| letzte Kommentare: / ... was ja dafür... damals / Schule wirkt nach pelicola delle rane / glaube nicht, dass... c17h19no3 | |
|
... neuere Stories
06
September
Pflicht
Ich war ja immer fürs Handeln aus Pflicht, obwohl ich die Kant'sche Theorie dazu eher für eleganten Unsinn halte. Völlig praktisch sollte man also lieber hart sein, hart, hart! als nach Genüssen zu streben, fand ich (in der Theorie schienen mir die Angelsachsen wiederum überzeugender, wenn sie den ganzen Quatsch ablehnten). Zu meinen Pflichten gehörte auch, so sagte ich es mir, Türen selbst zu öffnen und höchstens auf Knöpfe zu drücken, wenn ich schwer beladen war. Doch was war ich schwach! Nach ein paar Tagen schon ließ ich mich verlocken und seitdem ist der Türöffnerknopf mein bester Freund hier im Gebäude. Seit gestern aber versagt er seinen Dienst. Fahrrad weg, Türen selber öffnen müssen - was ist das für ein tristes Leben. Haben Sie Mitleid!
05
September
Rita fort
Mein geliebtes Klapprad ist fort. Diebe haben anscheinend Geschmack und ließen mein nüchternes Nutzrad stehen. Eine leise Hoffnung auf Rückkehr habe ich aber noch, schließlich ist es nicht das erste Mal, dass Rita ausreißt.
04
September
Brüche
Wie können Leute eigentlich sagen, dass sie abergläubisch sind? Sagen sie damit nicht, dass sie an etwas glauben, was sie für falsch halten? Sind das wieder so Brüche, die man einfach aushalten muss?
03
September
Wochenendtrip
Mann, das war ein Wochende! An gut zwei Tagen fahren wir mehr Kilometer als bei der knapp zweiwöchigen Hochzeitsreise (ja, ich erwähne es immer wieder. Das müssen Sie schon aushalten!).
Freitag Nacht rasen wir mit dem geliehenen Audi TT Cabrio von Hamburg nach Leipzig, das Auto geht ab wie Schmidts Katze/Nachbars Lumpi, aber für die Bedienung seines Infotainmentsystems brauchen wir eine knappe Stunde und auch nachdem wir die nötigen Tricks raushaben, rutschen die Finger über sinnlose Designerchromringe an den Drehknöpfen. Ansonsten ist der TT schnell, aber aalglatt und die perfekte Verkörperung der Nüchternheit. Musik, Freunde und die besuchten Orte sind zum Glück das Gegenteil: Leipzig mit seinem freundlichen, augenzwinkernden Ostcharme und der Portion Hoffnung, die Städte im Osten brauchen um attraktiv zu sein, ist die erste Station. Coccinella wird tatsächlich gefragt, ob sie schon über 16 sei! Als einige erzwungene Tanzschritte in dem Club, der unserer Gastgeberin Arbeit gibt und an dessen Eingang die soeben erwähnte Altersfrage gestellt wurde, keine Tanzlust hervorrufen - unter anderem wohl deshalb, weil dem DJ "Deichkind" als "zu aggro" erscheint und die Tanzfläche von schüchtern abwartenden, aber ziemlich gut aussehenden Mädchenkreise gefüllt ist, geben wir auf und gehen zum Schlafen in die Plattenbauwohnung. Gespräche im Bett und in der Dunkelheit haben immer eine besonders intime Qualität. Nach langem Frühstück inklusivem kurzem Treff eines alten Freundes besichtigen wir den neuen Leipziger City-Tunnel samt Tunnelbohrer Leonie. Coccinella rast nach Lichtenfels, wo uns eine schauerlich intensive Medea Inszenierung erwartet. Am nächsten Tag darf ich zum ersten Mal ein Wii ausprobieren und bin nach fünf Minuten völlig k.o.! Ein geiles Teil - wenn das die Zukunft der Videospiele ist, braucht man sich um die Körpererschlaffung der Jugend keine Sorgen mehr zu machen. Es folgt ein langes Frühstück mit den häufigsten, lautesten und längsten Lachern seit langem. Kannten Sie den Weltrekord im "Klodeckel am Kopf zerschlagen"? Nein? Es interessiert Sie auch nicht? Wir sind ja auch im Internet. Da langweilen mich Absurditäten mittlerweile auch. Erzählen muss man sie sich! Zum Abschied schleudert der Schlackso den Goth-Punk und setzt den Lachern noch eins drauf. Am Sonntag-Nachmittag dann zum krönenden Abschluss: Dem Fest der großen Pyramide. Als wir in Streetz nach dem Weg fragen, sagt man uns, es gebe kein Fest hier. Bald drauf sehen wir die Auskunftsverweigerin im Block der Pyramidengegner wieder. Ansonsten begeistern Kindertänze, Spielmannszugmelodien sowie Schlager und Spiele für die ganze Familie. Weil wir die coolsten sind, machen wir Stimmung. Coccinella schenkt dem Schlagersänger ein paar Blumen von der Wiese, die er brav in der Hand behält. Eine zauberhafte junge Dame singt schüchtern, gut und in sich versunken. Wie können schüchterne Leute auf Bühnen so entrückt sein? Müssen die nicht zitternd unter Hochspannung stehen? Später werden feierlich einige Betonblöcke der großen Pyramide enthüllt und der Bürgermeister spricht vor Kameras mit Gegnern und Projektinitiatoren. Northern Lite versöhnen schließlich mit ihren großen Klängen die beiden Fraktionen. Erschöpft kämpfen wir uns durch die straßenversperrte ostdeutsche Provinz und peitschenden Regen nach Hamburg.
30
August
Nicht zweimal
Ich halte meine Taschen zwanghaft leer und schmeiße allen Müll sofort weg. Vor einigen Jahren auch ein Zugticket, welches allerdings auch Rückfahrkarte war, was mir aber erst kurz vor dem Antritt der Rückfahrt auffiel. Da die Rückfahrt von einem Provinzbahnhof starten sollte, hatte ich unglaubliches Glück und fand meine Karte im Müll wieder. Heute eine ähnliche Situation: Nach der U-Bahnfahrt zum Bahnhof kommt die Karte in den Müll. Doch die Kontrolleure sind nicht in der Bahn, sondern erst am Ende der Treppen. Diesmal finde ich die Karte nicht wieder, innerhalb von Sekunden wurde sie vom Großstadtmüll verschluckt. Und Gnade kennen die Kontrolleure diesmal auch nicht. (Zweimal ließen man mich bereits nach einigem Betteln und Erklären gehen!) Zum ersten Mal in meinem Leben muss ich die Strafe wirklich zahlen. Im Zug sehe ich dann die Bild-Zeitung mit folgender Ankündigung auf dem Titel: Dianas letzte Stunden, jetzt als Comic exklusiv in Bild. Nach einigem Grübeln im Zug entschied ich mich, das doch schockierend zu finden - auch die Bild kann sich anscheinend noch unterbieten.
Wilde Kreaturen
Ich fahre mit der Bahn. Als ich an einem unbekannten Ort umsteige, kommt mir ein Bus voll von Gorillas entgegen. Die Tür geht auf, aber die Gorillas bleiben brav auf ihren Plätzen sitzen. Erst beim zweiten Halt in unmittlerbarer Nähe stürzen einige aus dem Bus heraus und umzingeln die anderen umsteigenden Bahngäste. Polizisten versuchen die Gorillas unter Kontrolle zu halten, mir fällt aber auf, dass ihre Uniformen ein Tick zu grün scheinen (sind die in Hamburg nicht neuerdings Dunkelblau?) und die Gorillas sehen auch irgendwie komisch aus. Vielleicht sind das nur verkleidete Witzbolde? Dann haben sie das aber sehr gut hingekriegt, weil man gar nicht sieht, wo das Kostüm anfängt. Diese Dinge gehen mir durch den Kopf, während ich vom Gorillagrüppchen abgedrängt werde, vorbei an einem komischen, überlangen, hellgrünen Schlafsack, der sich mühsam auf dem Boden hin und herwindet- sind da etwa Leute drin? - und ich mich in einer Schulklasse wiederfinde. Dort versucht eine Löwengestalt an meinen Füßen zu nagen. Bei näherer Betrachtung ist es eine ziemlich schlechte Verkleidung. Ins Gesicht ist lediglich eine schwarze Nase geschminkt und auf dem Kopf trägt das Raubtier eine blonde Afro-Perücke, die an ein Missgeschick Angelo Kellys mit einer Steckdose anmutet. In der Hoffnung, der Löwe würde von meinen Beinen ablassen, werfe ich ihm einen Apfel hin, den ich schön vor mir platziert finde. Für ein Eigenlob ob dieses genialen Einfalls bleibt keine Zeit, da schon ein zweiter Löwe vor mir sitzt. Mir wird klar, dass es sich hier um ein Spiel handelt. Ich ziehe also den zweiten Löwen an ein paar Haaren der immernoch faszinierenden Afro-Mähne, worauf dieser aufjault und sich geschlagen gibt. Dann tritt der Spielleiter auf. Es ist ein Mitarbeiter der Bahn. Er meint, er lasse mir das gerade nochmal durchgehen, das mit dem Apfel. Löwen fressen sowas ja bekanntlich nicht, das würde in freier Wildbahn ja niemals so funktionieren. Nun müsse ich nur noch die Station mit der Riesenschlange schaffen und selbst ein Tier werden und dann dürfte ich meine Reise fortsetzen. Ja, ob ich denn nicht gewusst hätte, dass heute "Action-Safari-Tag" bei der Bahn sei? Das hätte doch an den Bahnhöfen ausgehangen, dass an den verschiedensten Orten im Bundesgebiet lustige Tier-Events stattfinden. Das hatten wir auch nicht gewusst, sagen die Löwen in der Schluklasse. Vorne sitzen ein paar jüngere, die das Spiel sichtlich amüsant finden und begeistert Einsatz zeigen. Auf den hinteren Bänken hat sich ein unglückliches Rentner-Grüppchen gebidet, das eigentlich nach Süddeutschland reisen wollte und nun befürchtet, zu spät bei seinen Lieben anzukommen und sowieso nicht versteht, welche seltsamen Dinge in der heutigen Zeit so geschehen. Alle sind froh, wenn die Löwen-Session, um 16 Uhr vorbei ist.
29
August
Geld ist Geil
Oft beschworen, jetzt wirklich war: Billigprodukte nach dem Geiz ist geil Schema zu bewerben zieht nicht mehr. Die Hypovereinsbank setzt sich konsequent an die Spitze des neuen Geld-ist-Geil-Trends und wirbt offen mit dem Slogan "Null Euro sind uns nicht genug!". Das heißt ja wohl, sie wollen mehr.
28
August
Hochzeitsnachlese
Die Hochzeit hat gewirkt: Seit ihr tun mir alle Menschen leid, die älter sind als ich und noch keinen Partner fürs Leben gefunden haben. Außerdem halte ich es für etwas ganz besonderes, geheiratet zu haben. Zwei wunderschöne Fehlansichten, die eben keine Irrglauben sind, weil das semantisch nicht passt.
... ältere Stories
|