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23
August
Geschmack und Autos
Geschmack

In Geschmacksdingen bin ich ja eher unsensibel. Ich weiß, dass Diddl Mäuse nicht gerade Insignien des guten Stils sind, aber das Connaisseurtum bei Mode, Weinen oder Möbeldesign geht mir ab und zwar so weit ab, dass ich mittlerweile auch die Möglichkeit ausgeräumt habe, mich irgendwann mal ernsthaft dafür zu interessieren. Interessant daran ist nur die Intensität, mit der sich andere, kluge Leute für sowas begeistern. Das ist bei World of Warcraft ähnlich, als Phänomen faszinierend, im Detail für mich ermüdend.

Bei einem solchen Desinteresse an Geschmacksfragen muss Mercedes schon sehr grob und sehr prinzipiell etwas falsch machen, wenn mir die absolute Geschmacklosigkeit der aktuellen E-Klasse so ins Auge springt. Dabei war ich als Kind Mercedes-Fan und sammelte alle Kataloge, die ich bekommen konnte.

Jetzt hatten wir eine E-Klasse als Leihwagen, zum Zillentransport und alles war schlecht an ihr. Das Interieur wild und konzeptlos aus verschiedensten Materialien zusammengeschustert, mit albernen Retroanleihen wie einer Uhr mit silbernen Plastikzeigern, vielleicht sollte das alles „barock“ wirken, aber es gipfelte in völlig unterschiedlich gestalteten Knöpfen und einem Bedienkonzept mit dem wirklich keiner der Insassen zurecht kam.
Der Sound des Standardradios war so unvorstellbar schlecht, dass ich schon einen Fehler vermutete, aber keinen fand. Der Bordcomputer wollte einem irgendwelche Mercedes-Apps aufdrängen, brauchte aber immer mehrere Sekunden, bis sich irgendeine Reaktion zeigte. Dafür konnte man die Farbe, mit der das Armaturenbrett nachts beleuchtet wird, mit einem Farbmischer konfigurieren.
Das Beste, was man über die aktuelle E-Klasse sagen kann, ist wohl, dass Motor, Lenkung und Federung nicht schlecht sind, wenn auch in keiner Weise besser als in den Autos vor zwanzig Jahren.

Keine Ausreden von Daimler: Schon VW zeigt, wie man wenigstens Klarheit in seine Designsprache bringen kann. Wer den Slogan „Das Beste oder nichts“ führt, dürfte doch nicht in so einem offensichtlichem Durcheinander landen. Man weiß bei Mercedes anscheinend nicht, was man sein will. Irgendwie traditionsbewusst und eine Luxuskarosse, aber bitte auch modern und möglichst kostengünstig produzierbar. Und jedes Feature wird von einer anderen Abteilung verantwortet. Da kommt dann sowas bei raus.

 
 
22
August
Ästhetik des Weichen
Dass man bei Fotos immer schönes Bokeh will, so blasig weiche Hintergründe. Eigentlich ist das ja eine technische Restriktion. Niemand sieht so. Niemand hat auch jemals so gezeichnet. Aber es ist weltweit derart beliebt, dass man es simulieren muss, wenn die Linse eigentlich alles scharf kriegt. Ähnlich wie die Hammond-Orgel.

 
 
18
August
Hip, Hop, Hippie, Hipster
Worte, die gleich klingen, aber nichts miteinander zu tun haben.

 
 
17
August
Failed
Manchmal denke ich allerdings auch, S-Bahn fahrend in der Morgensonne: Wenn Berlin der schlimmste failed state ist, den Deutschland hinkriegt, dann geht's uns ja noch Gold.

 
 
16
August
Café Impala 2
Heute sitze ich, des Regens wegen, drinnen im Café Impala und will mich über die Musik beschweren, doofe Radioplörre, die so gar nicht zum wunderbar cremigen Cappuccino passt, der ja mit Koffein doch viel besser schmeckt als ohne, beschließe dann aber, dass ich doofe Radiomusik doch besser finden will als einen perfekt abgemischten Hipster-Lounge Background, weil das weniger durchkalkuliert wirkt. Klappt nur so halb, doofe Musik nervt leider eben doch, besonders auf deutsch, wenn jemand singt, dass es rote Rosen regnen soll und vorher etwas Unverständliches fragt, da ärgere ich mich über den Kitsch und bin gezwungen zuzuhören.

 
 
15
August
Café Impala
Hier mal ein stumpfes Lob an das Café Impala an der Schönhauser Allee, Ecke Schwedter Straße. Es ist ja sowas wie ein Sehnsuchtsort, an dem ich viele Morgende vom Fahrrad aus die entspannten Gäste beneidete, die dort werktags saßen, lasen und Kaffee oder anderes tranken. Dabei war mir unklar, ob es eine angestrengte Bioprenzlbude oder ganz ok wäre. Es ist mehr also ok, es ist ausgesprochen nett. Man macht guten, ehrlichen Kaffe ohne zu viel Bohei, die Kellnerinnen wirken authentisch und freundlich, das geht also in Berlin auch. Vor allem bietet mir das Impala den perfekten Ort, um mich als Schriftsteller zu inszenieren. Ich will ja gar nicht viel Café trinken oder konsumieren, ich nutze es nur ein Ort, um gut sitzen und schreiben zu können, was und wie gut das wird, sei hier mal dahingestellt. Die ersten Tage habe ich mich noch brav angemeldet, dass ich hier länger sitzen und nachher was bestellen würde und da wurde mir so klar kommuniziert, wie nett diese Frage und wie vollkommen in Ordnung das sei, das ich an den folgenden Tagen darauf verzichtete. Man fragt mich auch nie, ob ich noch was wollte. Die Preise sind auch eher günstig. Und das Beste: Es tauchen immer wieder Musen und Müßiggänger auf, die häufig sogar französisch sprechen, was sehr gut zu dem passt, was ich in diesem Café schreibe.

 
 
14
August
Lübeck
Ich hatte mir in den Finger geschnitten und sollte in die Klinik, um eine Blutvergiftung zu verhindern, das Radio berichtete. Dr. Astrid Schneider hatte ihr Sprechzimmer im siebten Stock der Uniklinik Lübeck, dorthin konnte man nur mit einem gusseisernen Fahrstuhl gelangen, der frei in dem ehemaligen Treppenhaus schwang. Das siebte Stockwerk war eingerichtet wie ein Partykeller der siebziger Jahre. Voll mit schweren, dunklen Holzmöbeln, Rauch und grünlichen Wandteppichen. Im Wartezimmer saß ein Seniorenpaar und bat mich, seinen Tee noch trinken zu dürfen, bevor ich dran war. Statt der Mappe mit den Klinikunterlagen fand ich leider nur Weihnachtsgeschenke für meinen Onkel.

 
 
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