| letzte Kommentare: / ... was ja dafür... damals / Schule wirkt nach pelicola delle rane / glaube nicht, dass... c17h19no3 | |
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26
September
Gerichtschats
Ich bin ja Schöffe, bei Gericht. Sag ich immer so, Schöffe bei Gericht. Als ob es anderswo Schöffen geben würde. Aber wissen das die Leute? Aber wissen die, was ein Gericht ist? Denken die immer nur ans Essen? Jedenfalls ist das oft amüsant. Die Kleinkrimellen erfüllen ihre Klischees, fürs Strafmaß entscheidend ist hauptsächlich die Seriosität ihrer Lebenspartner.
Am meisten Spaß haben die Gerichtsdienerinnen, neben denen muss man sitzen. Handynutzung während der Prozess läuft geht gar nicht, auf ihren Computern ist alles blockiert. Aber Outlook geht und auch damit kann man chatten, nur minimal langsamer. Im Gegensatz zu den RichterInnen nimmt man kein Blatt vor den Mund "Hier Asylant und kleinkriminell, ich würd ihn sofort abschieben, Zwinkersmiley, ich schmeiß mich weg!" Ich mich auch.
23
September
Ranz und vorbei
Der Charme der Berliner Ranzclubs ist nach der Pandemie wohl endgültig vorbei, schließe ich aus einer einzigen Beobachtung. Karohemdenträger (oder noch schlimmer: Karohemden sind vielleicht jetzt sogar cool!) irren lustlos durch verschimmelte Gebäude, die Kontrolle am Eingang nimmt es sehr genau, lässt aber jeden durch. Verblassende Institutionen die mit viel Staatsgeld durch die Pandemie gerettet wurden, wie sollen sie sich auch über Jahrzehnte ihren wilden Charme erhalten. Das Clubsterben ist zumindest nicht mehr das größte Problem, das Berlin hat. Vielleicht sind es eher die überlebenden Clubs.
22
September
Stilblüten der Branche
"Data Science" und "Knowledge Conference" sind zwei schiefe Formulierungen meiner Branche, die ich schon geschluckt habe und sogar gelegentlich wieder ausspucke. Ei, ei, vorbei mit der Philosophei!
21
September
Humeur
Humor eines Menschen zeige sich daran, wie oft er alleine lache. Gute Humoristen müssen das wohl können, mit sich selbst albern sein. Vielleicht können sie sich auch selbst kitzeln, sich selbst überraschen. Müssen auf irgendeine weise gleichzeitig dumm und klug sein, sodass diese Selbstüberaschung gelingen kann. Anderfalls kommt nur verkrampfter Konstruktionshumor raus und zu klug darf Humor nicht sein. Zu platt allerdings auch nicht.
20
September
Hin und Her
Neulich noch hatte ich genug von den Verzwirbelungen der effektiven Utilitaristen, jetzt mag ich es wieder sehr, wenn die Gedanken so klar vorgetragen werden, inklusive der Benennung aller Schwierigkeiten. Die ethische Kalkulation mag nicht die Lösung sein, aber die Art wie über Probleme disktutiert wird, ist doch die lösungsorienterteste. Das ist einigermaßen pervers. Man ahnt, dass ethische Probleme so nicht gelöst werden können, tut aber so, als ob das so wäre.
Wer reinhören mag überspringe hier die ersten Minuten und lausche William MacAskill. https://www.samharris.org/podcasts/making-sense-episodes/292-how-much-does-the-future-matter
19
September
Summe der Teile
Man könnte jammern, man könnte sich aber auch freuen. Oft kommt es in professionellen Kontexten vor, dass keiner Ahnung hat, von dem, was getan wird. Überall ist nur Halbwissen und dazu noch schlechte Kommunikation. Eigentlich kann nichts funktionieren. Am Ende klappt aber doch Vieles. Das Gegenteil von Murphy's law ist tatsächlich der Fall: Fast alles klappt irgendwie.
18
September
Humboldtfail
Nach der völlig verfehlten Idee mitten in Berlin ein altes Stadtschloss neu aufzubauen und auf eine Seite eine Betonfassade zu knallen, die jetzt schon verwittert aussieht, schämte man sich so, dass Scham zum Programm des Inhalts werden musste. Das Schloss des alten weißen Mannes zeigt Kolonialbeutekunst dachte man, da sind wir wohl die Bösen. Das führt dazu, dass westliches Denken als Gefängnis dargestellt wird und zu Kritik am Konzept eingeladen wird, die sogar lustvoll übersetzt wird. Selbstgeißelung scheint der einzige Ausweg, Einordnung der Exponate gilt wohl als böse. So verkommt die Sammlung zum Kuriositätenkabinett und erreicht damit wohl das Gegenteil ihrer Intention.
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