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10
September
Egoboost
Wenn man Psychologen, Coaching und dem Mainstream an Selbsthilfe glauben darf, ist die Lösung für alle Probleme, die Menschen haben: Mehr Egoismus. Mehr an sich selbst denken. Zu anderen Nein sagen, sich selbst nicht überlasten. Genügend Pausen machen.
Ich streite nicht ab, dass dieser Rat für manche Menschen in manchen Situationen richtig ist.
Manchmal raubt er aber auch Lebenssinn und die Möglichkeit, sich heroisch zu fühlen. Besonders gut fühlen sich viele Menschen oft, wenn sie sich gequält, aber etwas geleistet haben. Etwas für andere geleistet haben. Auch gesellschaftlich könnte sich der psychologische Mainstream nachteilig auswirken. Gemeinsinn wird reduziert, damit auch der Sinn des Zusammenlebens. Was kurzfristig und im Einzelfall zwingend nötig ist, könnte langfristig und gesamtgesellschaftlich ins Unglück führen. Und es könnte sein, dass wir das an den durchschnittlich eher unglücklichen jüngeren Generationen, die den psychologischen Mainstream tendenziell stärker in ihr Leben integriert haben, schon sehen.

 
 
09
September
Kranke Erinnerungen
Es war erst mild sommerlich, aber ich hatte diese heiße Fieberwüstenluft in meinen Nüstern.

 
 
08
September
Der Wedding
Es war lange ein schaler Scherz, dass "der Wedding kommt". In letzter Zeit macht er diesen Satz aber immer wahrer. Ja, die Hipster sind hier nicht zu finden. Aber die coolen Sachen, auf denen echt was passiert, die nicht irgendwelche staatlichen oder gesponsorten Events sind, die sind hier. Ob koreanischer Karaokeclub, queeres Horrorfilmfestival, Dachterassenbands oder nur der Plötzensee. Sie sind im Wedding.

 
 
07
September
Style
Der genau richtige Grad an Unordnung und Schmutz zeugt von innerer echter Eleganz, nicht dieses entkernt saubere mit Retroapplikationen, diese Apple-Hintergrundhaftigkeit.

 
 
06
September
Design kennt keine Ironie
Wir haben ironisch einen Eichhörnchen-Kalender geschenkt bekommen. Meine Designerin hat ein Eichhörnchen-Bild unironisch als Bildschirm-Hintergrund.

 
 
05
September
Mehr = schlechter
Die lange Nacht der Museen. Ich wäre gern hingegangen, hatte aber zum Glück keine Zeit. Denn mehr Museen sind nicht besser als ein Museum. Das ist die Regel des abnehmenden Grenznutzens, die nicht nur Ökonomen kennen. Zwei Portionen Pasta sind schlechter als eine. Irgendwann ist genug. Mit dem gleichen Argument lehne ich auch Musikfestivals ab. Viele Bands sind nicht besser als eine. Genauso bei Orgien: Mehr Sex ist nicht besser als einmal Sex. Doch offensichtlich habe ich Unrecht: Für viele steckt die Lust im Exzess. Egal ob Sex oder Museen. Doch hinterher, glaubt meinem großväterlichen Rat, erkennt jede/r, dass im Überfluss nicht die Erfüllung liegt. Der Überfluss wirkt nur im Voraus wie eine gute Idee.

 
 
04
September
Zustand der Welt
England sei noch kaputter als Deutschland tönt es immer wieder. Doch ich sehe das Drama nicht. Die Tube funktioniert, die Züge auch, manches ist modernern, aber auch hier gibt es schlechtes Handynetz und alberne Papierprozesse. Was ist also der angebliche Verfall? War es früher besser? Vermutlich nicht, aber die Hoffnung auf Verbesserung war tiefer verankert und es ging in vergangenen Jahrzehnten messbar schneller vorwärts, bei Wirtschaftswachstum und Infrastruktur. Dieser Kitt der Hoffnung fehlt jetzt und Menschen malen sich gerne den Zusammenbruch aus, den wir noch gar nicht haben.

 
 
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Last update: 19. Sep, 15:00
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