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10
März
Schlecht ist nur zu viel
Fast immer, wenn etwas als schlecht oder schädlich kritisiert wird, meint man damit gar nicht, dass es wirklich per se schlecht oder schädlich wäre. Man meint nur, es gebe zu viel davon - oder oft sogar: Wir stünden am Anfang eines Trends an dessen Ende zu viel der beklagten Sache stünde. Fast immer sind es Dammbruch Argumente. Verletzungen der Privatsphäre, Klimawandel, Selbstoptimierung, nichts davon ist akut, alles wird nur schlimm, wenn man es ins Extrem treibt.
Extremum schlimm. Nichts/alles/extrem. Wie wäre es mit einer "neuen Mitte"?
17
Februar
Forever Jugend
Schön und schrecklich an der Jugend ist das hypersoziale, die Aufmerksamkeit auf jedes soziale Detail. Wer das verliert, hat sich abgefunden, ist lame und established und fertig. Das kann man als Jugendendlicher kaum sein. Deshalb sind Alte so unerträglich, denen ist alles egal. Unsichere Alte sind allerdings noch seltsamer. Und am seltsamsten bin wohl ich, insbesondere in der ständigen Betonung dieser Eigenschaften, vermutlich um sie abzuwehren.
31
Oktober
Erst das Fressen
Etwas erstaunt bin ich doch über die mauligen Fragen, warum im jetzigen Lockdown light auf die nicht-streambare Kultur so wenig Rücksicht genommen wurde. Glauben diese Kulturschaffenden wirklich, ihre Arbeit sei lebensnotwendig und irgendwie mehr als hübsch und nett oder gerne auch systemkritisch? Dann haben sie vielleicht den Bezug zur Realität verloren, was ja, gewissermaßen, auch ihr Job ist. Klar kann man irgendwie hoffen, dass sich bei Kulturveranstaltungen niemand ansteckt, aber ist es aktuell nicht sinnvoll, alles einzuschränken, was nicht notwendig ist? Lernen, Arbeiten und Einkaufen ist dann doch notwendiger als Kultur, so sehr ich Kunst und Kultur liebe.
13
Juni
Alt
Vor 15 Jahren ärgerten wir uns, als böse Kapitalisten unsere coolen Sendungen im Musikfernsehen einstampften, weil mit Klingeltonwerbung mehr zu verdienen war. Jetzt nehmen die bösen Kapitalisten unsere Lieblingssendungen aus ihren Plattformen, vermutlich in vorauseilendem Gehorsam vor möglichen Shitstorms. Little Britain und Fawlty Towers hat es erwischt und ich wünsche mir einen Aufschrei: GLAUBT IHR WIRKLICH, ALLES WAS NICHT EINDEUTIG BANAL GUT IST, MUSS WEG? Wer kann dermaßen dumm sein? Versteht niemand mehr Ironie? Wird die Satirezeitschrift Titanic bald verboten und zwar von liberalen Vorkämpfern? Weil Hitler auf Titelbildern erscheint?
Dieser Aufschrei ist die offensichtliche Gegenreaktion. Interessanter ist es ja immer, wenn man ernsthaft fragt, was passiert und wenn man bereit ist an den eigenen Überzeugungen zu rütteln. Versuchen wir das mal. Zunächst muss man feststellen, dass man aktuell nicht von Zensur sprechen kann. Einzelne Plattform-Anbieter ändern ihr Programm, mehr nicht. Gesellschaftlich gerät aber dennoch etwas in Bewegung. Vielleicht ist die Form der Ironie und der scharfen Konversation am Ende, die harten Gegnerschaften lösen sich auf, alles wird netter, braver, man provoziert nicht mehr gerne, man ist achtsam, freundlich, sanft, verständnisvoll? Derber Humor ist nicht mehr im Trend, er könnte Menschen beleidigen. Eine friedliche liberale, sanfte Gesellschaft, die mit Trigger-Warnings arbeitet geht mir zwar gegen den Strich, ist aber mit einer aufklärerischen, diskursethisch geschulten Position gut vereinbar - wenn sie nicht aggressiv gegen ihre Gegner hetzt. Ich bin wohl nur alt, wenn mir das nicht gefällt.
19
Mai
Vorbei
So langsam kann keiner mehr was Lustiges oder auch nur Hilfreiches zu diesem Corona sagen, am Anfang waren alle ganz wuschig, jetzt wirkt das Land: tiefenentspannt. Die Gegner nimmt keiner ernst, das Leben ist dank der Lockerungen keine Qual, etwas Geld haben die meisten: wenn sie keinen Urlaub machen und sich nichts kaufen, wird das ein herrlich dösiger Sommer, bis es dann entweder existentiell wird oder langsam wieder wirtschaftlich besser.
30
März
Systemfrage
Manche denken ja, dass der "Sieg" Chinas über Corona ein Sieg autoritärer Systeme gegenüber liberalen sein könnte. Dass es jetzt schwieriger werden könnte, westliche Werte zu verteidigen. Den Datenschutz hochzuhalten.
Zum Glück stimmt das nicht. Man muss sich nur die richtigen Vorbilder suchen, Taiwan und Korea zum Beispiel. Kluge Vorbereitung gewinnt gegen Seuchen, nicht Diktatur und Unterdrückung. Ein Beispiel: https://www.heise.de/developer/meldung/TraceTogether-Singapur-plant-Oeffnung-der-staatlichen-Coronavirus-Tracking-App-4691125.html
18
März
Werte
In der Krise zeigen sich unsere wahren Werte. Wir wollen Humanisten sein, wir wollen, dass jedes Leben gleich viel und nahezu unendlich viel wert ist. Wir können diese Werte im Extremfall aber nicht aufrechterhalten. Alte schickt man früher aus dem Krankenhaus nach Hause als Junge. Man könnte denken, das sei ökonomisch begründet: Die Alten können nicht mehr viel leisten, also kann man auf sie verzichten. So denken wir aber nicht, glaube ich. Wir versuchen wirklich Leben zu retten. Ich habe noch nirgends gehört, dass z.B. Behinderte nach Hause geschickt würden. Die können ja für die Gesellschaft auch nicht viel leisten. Man sieht an dieser Krise vielleicht, wie viel uns der Mensch wirklich wert ist. Mehr auf jeden Fall, als "die Wirtschaft". Wenn wirklich Gewinnmaximierung unser gesellschaftliches Ziel wäre, würden wir uns ganz anders verhalten.
10
Februar
Io sono l'amore
Um mich zu beeindrucken oder besser: meinen kritischen Respekt zu erlangen, reicht es bei Filmen oder Büchern vollkommen aus, präzise zu beobachten und den richtigen Ton zu treffen. Das gelingt so selten, das geht so oft daneben, dass ich extrem dankbar bin, wenn es richtig gemacht wird. Luca Guadagnino hat dieses Talent. Da verzeihe ich sofort, wenn in zwei Filmen wichtige Personen eher unglaubwürdig im Pool versterben.
12
Januar
Stachel
Es gibt ja Leute, die verteidigen den lahmen Nuhr damit, dass er gar nicht lustig sein will, sondern nur die Wahrheit sagt. Nuhr könnte für manchen Bevölkerungskreise das sein, was früher das Wort zum Sonntag war. Deshalb kommt er mit seinen unlustigen Nummer wohl so gut durch. Und Dieter Nuhr ist ja immerhin nicht die AFD.
28
Dezember
Abwärts
Es ist ja gut, wenn man nett sitzen, reden und sich mögen kann und dabei die Uhrzeit im Blick behält. (Schwangere Frauen helfen dabei.)
Traurig zu bemerken aber dennoch, wenn Geburtstagsfeiern, die ich vor Jahren noch zu krachenden Parties machen konnte, jetzt spätestens um 23.00 Uhr enden, weil alle gehen müssen, selbst wenn niemand schwanger ist. These: Je konformistischer das wilde Jugendklischee gelebt wird, desto schneller wird es dann in den 30ern ruhig und mein Bedürfnis nach der Energie junger Leute steigt, zumindest auf Veranstaltungen, die Parties sein sollen.
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