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10
Februar
Io sono l'amore
Um mich zu beeindrucken oder besser: meinen kritischen Respekt zu erlangen, reicht es bei Filmen oder Büchern vollkommen aus, präzise zu beobachten und den richtigen Ton zu treffen. Das gelingt so selten, das geht so oft daneben, dass ich extrem dankbar bin, wenn es richtig gemacht wird. Luca Guadagnino hat dieses Talent. Da verzeihe ich sofort, wenn in zwei Filmen wichtige Personen eher unglaubwürdig im Pool versterben.
12
Januar
Stachel
Es gibt ja Leute, die verteidigen den lahmen Nuhr damit, dass er gar nicht lustig sein will, sondern nur die Wahrheit sagt. Nuhr könnte für manchen Bevölkerungskreise das sein, was früher das Wort zum Sonntag war. Deshalb kommt er mit seinen unlustigen Nummer wohl so gut durch. Und Dieter Nuhr ist ja immerhin nicht die AFD.
28
Dezember
Abwärts
Es ist ja gut, wenn man nett sitzen, reden und sich mögen kann und dabei die Uhrzeit im Blick behält. (Schwangere Frauen helfen dabei.)
Traurig zu bemerken aber dennoch, wenn Geburtstagsfeiern, die ich vor Jahren noch zu krachenden Parties machen konnte, jetzt spätestens um 23.00 Uhr enden, weil alle gehen müssen, selbst wenn niemand schwanger ist. These: Je konformistischer das wilde Jugendklischee gelebt wird, desto schneller wird es dann in den 30ern ruhig und mein Bedürfnis nach der Energie junger Leute steigt, zumindest auf Veranstaltungen, die Parties sein sollen.
23
Dezember
BS
Endlich mal jemand, der über die Bullshit-Themen unserer Zeit etwas weniger bullshitet:
https://www.zeit.de/digital/internet/2019-12/tim-o-reilly-diskriminierung-internet-big-data/komplettansicht
22
Dezember
Knall
Es gibt doch wohl eindeutig Städte, die mehr reinknallen als andere. Als Beispiel mögen Rom, Barcelona, Venedig, Lissabon, Paris genügen.
London, Berlin, Amsterdam haben tolle Museen, Theater, Clubs und sind vermutlich viel lebenswerter als die erstgenannten, aber ansonsten eher normal, Grachten, Mauer oder Big Ben hin oder her.
09
November
Ethik/Ästhetik
Ethisch orientierte Menschen haben es leichter als ästhetisch orientierte, weil ihre Maßstäbe intersubjektiv eher geteilt werden. Die ästhetisch orientierten sind genau deshalb oft die interessanteren Gesprächspartner. Am langweiligsten sind die Pragmatiker wie ich. Deshalb höre ich wohl lieber zu, als dass ich selbst erzähle, was mir wieder keiner glaubt. Genauso wenig wie den Pragmatiker.
P.S.: Eine Preisung des Kapitalismus findet sich zwar selten im Theater, dafür umso häufiger in der prägenden popkulturellen Gattung unserer Tage, dem Hiphop. Und auch dort gibt es natürlich Abglanz von Geschmack, falls das jemand bezweifeln wollte.
04
Oktober
Moral in der Literatur
Logisch, dass gute Literatur nicht an ihrer moralischen Qualität gemessen werden kann. Spannender ist die Frage, ob hohe moralische Qualität den innerliterarischen Wert eines Werkes begrenzen kann. Vermutlich schon, denn der moralische Maßstab verhindert Möglichkeiten. Ähnlich beim Humor: Lustig sein klappt besser, wenn man wild drauflospunkt und sich nicht immer fragt, was man alles darf. Selbst wenn die Antwort darauf "alles" ist.
[via spalanzani]
18
September
Der ungemeine Schotte
Mich lässt das Gefühl nicht los, dass die Schotten ihre albernen Schrullen (Schottenrock, Dudelsack) so konsequent pflegen, weil sie, hätten sie diese nicht, ihre freundlich-nette Normalo-Art einfach den Durchschnitt des zivilisierten Europas abbilden würde - und davon muss man sich ja abheben.
11
September
M-B
München-Berlin bis zu meiner Haustüre in 4 Stunden und 5 Minuten, das ist gut. München ist auch gut, aber ich halte die unhinterfragte Bürgerlichkeit der Stadt kaum aus. Die guten, alten Dinge sind da gut und alt, aber die Lebensentwürfe der Menschen sind leider zumeist auch so - und alles andere wird milde als verrückt belächelt. Den Münchner kommt nicht mal der Gedanke, dass etwas anders sein könnte oder gar sollte. Ihre Bürgerlichkeit steht so unwidersprochen selbstverständlich und ohne jeden Bruch in jedem Winkel der Stadt, dass es mich schmerzt. Münchner! Es gibt doch kein Richtiges im Falschen! Ihr müsst dem ja nicht einmal zustimmen - aber wenigstens könntet ihr diesen Spruch mal gehört haben.
26
August
Schlechtere Menschen
Immer wieder kommen so random people und wollen meinen, dass Kinder die besseren Menschen seien. Dabei ist das, was Menschen spezifisch ausmacht ihre Zivilisiertheit und die ist bei Kindern notgedrungen noch unterentwickelt. Weil Kinder lügen können, aber Höflichkeit noch nicht tief verinnerlicht haben, sind sie also eher die schlechteren Menschen (wenn man deren weitgehend etablierte Höflichkeitsnormen als menschlich bezeichnen möchte), aber die besseren Wesen, wenn man eine ehrliche Welt für eine bessere hält.
[allein an deinen Beinen]
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