefühl von Klassenfahrten, obwohl ich niemals bei einer Klassenfahrt im Nachtzug war. Eines fehlt bei diesem altersgemäßen Simulacrum von Klassenfahrt aber naturgemäß. Die unvermeidbar erotische Aufladung. In jungen Jahren war ein notwendiges Necken und Flirten in der Luft, das ich zwar vehement abstritt und dabei nicht erkannte, dass auch dieses Abstreiten mit zum Spiel gehört. Diese Spannung muss mit dem Alter verfallen. Nicht weil der Körper verfällt, nein, das dann doch noch nicht. Sondern weil der Geist im guten Sinne ruhiger wird. Und ganz objektiv ist natürlich auch der Dating-Markt kleiner, die Spannung ist raus, die Nachtzugromantik eher Verklärung als Erlebnis. Aber wann verklären, wenn nicht beim Reisen?
17
Oktober
Rationalisten-Treff
Die Erwartung, dass Menschen, die sich Rationalisten nennen, besonders klug seien. Eher scheinen sie nicht religiöse Menschen zu sein, die Halt suchen. Sie sind auf dem richtigen Weg, aber das heißt nicht, dass sie dabei schon besonders weit gekommen wären.
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