letzte Kommentare: / "weil Design keinen... damals / Da sind wir uns... froschfilm / Ich dagegen glaube,... c. fabry | |
09
Mai
Kulturelles
Das italienische Fernsehen hab' ich noch nie verstanden. Die Tatsache, dass die Medien von Berlusconi kontrolliert werden bemerkt man tatsächlich, aber das erzeugt keine Verständnisprobleme. Es sind die abendlichen Shows, die jenseits meines kulturellen Horizonts liegen. Diese Shows sind anscheinend so planlos wie die Italiener selbst. "Ahh, ciao Luigi, schön dass du da bist, singen wir ein Lied, nein, schauen wir den Damen beim Tanzen zu..." Dann steht auch mal das Publikum auf, alle rennen wild durcheinander, Gäste kommen, Moderatoren wechseln, aber ein Konzept kann ich nie erkennen.
Neulich sah ich allerdings klassische Comedy, die ich zumindest theoretisch kapiert habe. Ein Mann spielt Klavier und macht dazu melodische Furz-Geräusche mit dem Mund. Mein Mitbewohner erklärte mir, diese Nummer gäbe es schon seit 20 Jahren in ähnlicher Form und sie sei immernoch beliebt. Das konnte ich wiederum nicht verstehen.
So war das aber auch schon
bevor Berlusconi die völlige Kontrolle hatte. Shows in der Art liefen vor gut 15 Jahren auch schon - und zwar auch bei der RAI. Ich erinnere mich an einen verregneten Abend in der Toskana, den meine damalige Freundin und ich zum exzessiven Zappen nutzten. Da lief ne Show, die exakt so chaotisch ablief wie die von Ihnen beschriebene. Nur dass sich zwischenzeitlich ein Kleinwüchsiger dauernd eine große Edelstahl-Bratpfanne auf den Kopf dengelte. Ständig tanzten irgendwelche Badenixen in tiefblauen Badeanzügen herum, die unverhohlen Werbung für Nivea-Produkte machten. Kurzum: Es war eine unbeschreibliche Erfahrung, die dann darin gipfelte, "Derrick" auf italienisch synchronisiert zu sehen und zu hören: Im Bild ein tränensackiger Tapergreis, dessen Lippenbewegungen etwa drei Silben pro Minute entsprechen, und in der Tonspur sprudelt ein temperamentvoller Synchronsprecher 120 Silben pro Sekunde heraus, schlimmer könnte die Bild-Ton-Schere gar nicht auseinanderklaffen. Aber wie ich von einer Kollegin in Rom höre, ist Derrrick jahrelang eine Kultfigur in Italien gewesen. Ts, ts...
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