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03
September
Kitsch
"Sie weiss nur zu gut, dass dieses Lied eine schoene Luege ist. Und in dem Moment, da der Kitsch als Luege entlarvt wird, geraet er in den Kontext des Nicht-Kitsches. Er verliert seine autoritaere Macht und ist ruehrend wie jede andere menschliche Schwaeche. Keiner von uns ist ein Uebermensch, der voellig gegen den Kitsch gefeit waere. Wir koennen ihn noch so verabscheuen, der Kitsch gehoert nun einmal zu menschlichen Dasein."
Milan Kundera in der unertraeglichen Leichtigkeit des Seins. Danke dafuer. Jetzt hat mir endlich mal ein Intellektueller den Kitsch erlaubt. Natuerlich weiss ich, wann ich mich dem Kitsch hingebe. Jetzt brauche ich kein schlechtes Intellektuellen-Gewissen mehr dabei haben.
Nature, nurture or language?
Q ist hier der receptionist. Er verlangt jeden Morgen nach einem zweiminuetigem Geplauder, dass gespickt ist mit trockenen Spruechen.
Warum sind Englaender eigentlich immer so unglaublich komisch, wie direkt aus dem Flying Circus geklaut? Sie klingen einfach genauso. Aber ist es wirklich nur der Klang der Stimme, der mich so erheitert? Nein, es sind auch die Dinge, die man auf Englisch sagt. Die Redewendungen. "Ohh, please, don't drive that fast. There is no point in killing ourselves." Herrlich. "My name is Graham and that rest of it goes like this (Tafelanschrieb des Nachnamens)." Solche Feinheiten machen Spass. Ist es nicht immer wieder erstaunlich wie sehr die gewaehlte Sprache die Person praegt, die sie benutzt? Auf Englisch wird automatisch jeder Satz getraelltert wie von Kenneth Branagh: dazu stellt sich verschmitzter Gesichtsausdruck ein. Das passiert mir ganz von alleine und auch die Englaender machen das ja wohl nicht absichtlich. Deshalb sind auch alle englischen Seminare wie late-night Shows gehalten. Franzosen sind aristokratisch, auf Italienisch klingt alles froehlich-romantisch und einfach. Deshalb sind Italienischstunden immer so albern. Deutsch ist kompliziert und gruebelnd. Deshalb wird in Seminaren Schwerdenkerduennpfiff produziert. Das sind die Offensichtlichkeiten. Sie stimmen. Der beste Beweis, dass es tatsaechlich die Sprache und nicht die Abstammung oder Erziehung ist, die das Wesen von Personen praegt, ist eine gute Freundin: Sie beherrscht ein ziemlich reines Hochdeutsch, spricht mit ihrer Familie aber wohl ebenso reines Oberschwaebisch. Wenn sie in einem Gespraech zwischen den beiden Sprachen umschalten muss, wird der Einfluss der Sprache auf sie besonders deutlich: Nicht nur wird die Stimme im Schwaebischen tiefer, sie spricht auch schneller, die Koerperhaltung wird laessiger und das Gesicht sieht grobschlaechtiger aus. Man kann das in Filmen auch dann erkennen, wenn man den Ton abschaltet. Es ist also die Sprache, die unser Leben bestimmt und nicht die permanent ueberschaetzten Gene.
Vor Jahren, im Freibad:
"Das ist, wo die Wiege ihrer Beziehung begraben liegt."
Willkommen im Leben!
Bela B und Thomas D sagen sie hätten Faust gelebt, wären mit ihm aufgestanden und mit ihm schlafen gegangen. Ich "lebe" VDJ-joining bei der Differenzierung von B- und T-Lymphozyten, diverse Signalwege von Hh über Dpp zu krüppel, knirps und zerknüllt und zähle 100 Dollys vor dem Einschlafen.
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