| letzte Kommentare: / ... was ja dafür... damals / Schule wirkt nach pelicola delle rane / glaube nicht, dass... c17h19no3 | |
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... neuere Stories
13
September
Woman at a window
Der erste Regen. Hinter einer beschlagenen Scheibe in der U-Bahn das Gesicht eines Engels. Die Tuere oeffnet sich und es erscheint eine strenge Business-Schoenheit. Enttaeuschung.
10
September
Romantikgefaelle
Woher kommt eigentlich das europaweite Romantikgefaelle Sued-Nord?
Im Sueden Italiens und in Griechenland kaempfen schwarzhaarige Ritter hoch zu Ross um ihre stolzen Damen. Duelle um Frauen sind an der Tagesordnung, verzweifelte Selbstmorde, weil man seine Angebetete nicht erringen konnte gehoeren zum guten Ton. In Deutschland geht man das ganze gewohnt sachlich und nuechtern an. Nach einer Einladung oder ein paar SMS entscheidet man sich zu einer Zweckgemeinschaft, die beiden Anteilhabern Nutzen bringt. In England dagegen tragen die Maedchen ab 12 Jahren nur noch Guertel und verzichten auf die Roecke. Jedem Mann der ihnen entgegenkommt und noch sexuell erregbar erscheint strecken sie ihre baren Brueste entgegen und schreien "Nimm mich, jetzt!" Mir faellt kein Land ein, das nicht einen seiner geographischen Lage entsprechenden Platz zwischen diesen Extremen einnimmt. (sofern man Skandinavien als die Steigerung von England akzeptiert. Ich war noch nie da.) Erklaeren sie bitte, werte Soziologen!
09
September
Musisches London
Ich halte Musicals fuer ein ueberkommenes Relikt aus der schon reichlich seltsamen musikalischen Gattung Oper. Die Londoner scheinen Musicals zu lieben. Es gibt jetzt sogar "Chitty Chitty Bang Bang" als Musical. Bald folgen bestimmt die Teletubbies und danach werden Teile des common law als Musical aufgefuehrt.
08
September
Gewohnheitstier
So schnell geht das also. Am ersten Tag fuehlt man sich erschlagen von der Metropole, dann geniesst man sie und schon hat man sie durchschaut und ist gelangweilt.
Die Menschen draengen sich zwar grimmig in der tube und stampfen hektisch und multikulturell in der Stadt herum, am Abend in einem Club sind sie dann aber so freundlich, einfach und unmysterioes, dass der Metropolenglanz schnell verfliegt. Jede Dorfzicke scheint komplizierter als die Londonerinnen in einem 15 Pfund-Eintritt Club. Wahrscheinlich bin ich aber nur dank coccinella so unglaublich selbstsicher, dass ich vor gar nichts mehr Angst habe.
06
September
Kulturproleten
Diesen Sonntagabend hatte ich eines der seltsamsten und schönsten Erlebnisse meines Lebens. Jawohl, das Pathos ist angebracht. Diesen Sonntagabend gingen mein Bruder und ich zu einem BBC Prom Konzert in der Royal Albert Hall. Es gab die Schönberg Variationen und Beethovens Neunte. Zu so einem Anlass zieht man gerne mal ein Hemd und ein Jackett an. Auf der Suche nach der Halle trafen wir zwei Blocks früher auf eine Menschenschlange. Die Leute saßen oder standen eher verlottert gekleidet und lesend, fressend und schwitzend lose gereiht nebeneinander an den Häusern entlang. Geduldig und anscheinend schon seit Stunden. Wir liefen eine Weile die Schlange hoch und stellten uns zögernd daneben. Der Eingang war 50m vor uns, die Schlange hinter uns erstreckte sich jetzt über mehrere Häuserblocks und war nicht vollständig zu überblicken. Zögernd stellten wir uns neben die Schlange und mit einem ziemlich schlechten Gewissen waren wir ziemlich schnell ein Teil von ihr. Es war kaum zu glauben: Hunderte Engländer warteten seit zwölf Uhr Mittag in einer Schlange auf den Einlass und es gab keinerlei Sanktionsmechanismen wenn man die Regeln brach. Nicht einmal strafende Blicke. Bis zur Kasse fürchtete ich noch geheime Attacken von Engländern, die über unsere teutonische Ungehobeltheit aufgebracht wären. Es passierte aber nichts, gar nichts. Wir konnten zwar nur noch Stehplätze auf dem obersten Balkon ergattern, aber das ging den anderen Wartenden auch so. Die Sitzplätze waren seit langem ausverkauft, die Berliner Philharmoniker sind auch in London begehrt.
Die Royal Albert Hall war bis auf den letzten Platz voll, an die 10.000 Leute waren im Saal. Doch was für Leute! Langhaarige Fetthaar-Informatiker, spielende Kinder, Greise mit Rauschebärten. Manche saßen an die Wand gelehnt, andere lagen am Boden, immer noch wurde gelesen und gefuttert, trotz edler Umgebung. Doch als das Konzert begann war alles still. Ich kenne mich mit Musik nicht aus, aber niemandem konnte entgehen, dass Sir Simon Rattle und die Philharmoniker das Publikum unter sich hatten. Kein Husten, kein Rascheln an den leisen Stellen. Und beim finalen Chor kamen selbst den Tätowierten die Freudentränen. Ein großes Ideal hatte ALLE ergriffen. PS: In der Pause suchte ich eine Toilette. Unter der Halle fand ich einen runden Versorgungsgang, der aussah wie die Verließe unter dem Kolloseum. Überall Gerümpel und ein verrosteter Mars-Automat. Die Türen standen offen und so sah ich, dass hier offensichtlich Leute wohnten. Ein Fernseher flimmerte und auf dem Bett saß eine Putzfrau die sich Schokoriegel in den Mund schob. (Schon wieder ein Vergleich: Sie sah aus wie der Maulfwurfmann im Tunnel der Liebe bei Sam&Max. Überhaupt sah das ganze Zimmer so aus.)
04
September
Olle Krüppelfliege!!
Auch Genetiker haben einen Sinn für Humor. Davon zeugen die Namen für Drosophila-Mutanten. Hier meine Favoriten:
shotgun (shg) faint sausage (fas) schnurri (shn) hunchback (hb) knickkopf (knk) fork head (fkh) und mein Liebster: krotzkopf verkehrt (kkv) Dafür bekommt man dann den Nobelpreis
03
September
Kitsch
"Sie weiss nur zu gut, dass dieses Lied eine schoene Luege ist. Und in dem Moment, da der Kitsch als Luege entlarvt wird, geraet er in den Kontext des Nicht-Kitsches. Er verliert seine autoritaere Macht und ist ruehrend wie jede andere menschliche Schwaeche. Keiner von uns ist ein Uebermensch, der voellig gegen den Kitsch gefeit waere. Wir koennen ihn noch so verabscheuen, der Kitsch gehoert nun einmal zu menschlichen Dasein."
Milan Kundera in der unertraeglichen Leichtigkeit des Seins. Danke dafuer. Jetzt hat mir endlich mal ein Intellektueller den Kitsch erlaubt. Natuerlich weiss ich, wann ich mich dem Kitsch hingebe. Jetzt brauche ich kein schlechtes Intellektuellen-Gewissen mehr dabei haben.
Nature, nurture or language?
Q ist hier der receptionist. Er verlangt jeden Morgen nach einem zweiminuetigem Geplauder, dass gespickt ist mit trockenen Spruechen.
Warum sind Englaender eigentlich immer so unglaublich komisch, wie direkt aus dem Flying Circus geklaut? Sie klingen einfach genauso. Aber ist es wirklich nur der Klang der Stimme, der mich so erheitert? Nein, es sind auch die Dinge, die man auf Englisch sagt. Die Redewendungen. "Ohh, please, don't drive that fast. There is no point in killing ourselves." Herrlich. "My name is Graham and that rest of it goes like this (Tafelanschrieb des Nachnamens)." Solche Feinheiten machen Spass. Ist es nicht immer wieder erstaunlich wie sehr die gewaehlte Sprache die Person praegt, die sie benutzt? Auf Englisch wird automatisch jeder Satz getraelltert wie von Kenneth Branagh: dazu stellt sich verschmitzter Gesichtsausdruck ein. Das passiert mir ganz von alleine und auch die Englaender machen das ja wohl nicht absichtlich. Deshalb sind auch alle englischen Seminare wie late-night Shows gehalten. Franzosen sind aristokratisch, auf Italienisch klingt alles froehlich-romantisch und einfach. Deshalb sind Italienischstunden immer so albern. Deutsch ist kompliziert und gruebelnd. Deshalb wird in Seminaren Schwerdenkerduennpfiff produziert. Das sind die Offensichtlichkeiten. Sie stimmen. Der beste Beweis, dass es tatsaechlich die Sprache und nicht die Abstammung oder Erziehung ist, die das Wesen von Personen praegt, ist eine gute Freundin: Sie beherrscht ein ziemlich reines Hochdeutsch, spricht mit ihrer Familie aber wohl ebenso reines Oberschwaebisch. Wenn sie in einem Gespraech zwischen den beiden Sprachen umschalten muss, wird der Einfluss der Sprache auf sie besonders deutlich: Nicht nur wird die Stimme im Schwaebischen tiefer, sie spricht auch schneller, die Koerperhaltung wird laessiger und das Gesicht sieht grobschlaechtiger aus. Man kann das in Filmen auch dann erkennen, wenn man den Ton abschaltet. Es ist also die Sprache, die unser Leben bestimmt und nicht die permanent ueberschaetzten Gene.
Vor Jahren, im Freibad:
"Das ist, wo die Wiege ihrer Beziehung begraben liegt."
Willkommen im Leben!
Bela B und Thomas D sagen sie hätten Faust gelebt, wären mit ihm aufgestanden und mit ihm schlafen gegangen. Ich "lebe" VDJ-joining bei der Differenzierung von B- und T-Lymphozyten, diverse Signalwege von Hh über Dpp zu krüppel, knirps und zerknüllt und zähle 100 Dollys vor dem Einschlafen.
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