Selbst kluge Menschen können nicht anders, sie reden in Phrasen. Auch wenn sie nicht nur klug, sondern gebildet sind, anspruchsvolle Literatur lesen. Es geht nicht leicht, ohne Phrase auszukommen. Alles muss immer schnell gehen, besonders im Gespräch, aber auch beim Verfassen von Blogposts. Wir können also gar nicht anders. Die einzige Rettung für die Nicht-Genies, die nicht druckreif sprechen können sind die Anführungszeichen, die man um Phrasen legen kann, wenn man sie während seiner Rede wenigstens bemerkt.

"Süßigkeiten" schrieb ich gestern und genoss den milde nostalgischen Klang des Wortes.

Karaoke. Ich singe mit vollem Drama "sign of the times" und dröhne millionenfach "the bullets" in den Raum. Mein Sohn denkt, das Lied handele von Bulletten.

Sag ich so: "30 Produktteams koordinieren, das ist wie ein Kuchen in den man reingreift." wundere mich und freue mich über mein sprachliches Bild das doch recht stimmig ist.

Sturmfreie Bude, welch ein Traum, welch ein Wort. "Gegen Erstürmung und gewaltsames Eindringen gesichert, uneinnehmbar." So fühlt man sich als Jugendlicher gegenüber seinen Eltern, zumindest abends, am Wochenende.

Freunde sind die einzigen Freunde und die Familie die einzige Familie die man hat. Diese Begriffe sollte man rechtlich vor Missbrauch schützen.

Manche sprechen das Wort Sexualität geradezu lustvoll nicht nur mit stimmlosen, sondern sehr scharfem ß aus, was natürlich ein Fehler ist, aber sie tun es mit einer deratigen Selbstverständlichkeit, dass es überlegen und sssexuell kompetent wirkt.

Die Mutter beschwert sich über den ranzigen Fettgeruch des Pommeswagens. Ihre Söhne bezichtigen sie des Fatshamings.

Man lacht nicht über Namen, das ist kindisch. Aber diesen Namen fande ich doch bemerkenswert. Folgende Mail erhielt ich "Hi there, I'm Nannearl, a Researcher at Figma" und fragte mich sofort ob das die amerikanische Version der Schwester von Mozart sei, oder alter englischer Adel.

Interdentalbürsten sind die Interkontinentalreisen des kleinen Mannes.