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07
Juni
Boba fett darf nicht sterben, oder warum Rosenduft so stinkt
Es ist schon etwas her, seit Froschfilm und ich einer Lesung von Max Goldt lauschten. Wir lauschten leider nicht alleine. Vor uns saß eine Reihe betuchter Mitfünfzigerinnen, die einen furchtbar pentranten Rosenduft verströmten.
Ich versuchte vergeblich den Geruchsinn abzuschalten und Max Goldts Stimme herauszufiltern. Ich lauschte krampfhaft und roch, und lauschte und roch, versuchte zusätzlich das schallende Gelächter des Bayreuther Publikums auszublenden und irgendwann kam es bei dieser Sinnesüberreizung zu merkwürdigen Assoziationen, die mir die ganze Lesung ganz tüchtig vermiesten. Max Goldts neues Lieblingsthema scheint das Altern zu sein. Seine Texte drehen sich immer häufiger um Altenheime, alternde Patriarchen, alternative Heilmethoden in Sanatorien etc. etc. Fans sind etwas Schreckliches. Sie glauben nämlich, allein dadurch, dass sie Zeit und Geld in ihr jeweiliges Subjekt der Anbetung gesteckt haben, sei es ihnen etwas schuldig. Immer wollen sie, dass Tocotronic doch unbedingt noch einmal "Michael Ende" spielen sollen, das war doch soo schön provokant. Sie wissen alles besser: Nein, Boba Fett, der Kopfgeldjäger aus Star Wars ist nicht vom garstigen Sarlacc Monster verdaut worden, da irrte George Lucas! Das geht ja GAR nicht, weil, der war nämlich cool! Noch schlimmer ist aber, wenn die fanatisch Bewunderten selbst glauben, sie stünden in der Schuld ihrer Fans. Es würde mich nicht wundern, wenn George Lucas nicht doch noch einen Klon von Boba (oder Jango, wär ja auch egal) aus dem Ärmel schüttelt, wenn er Episode VII bis IX in Angriff nimmt. Vielleicht war ich von Max Goldts Altersheim-Texten auch nur so enttäuscht, weil ich dachte, er wäre mir den "Froschfilm" schuldig? Das Schlimmste ist jedoch, wenn die falschen Leute dasselbe gut finden. Das führt zu einer unüberwindbaren Fan-Identitätskrise.
Gottesbeweis
Wenn sich fünf Individuen über 4 Alternativen einigen müssen, gibt es 10235.000.000.000 Sozialwahlregeln diese Entscheidung zu fällen. Dass wir uns in der Realtität doch einigen können passt mal wieder hervorragend zur Existenz eines handelnden Gottes.
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