Die Konversationsform des Zillengelabers kennen nur wir Donaufahrer. 10 Leute auf einem Boot, die Smartphones nicht griffbereit, Themen können nur lose angerissen werden, es gibt keinen Fokus, weil immer wieder was passiert, etwas getan werden muss. Dafür haben alle viel Zeit und sind gut gelaunt. Notwendigerweise wird alles übertrieben und jedes Jahr kommt mindestens ein Meme dazu, diesmal war es die "Rumpfgeschwindigkeit".

Paradox, aber wahr: Dass auswegslose Situationen eben oft doch einen Ausweg haben.

Ich schrieb vor kurzem, dass mich Berlin nicht nerven würde. Die Stadt dankt es mir mit einem der ruhigsten Wochenenden, die ich hier je erlebt habe. Alle Cafés nur halb besetzt, im Mauerpark nur fröhliches Flanieren statt Partystimmung, die Parkplätze leer, die Straßen still. Eine Sommerbrise weht hindurch. Das gibt es also auch ohne Weihnachten oder Brückentage.

Macs gelten als schön, Windows PCs als stillos. Der Fix von Microsoft sind die wirklich schönen Hintergrundfotos auf dem Lockscreen, die das Auge erfreuen und zu einer Websuche anregen sollen. Neulich stand dort dies und brachte mich zum Schmunzeln: "Ein großer Teil dieser Insel vor der Südküste Australiens ist irgendein
Naturreservat."

Parks in Berlin sind zur Zeit in erstaunlich gutem Zustand. Morgens liegt kein Müll rum, das Gras ist grün und frisch gestutzt. Die Sparrunden kommen zur rechten Zeit, sonst schadet das noch dem "urbanen" Image.

Auf der Brücke zur Fischerinsel steht ein Müll-Container, auf dem in großen Lettern das Wort "voll" geschrieben steht. Darf man den jemals leeren?

Vor dem Eingang zur "naked tea party" steht ein Mann mit Glitzer im Gesicht, der mir erklärt, dass man hinter den Vorhängen nackt sei und Tee trinken würde. Es ging aber nicht um Sex, sondern darum den nackten Körper zu entsexualisieren. Ich nicke und sage "Body positive, sex negative." Er zuckt bei dem Wort "negative" zusammen und fügt eilfertig an, dass sensuality schon erlaubt sei. Negativ will er auf keinen Fall sein.

Ich habe einen Lichtwecker von Beurer. Jetzt weckt mich wieder die Sonne, im Winter schien es eine schöne Idee sich von Licht wecken zu lassen, bevor des Telefons Weckmelodie erklingt. Es ist auch schön und schenkt mir Träume. Allerdings: Der Wecker weckt oft nicht. Er macht das eher zufällig, so wie die echte Sonne auch. Manchmal sind Wolken, da bleibt es dunkel. You had one job...

Seit 15 Jahren besuche ich gerne den Humboldthain, als Ort der Frühlingsfrische, als Fahrradumweg, als Geisterbahn in der Nacht, als Freibadort. Erst jetzt fällt mir dieses Schild an seinem Eingang auf. Das ist zu gut gealtert, das kann keine retro Kunstaktion sein. Und es enthält die beste Kontaktsuchanzeige, die mein Auge jemals sah:
"Suche reife, kluge Frau mit Herz und Verstand"

Wie sehr schon ab der vierten Klasse bei einigen Jungs die Abstumpfung durch Männlichkeit beginnt, sämtliche Sanftheit schwindet, Augenleuchten nur noch bei Grobheiten zu sehen ist, ansonsten regungslose Stumpfheit, die seltsam verschobenen Gesichtszüge grauer Männer über den Kinderkopf gezogen, Nichtfrisuren mit auf Wirbeln stehenden Haaren am Hinterkopf und der allgemeine Ausdruck kompletter Leidenschaftslosigkeit.