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23
März
Iteration

Meine neuen Fans mögen anscheinend Einträge, die ich nicht so toll finde, also, Sklave meiner Leser der ich bin, noch einmal: Seltsamerweise gibt es keinen Zusammenhang zwischen Stil und Intelligenz, obwohl Stilempfinden vermutlich eine der komplexesten kognitiven Tätigkeiten ist. Allerdings sieht man dem Stil die Gründe nicht an, daher kann er leicht kopiert werden. Einen Zusammenhang zwischen Intelligenz und Selbstbewusstsein scheint es doch zu geben. Studenten leiden angeblich besonders häufig unter dem Impostor Syndrom, sie fühlen sich wie Schwindler. Wer klug ist, zweifelt an sich, auch wenn er weiß, dass das nicht besonders klug ist. Wie kann ein intelligenter Mensch aber von Mode begeistert und von seinem Geschmack überzeugt sein - so sehr, dass er sogar ein Modeblog über sich führt (oder überhaupt ein Weblog)?
Weil er eine Sinnlichkeit besitzt, die nichts mit Rationalität zu tun hat. Er/Sie muss fähig sein, den Verstand auszuschalten und zu fühlen und zu genießen. Ein praktischer Meta-Verstand muss her, der nicht nur sagt, wann Verstand sinnvoll ist, sondern auch befähigt ihn an- und auszuschalten. (Vor Jahren hätte ich behauptet, über einen solchen zu verfügen). Kürzer: Man muss spielen können. Einfach ausprobieren. Aber: Man darf natürlich nicht wirklich naiv sein, oder tatsächlich denken, man hätte der Welt etwas zu sagen, wenn das andere besser machen. Deshalb muss man nett, intelligent und lustig sein, wenn man nichts anständiges kann.
Bewusste Naivität sollte aber nicht für professionelle Zwecke missbraucht werden. Die sollen sich ergeben und dürfen nicht geplant sein. Sonst funktioniert das Abschalten des Verstandes nicht mehr. Also rettet die Welt, heiratet, kriegt Kinder, seid unvernünftig und vor allem: Legt den professionellen Jargon ab! Der nützt nur sich selbst. Studiert etwas, weil es euch interessiert, nicht, damit ihr "breit aufgestellt" seid!

[Bescheidenheit ist Arroganz]

 
ihr blog gefällt.
ich geselle mich zu ihren neuen fans und werde sie jetzt abonieren. ich hoffe, sie verkraften das. ;)

und im übrigen finde ich, ein bisschen arroganz steht jedem gut zu gesicht.
Ich bin auch ein Fan.
Scheiß Fans, ich weiß.
 
Beklemmter Dank. Jetzt muss ich sehen, wie ich sie wieder vertreibe.
 
 
 
Das ist interessant.

Auf die Idee, das ich Ihr Weblog gerne (sehr gerne) lese wegen eines Stils, der offenbar in ihrer Wertschätzung abweichen ist oder whatever, auf die Idee wäre ich zunächst nicht gekommen. Natürlich muss einem die Form gefallen. Sie darf zumindest nicht ärgerlich sein.

Aber was mich, glaube ich, hauptsächlich an Weblogs interessiert, ist der protokollarische Charakter. Mich interessiert, was jemand warum beobachtet, und wie der das Beobachtete und sich als Beobachter versteht und bewertet. Das hat immer auch mit Stil zu tun, jaja, aber dennoch. Der Inhalt, was passiert mit Ich und Welt, das ist eigentlich das, was mich lesen lässt.

Ich merke zum Beispiel, dass ich zunehmend genervt bin von Weblogs, deren Untersuchungsgegenstand auf meist etwas manische Weise ausschließlich der Autor ist (nicht Ich und Welt, sondern Ich und Ich).

Wenn man seine Sensibilität auf sich selber richtet, fängts an zu stinken. Erst süsslich, dann unerträglich süsslich.

Ich freue mich an Ihren Beobachtungen. Ich freue mich an ihren Gedanken darüber. Ob das jetzt immer weise, klug oder nur schlau ist, ist fast sekundär. Da geht es fast gar nicht drum.

Ich wünsch mir einfach, das sie noch lange und ehrgeizarm einfach weiter machen.

Danke schön.
Hui. Dabei gibt's hier doch fast nur Ich und Ich. Über andere und anderes schreiben andere besser. Ach, was fasle ich! "Danke" will ich sagen (wie ich es dem braven Kinde beizubringen versuche). Und morgen weiterschreiben, hoffentlich wieder etwas, das ich mag. So wie die Grüße aus dem sonnigen Berlin.

P.S.: Tolles Lachen.
 
Ja. Tolles Lachen.