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26
September
Apfelnamen
Unglaublich, wie die Apfelindustrie das geschafft hat, ihre Brands weltweit durchzusetzen. Wie hoch sind wohl die Lizenzgebühren, wenn man seinen Apfel "Granny Smith" nennen will? Außerdem perfide: Die subitle Anpassung an lokale phonetische Gegebenheiten. Goulden Delizius, sagt man hier. Nicht delicious.
12
September
Eigentlich wollte ich mich nur über die Konditionen im Fitnesscenter informieren. Aber kaum meiner persönlichen Beraterin vorgestellt, merke ich, dass sie es auf meine Seele abgesehen haben. Während sich ein endloser Schwall auf Indoktrinationsseminaren auswendiggelernter Sätze über mich ergießt, verringert sich die Aufnahmegebühr auf wundersame Weise von 149 EUR über 29 EUR auf 0 EUR. Letzteres gilt aber nur, wenn ich HIER und JETZT einen Jahresvertrag abschließe. Ich trete die Flucht an. Draußen im Freien ärgere ich mich darüber, dass ich die Preisgabe meiner Telefonnummer nur durch eine schlechte Ausrede verhindern konnte. Ich hätte Ihnen sagen sollen, dass ich als einigermaßen vernünftig denkender Mensch eine große Aversion gegen intransparente Zahlenjonglage besitze, dass jede weitere Beteuerung der Seriösität meinen Verdacht auf höchste Unseriösität verstärkt und ich eigentlich dachte es handle sich um ein Fitnessstudio, nicht um McKinsey oder Scientology.
[Die Stadt ist voller Dealer, sie stehen überall... ...und Niemand kommt hier lebend raus!]
09
September
Die Leute, die früher von der Òdyssee von Hòmer gesprochen haben, reden jetzt von dem Film vòlver.
27
August
Eltern II.
Langsam aber sicher drehen sich die Verhältnisse um. Die Eltern fangen an bei 9live anzurufen und 100 Euro für eine Flasche Aloe vera Konzentrat auszugeben. Selbst vor windigen Finanzberatern, die 7 Euro Eintritt in ihre Werbeveranstaltungen verlangen, machen sie nicht halt. Ich bin schon gespannt, womit man unsere Generation im Alter ausnimmt. Wahrscheinlich immer noch mit Klingeltönen.
12
August
kalte Autobahnraststätte?
Es gibt ein Mysterium bei längeren Autofahrten, das ich nie verstehen werde. Wieso wird auf allen Toilletten der Raststätten und ausschließlich dort, IMMER für Kaminöfen geworben?
28
Juni
Das leidige Thema
Die elenden Fahnenschwenker in schwarz, rot und "gelb" beneide ich manchmal ein bisschen. Meine tief eingebrannte Abneigung gegen nationalistische Anwandlungen jeglicher Art hält mich davon ab, es ihnen gleich zu tun. Ich will ja manchmal auch, aber ich kann es einfach nicht. Auf der Suche nach einer Erklärung für meine "typisch deutsche" Miesepetrigkeit bin ich auf einen möglichen Grund gestoßen.
Kann es sein, dass deutsche Fußballfans ziemlich humorlos sind? Das deutsche Verkleidungszubehör kommt vom Discounter. Eine Schweini-Iro-Matte in den Nationalfarben ist dann schnell das Maximum der Originalität. Und was hat das mit einem liebevollen Blick auf unser Land zu tun? Ist der überhaupt möglich? Können wir uns nicht auch ein bisschen lustig machen über Deutschland, so wie es Schweden mit Pipi-Langstrumpfzöpfen und mit Möhren behangene Niederländer tun? Immer müssen wir uns verkrampft beweisen, dass wir nun auch stolz sein dürfen!! Lieber Herr Schlingensief, es wird Zeit, dass Sie in Fußballtrikot und Hitler-Bärtchen provozieren und für den nächsten Skandal sorgen! Wieso können wir unser Land nicht lieben und darüber lachen? [Lalalalala....Isch liebe deutsche Land]
14
Juni
Intellektuell
Als ich noch sehr jung war und mich für Autos interessierte, erklärte ich meiner Mutter, heutzutage führen "die Intellektuellen" BMW. Sie war erstaunt, glaubte mir aber, da sie meine Überlegenheit bei allem was Autos anging akzeptierte. "Früher, als ich noch studierte", klärte sie mich auf, "fuhren die Intellektuellen Ente." Ich hielt das für Unsinn, weil im Film "Manta Manta" ja eindeutig die blöde Schnepfe Ente fuhr. Und intellektuell war doch irgendwie was Gutes.
07
Juni
Boba fett darf nicht sterben, oder warum Rosenduft so stinkt
Es ist schon etwas her, seit Froschfilm und ich einer Lesung von Max Goldt lauschten. Wir lauschten leider nicht alleine. Vor uns saß eine Reihe betuchter Mitfünfzigerinnen, die einen furchtbar pentranten Rosenduft verströmten.
Ich versuchte vergeblich den Geruchsinn abzuschalten und Max Goldts Stimme herauszufiltern. Ich lauschte krampfhaft und roch, und lauschte und roch, versuchte zusätzlich das schallende Gelächter des Bayreuther Publikums auszublenden und irgendwann kam es bei dieser Sinnesüberreizung zu merkwürdigen Assoziationen, die mir die ganze Lesung ganz tüchtig vermiesten. Max Goldts neues Lieblingsthema scheint das Altern zu sein. Seine Texte drehen sich immer häufiger um Altenheime, alternde Patriarchen, alternative Heilmethoden in Sanatorien etc. etc. Fans sind etwas Schreckliches. Sie glauben nämlich, allein dadurch, dass sie Zeit und Geld in ihr jeweiliges Subjekt der Anbetung gesteckt haben, sei es ihnen etwas schuldig. Immer wollen sie, dass Tocotronic doch unbedingt noch einmal "Michael Ende" spielen sollen, das war doch soo schön provokant. Sie wissen alles besser: Nein, Boba Fett, der Kopfgeldjäger aus Star Wars ist nicht vom garstigen Sarlacc Monster verdaut worden, da irrte George Lucas! Das geht ja GAR nicht, weil, der war nämlich cool! Noch schlimmer ist aber, wenn die fanatisch Bewunderten selbst glauben, sie stünden in der Schuld ihrer Fans. Es würde mich nicht wundern, wenn George Lucas nicht doch noch einen Klon von Boba (oder Jango, wär ja auch egal) aus dem Ärmel schüttelt, wenn er Episode VII bis IX in Angriff nimmt. Vielleicht war ich von Max Goldts Altersheim-Texten auch nur so enttäuscht, weil ich dachte, er wäre mir den "Froschfilm" schuldig? Das Schlimmste ist jedoch, wenn die falschen Leute dasselbe gut finden. Das führt zu einer unüberwindbaren Fan-Identitätskrise.
Gottesbeweis
Wenn sich fünf Individuen über 4 Alternativen einigen müssen, gibt es 10235.000.000.000 Sozialwahlregeln diese Entscheidung zu fällen. Dass wir uns in der Realtität doch einigen können passt mal wieder hervorragend zur Existenz eines handelnden Gottes.
04
Mai
Im Ernst
Das Ostnutella hieß Nudossi. War das planwirtschaftlich verordnete Ironie, oder wie?
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