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... neuere Stories
27
Juli
So viel Wärme
Ich schäme mich für meinen gestrigen Eintrag! Nicht die Schüler müssen etwas lernen, dass die Welt komplexer ist, sondern ich, dass sie einfach sein kann. Sie tut das zum Beispiel dann, wenn unbedingte, echte Herzlichkeit und - Phrase hin oder her - völlige Abwesenheit von Effizienzdenken herrschen. Es gibt Menschen die das können und die sind beneidenswert und außerdem die besseren Menschen. Absolut unerwartet wurden wir mit Blumen, Schokolade, einem Dank-Gedicht und, besonders toll, mit einer Karikatur beschenkt. Ich war sprachlos, was bei mir selten vorkommt! Das Nachtreffen ist schon angesetzt. Eine liebenswürdigere Welt ist möglich und ich kann Teil von ihr sein.
26
Juli
Bilanz
Ich bin unzufrieden mit meinem Schülerseminar. Nein, ich bin eher unzufrieden mit mir. Die Schüler waren begeistert, wurden ob des morgigen Endes gar sentimental. Wollen ein Nachtreffen. Fanden die Inhalte und die Atmosphäre gut. Glauben, etwas gelernt zu haben. Ich finde die Schüler toll. Sind klasse Typen, die in Paketlagern arbeiten, Frauenfußball oder Bassgitarre spielen, Herr der Ringe-Fans sind, Mathe-Nachhilfe geben und Schlagzeugunterricht. Ganz besonders toll, wie sich hier 7 fremde Jugendliche in einem Philosophie-Seminar kennengelernt haben. Mit welcher Wärme und Selbstverständlichkeit sie sich jetzt beim Vornamen nennen und überhaupt, wie sie miteinander reden. (Meine Uni-Studenten sieze ich und weiß nach dem ersten Seminar nicht, ob das jetzt gut oder schlecht war.)
Doch leider hätte ich das Schüler-Seminar selber nicht toll gefunden und könnte niemand so beim Namen nennen, wäre ich zehn Jahre jünger und Teilnehmer anstatt Dozent gewesen. Als Dozent hätte ich gerne den thoughen Bastard gespielt gehabt, der dem Laberphilosophen, der über Liebe reden wollte, zeigt, was eine analytische Harke ist. Doch so kann man kein Seminar aufbauen. Ich muss das ja irgendwie mittragen und kann auch begeisterte Schüler, die eine Woche ihrer Ferien opfern und sogar Geld für das Seminar bezahlen, nicht vergraulen. Und so völlig falsch finde ich es eben auch nicht, wenn sich tolle Leute treffen und jeder seine Meinung zu der Liebe sagt. Deshalb war ich nett. Und verständnisvoll. Doch deshalb haben die Schüler nichts kapiert. Nun gut, es gab einzelne Momente des Glücks, in denen ich das Gefühl hatte, irgendein zentraler Unterschied wäre verstanden worden. Argumente hätten ihre Kraft entfaltet. Bei der Planung der Abschluss-Präsentation merke ich aber, dass dem wohl nicht so war, weil leider Sätze fallen, wie "aktive und passive Sterbehilfe ist das gleiche" und auch leider kaum ein guter Satz. Kurz: Es wurde gelabert was das Zeug hält. Es wird mir immer klarer: Argumente ziehen nicht. Auch bei schlauen Menschen. Außerdem denken die Schüler immer noch, gegen Kommerz und Sexismus zu sein, wäre eine kritische Haltung. Aber da hege ich, wie gesagt, keinen Groll. Solch phrasische Einigkeit ist bei Schülern in Ordnung, wenn sie irgendwann lernen, dass die Welt komplexer ist.
Nachtrag
Es gibt nicht nur immer noch erstaunliche Friseurnamen, man kann sogar immer noch über sie schreiben. Heute bei Harald Martenstein.
25
Juli
Friseurnamen können doch noch originell sein
Pony und Kleid ist einfach richtig gut. Jaja, rümpfen Sie jetzt ruhig die Nase und fordern Sie Namen wie Friseursalon Meier. Denken Sie dann aber in ein paar Monaten noch einmal nach, ob Pony und Kleid nicht doch ein guter Name ist. Fürderhin bin ich der Meinung, dass der Unterschied zwischen Schiffen und Fähren nicht hinreichend klar ist.
24
Juli
Immer wieder erstaunlich
Es gibt keinerlei notwendigen Zusammenhang zwischen Schreiben, Reden und Lebensart.
23
Juli
Bezaubernd, ziellos, jung
Mein Schülerseminar hat begonnen und ich erlebe den Zauber der Jugend: Völlig glatte, unverdorbene Mädchengesichter des Jahrgangs 1990 machen sich Gedanken über die Liebe und ab morgen auch über analytische Philosophie. Beneidenswert ist vorallem die scheinbar völlige Offenheit der jungen Lebensläufe. Zwei Jahre vor dem Abi wurde noch kein Pfad eingeschlagen, zumindest kein von außen erkennbarer. Zwei Jahre vor dem Abi kann man Bildung noch völlig ziellos aufnehmen. Sowieso kann man zwei Jahre vor dem Abi fast jede Banalität wichtig finden und braucht von mir dafür nicht den leisesten Groll zu fürchten.
22
Juli
Antwort
Neulich in der Prüfung:
"Na, dann nennen Sie doch mal einen bekannten Rationalisten!" "Ähh, tja, hmm, ahhh: DeCogito! Oder?"
21
Juli
Retro
Bei Lego ist jetzt auch der Retro-Trend ausgebrochen. Es gibt den "Raumkreuzer", den "Vierspitzigen" und die "Glaxisdrohne" in einer leicht aktualisierten Neuauflage. Bald.
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